Ötztaler Radmarathon 2012 – So war’s

Im Ziel nach 8h:11min

Zum zweiten Mal gefahren, zum zweiten Mal gescheitert. So lässt sich der vergangene Sonntag am besten beschreiben. Bin ich voriges Jahr an technischen Defekten gescheitert, so war heuer schon am Tag davor mit der Startnummernabholung und der uneinsichtigen Rennleitung, die mich nicht aus dem 1. Startblock starten liess, ein wirklich gutes Ergebnis nicht mehr möglich. Aus der schlechten Ausgangsposition noch das beste rauszuholen, habe ich dann selbst vereitelt indem ich wieder einmal zu früh zu viele Kohlenhydrate verschossen und mich obendrein ungenügend ernährt habe.

Rennverlauf

Obwohl ich mich schon um 6 Uhr im Startblock 2 angestellt habe (6:45 Startschuss), bin ich erst 7 min hinter  den Ersten über die Startlinie gerollt. Hinunter nach Ötz ging es dann – eigentlich unerwartet – stressfrei, aber mit wesentlich mehr Energieaufwand als voriges Jahr im ersten Startblock und auch um 2 Minuten langsamen. Über das Kühtai dann im kräfteraubenden Slalom hoch, erst ab Ochsengarten wurde es etwas weniger verstopft und rhythmischer. Letztlich war es aber ein Fehler am Kühtai so schnell zu fahren, da die richtig guten Gruppen, die mich kräfteschonend und schnell auf den Brenner gebracht hätten, ohnehin nicht mehr erreichbar waren. Mit 1:02:23 war ich dort letztlich sogar etwas schneller als im Vorjahr und wäre – rechnet man den Slalom, die verstopften Strassen und etwas Windschatten ein – mit den gleichen Leistungswerten aber aus dem ersten Startblock gestartet, vermutlich gut vorne dabei gewesen.

Die Abfahrt vom Kühtai war Gott sei Dank unspekatuklär, die Strassen und das Wetter allgemein viel trockener als erwartet. Rauf auf den Brenner war meine Gruppe auch wesentlich stärker und schneller als voriges Jahr, leider habe ich mich trotzdem zu viel Tempoarbeit verleiten lassen und habe, anstatt zu rasten und zu essen, erst wieder draufgedrückt und KHs verbrannt anstatt angehäuft.

Das hat sich dann am Jaufen Pass gerächt. Unten rein ist es noch wunderbar gegangen. Ich bin mein geplantes Tempo mit Rund 240-260 Watt gefahren, als plötzlich knapp nach der Hälfte die Leistung binnen 10min auf 200W abgefallen ist. D.h. Kohlenhydratspeicher leer! Bis dahin bin ich ca. 4h:30min gefahren und hatte 3600kcal verbraucht. Zu mir genommen habe ich nur rund 700kcal KHs. Ergibt eine Differenz von 2900kcal. Zieht man noch die maximal 300kcal, die pro Stunde – bei optimaler Ausnutzung  – aus der Fettverbrennung kommen können ab und berücksichtigt, dass am Kühtai kaum etwas aus der Fettverbrennung kam, da ich zu nahe an der Schwelle gefahren bin (= 3,5*300 + 0,5*300 = 1200kcal), dann bleiben noch 2900 – 1200 = 1700kcal. Das entspricht ziemlich genau den 400g KH’s bzw. 1600kcal, die der menschliche Körper speichern kann. Es war also „errechenbar“, dass ich mit der Fahrweise und Ernährung dort eingehen würde.

%VO2max korreliert im Berreich 65%-90% gut mit der HRR (= heart rate reserve = Maximalpuls – Ruhepuls). Für maximale Fettverbrennung müsste ich im Bereich 65% VO2max fahren. Das heisst 187 (Max. Puls) – 42 (Ruhepuls) = 145 * 0,65 = 94 + 42 (Ruhepuls) = 136 = L2 bzw. 200-220W.

Für die letzten 4h war daher Notmodus angesagt. Das heisst bei mir ca. 200W fahren (ca. 700kcal/h), da dort die Fettverbrennung maximal arbeitet und ich den Rest aus der laufenden KH Aufnahme (Trinken, Gels) decken kann. Das habe ich dann auch gemacht, in der Abfahrt vom Jaufen die Speicher etwas aufgefüllt und im Anstieg zum Timmelsjoch von Anfang an darauf geachtet nicht wesentlich über 200W zu fahren. Hat an sich auch gut geklappt und dafür, dass ich am Jaufen mit komplett leeren Speichern fast vom Rad gefallen wäre (Das Hirn arbeitet nur mit Energie aus KH’s, nicht mit Fett!), habe ich mich noch mit Würde übers Timmelsjoch gerettet.

Die Abfahrt vom Timmelsjoch war dann das eigentlich Highlight: Regen, kalt, Gegenwind (Sturm), keine Gruppe. Mir wurde eiskalt und obwohl ich mehr Watt getreten habe als im Vorjahr, habe ich fast 5min ins Ziel verloren. Dort ging es dann schnellstmöglich unter die Dusche. 8h:11min, Platz 118. Immerhin das Minimalziel unter 8h:20min zu bleiben und damit die Qualifikation für den 1. Startblock im kommenden Jahr, hatte ich erreicht.

Für nächstes Jahr brauche ich eigentlich nur eines zu trainieren: Mich richtig zu ernähren und mir die Kräfte sinnvoll einzuteilen. Wie’s richtig geht hat mir wieder einmal Guiseppe Piemontese vorgezeigt, der voriges Jahr beim Highlander etwas langsamer war als ich und dann beim Ötzi grossartige ~7h:40min gefahren ist. Heuer war er als gesamt 10. nach 7h:21m im Ziel. Wahnsinn!

Leistungsdaten (P2M):

Gewicht ~67kg, FTP ~310W. Einen genauerer Vergleich meiner 2011er Werte (Powertap SL+) zu den 2012ern (Power2Max) muss ich noch machen – im speziellen hinsichtlich Temperaturdrift.

Ötztaler Radmarathon 2011

Leider ist’s nicht ganz nach Plan gelaufen. Wetter war ein Traum und ich habe mich gut gefühlt, aber schon 30km nach dem Start ca. 300m vor der Einfahrt nach Ötz war mit einem Knall (Reifenplatzer – Schlauch, Mantel & Felge defekt) das Ziel „unter 8 Stunden bleiben“ in unerreichbare Ferne gerückt. Alle ca. 4.200 Teilnehmer fuhren an mir vorbei bis endlich nach 37 Minuten und 2 Serviceteams mein Rad wieder flott war und ich als letzter in den Anstieg zum Kühtai einbog. Rund 5 Minuten hinter dem Schlusswagen, die Matte für die Zeitnehmung wurde schon abgebaut und war außer Betrieb.

Damit waren auch jegliche strategische Überlegungen hinsichtlich Gruppen- und Windschattenfahren hinfällig. Ich rechnete mir aus, dass ich ca. 30min verloren hatte und setze mir 8:30 als neues Ziel. Das wäre immerhin noch die Qualifikation für den 1. Startblock 2012. Im Slalom ging es recht unrythmisch – da die Strasse oft verstopft war – das Kühtai hoch und oft im Schneckentempo zwischen anderen Radlern hindurch wieder runter. Ich habe extra versucht übers Kühtai Tempo zu machen, damit ich dann vielleicht im Flachen bzw. am Brenner eine Gruppe finde und auch etwas Windschatten fahren kann. Das war aber leider nur sehr selten der Fall, daher bin ich den Brenner fast alleine hoch und war umso überraschter als ich danach sah, dass es die 4. schnellste Zeit unter allen Teilnehmern war.

Hinunter zum Jaufen ging es dann aber doch erstmals in einer Gruppe. Ich konnte mich etwas ausrasten, trinken & essen. Daher fuhr ich frohen Mutes unten in den Jaufen rein, recht konstant mit 265W hoch, bis es dann in der Mitte des Anstiegs plötzlich „Ding!“ machte und am Hinterrad eine Speiche riss. 2 Pausen und 2,5min später war die Speiche dann so verbogen und ins Rad gewurschtelt, dass sie nicht mehr störte. Allerdings war ich extrem demoralisiert und verunsichert, fuhr nur mehr locker weiter und wollte eigentlich am liebsten sofort absteigen und aufhören. Oben angekommen lies ich mir am Mavic Stand die Speiche ganz rausschneiden und fuhr die Abfahrt mit selbst auferlegtem Sicherheitstempo von max. 40km/h runter. Leider hatte ich dadurch nicht nur 3,5 Minuten durch Reparaturen und 7min durch die langsame Abfahrt verloren, sondern auch ganz auf die Ernährung vergessen.

Das rächte sich am Timmelsjoch. Unten bei der Einfahrt hatte ich mich mental wieder im Griff, war motiviert und fuhr den ersten Abschnitt mit ca. 245W hoch. Oben wurde dann aber die Kraft immer weniger – der Kohlenhydratspeicher waren wohl leer – und lediglich etwas über 200W kamen noch am Asphalt an. Letztlich schaffte ich’s aber doch noch unter 2 Stunden drüber und schoss – diesmal wieder in einer Gruppe – dem Ziel entgegen. Nicht sonderlich intelligent, aber diesmal wollte ich nicht wieder mit 40km/h runterrollen.

Fazit: Nur die Hälfte vom Plan gegessen und getrunken (2l + 4 Gels = 400g Kohlenhydrate = 1600kcal), aber mehr Energie verbraucht als geplant (6200kJ = ca. 6200kcal). Das war nicht ideal. Vom Pacing her habe ich mich an sich ziemlich genau an die modifizierte 8 Stunden Variante gehalten, leider war kaum Windschatten da, der mir die notwendige Erholung und Zeit für die Nahrungsaufnahme gebracht hätte. Trotzdem wäre vermutlich eine Zeit unter 8 Stunden kein Problem gewesen. Das Idealszenario hat Guiseppe Piemontese, mit dem ich mich vor 2 Wochen beim Highlander am Faschinajoch duelliert habe und dem ich letztlich 5min bis ins Ziel abgenommen habe, vorgemacht: 33. Platz in 7:40:21. Leider ist aus dem vereinbarten „See you at the Ötzi!“ nichts geworden. Dann eben nächstes Jahr!

Leistungswerte der einzelnen Abschnitte (Powertap):

Foto vom Reparaturdepot nach dem Rennen: Ich war nicht der Einzige mit der NoTubes ZTR 340 Felge, den es erwischt hat. Von 5 Laufrädern die dort lagerten war „zufällig“ genau das gleiche wie meines dabei.

Doping im Amateurradsport

Da sich gerade mein ein paar Jahre alter Artikel über das Postalmbergrennen 2013 in den Top Beiträgen rechts ganz nach oben arbeitet (Top Ergebnis auf Google, wenn man nach „Nösig Doping“ sucht) und allgemein in das Thema seit dem letzten halben Jahr ordentlich Bewegung hinein gekommen ist, es aber nirgends eine Sammlung mit Links und Infos gibt, versuche ich hier die interessantesten Fakten (mit Bezug auf Österreich bzw. den Alpenraum) zusammenzutragen.

2010 – 2014

Ich bin 2010 mein erstes Rennen gefahren, hatte davor – ausser als interessierter Zuschauer von Tour de France, Giro & Vuelta – wenig mit Radsport zu tun. Natürlich bekommt man die Dopingprobleme im Profibereich mit, aber wie es damit im Amateurbereich aussieht, war mir völlig fremd. Daran hat sich im Laufe der Jahre auch nicht viel geändert, ausser dass einem laufend Gerüchte zugetragen werden und man bald einmal mitbekommt, dass das Thema Doping auch bei den Amateuren allgegenwärtig ist. Vor allem durch die Einstellung „Letzte Woche/Monat/Jahr habe ich XYZ noch abgehängt und jetzt ist XYZ schneller als ich. Der muss was genommen haben!“. Das wird dann über 3 Ecken weitererzählt und irgendwann hat jeder von jedem schon einmal gehört, dass er gedopt ist.
Wie es wirklich damit steht bleibt großteils verborgen, unter anderem weil scheinbar nicht oder nur wenig getestet wird. Die Liste sanktionierter Fahrer laut ÖRV führt zwar einige Amateure, aber mir sind mit Ausnahme der Wachauer Radtage (ÖM Marathon) bzw. der UCI Amateur WM in Trento 2013, keine Rennen mit Dopingkontrollen aufgefallen. 2014 hat sich das geändert. Erstmals gab es Kontrollen und es hat auch gleich ein paar Fahrer erwischt und hier beginnt nun auch die Faktensammlung.

2014

Juni:
Bei der ÖM Amateur Strasse in Grafenbach bin ich gerade in den Startvorbereitungen für das Amateurrennen, als die ersten drei (Ergebnisliste) und zwei zufällig geloste Fahrer des soeben zu Ende gegangenen Master I Rennens zum Dopingtest gerufen werden. Beim Amateurrennen gibt es keine Dopingtests.

August:
Der Tiroler Amateur Christoph Kluge schreibt auf seinem Blog einen Beitrag über Doping im Amateurradsport. Der Beitrag findet über Facebook auch den Weg in die Tiroler Tageszeitung und somit auch ein breites Publikum.

September:
Auch bei der ÖM Berg der Amateure (Ergebnisliste) finden Dopingtests statt.

November:
Die Ergebnisse der Tests der ÖM Strasse liegen vor. Die Österr. Anti-Doping Rechtskommision spricht am 3.11. eine Suspendierung für Michael Schwarzäugl und einen weiteren Fahrer aus. Bei beiden ist es zu Unregelmässigkeiten gekommen, die Proben sind mit „Surfactants“ (Seife, Waschmittel o.ä.) verunreinigt. Bei Schwarzäugl wurden zusätzlich noch „Etiocholanone“ (Doping mit Testosteron, Wirkung von Anabolika/Testosteron) gefunden. Er gibt danach die Einnahme eines unerlaubten Mittels („Hormonpräparat meines an Prostatakrebs erkrankten und mittlerweile verstorbenen Großvaters“) im bikeboard.at Forum offiziell zu.

Die Veranstalter der Centurion Challenge, bei der Schwarzäugl mit gefahren ist, reagieren prompt, streichen ihn aus ihren Ergebnislisten und hinterlassen folgendes Statement auf der Homepage: Die CENTURION Mountainbike Challenge steht für eine absolute Nulltoleranz gegenüber Doping! In allen Rennen der CENTURION Mountainbike Challenge wird allen Fahrern, egal in welcher Radsportsparte und egal welcher anderen Sportart sie wegen Dopingvergehens gesperrt sind, der Start verweigert.

Dezember:
Das Verfahren gegen Schwarzäugl ist abgeschlossen, er wird für 2 Jahre (bis 27.6.2016) gesperrt (Pressemitteilung der Anti-Doping Rechtskommision).

Robert Massot (Frankreich, 59), Sieger der M55-59 Kategorie (Ergebnisliste), wurde am 31.8.2014 bei der UCI Amateur WM 2014 in Laibach positiv auf Anabolika getestet und wird von der UCI vorläufig suspendiert (Liste der vorläufigen Suspendierungen).

2015

Jänner:
Neuerlich sorgt ein Bericht in der Tiroler Tageszeitung für Aufsehen. Es wird kein Name genannt („Name der Redaktion bekannt“). Der positive Test stammt laut TT von der ÖM Berg im September. Konkret fällt der Verdacht auf den Sieger Emanuel Nösig, der auch schon die ÖM Zeitfahren der Amateure im August gewonnen hat, beim Ötztaler Radmarathon 2014 Zweiter wurde und bei zahlreichen anderen Radmarathons Siege bzw. Podiums Platzierungen eingefahren ist.

Februar:
Der Verdacht wird durch die Veröffentlichung der überarbeiteten „Liste der sanktionierten Fahrer“ auf der Homepage des Radsportverbandes bestätigt: Suspendierung ab 1.2.2015 wegen Fundes von Furosemid + Anabol-androgenes Steroid – Testosteron (Wirkung von Anabolika/Testosteron, Wirkung von Furosemid).

Gegenüber dem Tour-Magazin spricht Nösig davon, „dass er nur vergessen habe ein Medikament anzugeben und es keine leistungssteigernde Substanz sei.“. Die Pressemitteilung der Anti-Doping Rechtskommission wird etwas deutlicher: „Die Analyse dieser Probe ergab das Vorhandensein von verbotenen Substanzen, nämlich Furosemid und 5aAdiol und/oder 5bAdiol, wobei Furosemid als spezieller Wirkstoff für die Frage einer Suspendierung unerheblich ist.“ In einem weiteren Bericht des Tour Magazins wird versucht die Leistungssteigerung anhand seiner Zeiten beim Ötztaler Radmarathon von 2008 bis 2014 zu veranschaulichen.

Ernst Lorenzi, der Organisator des Ötztaler Radmarathons, reagiert in einer Stellungnahme gegenüber der Tiroler Tageszeitung prompt und kündigt an auch in Zukunft keine Dopingtests durchführen zu wollen: „Es werden auch weiterhin keine Dopingkontrollen von uns organisiert. Aber die Tester können jederzeit kommen.“ Seine Erklärung: Die Top drei zu testen bringe nichts, auch dahinter sei unerlaubte Leistungssteigerung möglich. Sein Credo: „Beim Ötztaler fährt jeder für sich alleine. Und wenn einer so blöd ist und sich hinmachen will, soll er das tun.“ Bis zum Ende seiner Suspendierung (oder Sperre) dürfe Nösig nicht bei ihm starten.

Die Veranstalter des Race Around Austria zeigen sich hingegen in einem Kommentar auf Facebook zufrieden damit einen anderen Weg eingeschlagen zu haben. Michael Nußbaumer: „Nach all diesen Vorkommnissen bin ich richtig froh darüber, dass wir uns beim Race Around Austria dazu entschlossen haben, zu testen…. Klar kostets Geld (es ist aber keineswegs unleistbar), und ein möglicher positiver Test schadet medial, aber das ist alles Ansichtssache. Ein positiver Test ist vor allem ein Erfolg der Kontrolleinrichtung, er schützt die sauberen Sportler und er bereinigt die Szene.“

Mai:
Das Verfahren gegen Emanuel Nösig ist abgeschlossen: Vorhandensein des exogen verabreichten und verbotenen Wirkstoffs „5aAdiol“ und/oder „5bAdiol“ (S1.1b Anabol-androgenes Steroid – Testosteron) sowie des verbotenen Wirkstoffs „Furosemid“ (S5. Diuretika und Maskierungsmittel) beim In-Competition Test am 14.9.2014 führt zu einer 2 jährigen Sperre wirksam ab 1.2.2015 bis 31.1.2017 (Pressemitteilung der Anti-Doping Rechtskommission).

Wie die Tiroler Tageszeitung berichtet, wird nun auch beim Ötztaler Radmarathon über Dopingkontrollen nachgedacht.

Die NADA testet bei den Österreichischen Meisterschaften Strasse der Amateure sowie Master1 in Amstetten jeweils die Top 3 Fahrer. Als Zweiter bin auch ich dabei und absolviere erstmals eine Dopingkontrolle.

Juni:
Beim Glocknerkönig werden von der NADA Dopingtests an zumindest zwei österreichischen Athleten (Klaus Steinkeller und ein weiterer Fahrer) durchgeführt.

August:
Die Anti-Doping Rechtskommission veröffentlicht den Abschluss von Verfahren gegen die Fahrer Branko Grah (8 Jahre) , Christian Isak (2 Jahre), Werner Nindl (4 Jahre) und Christof Kerschbaumer (lebenslang) die allesamt wegen Vergehen (EPO, Testosteron, Weitergabe von Dopingmitteln…) aus den Jahren 2007-2009 gesperrt wurden. Von den gesperrten Personen ist mir persönlich nur Christian Isak (Zweiter beim Neusiedlersee Radmarathon 2014) bekannt. Branko Grah sammelte in den letzten Jahren einige Erfolge bei diversen Amateurrennen (Masters, Radmarathon, XC)Pressemitteilung der Anti-Doping Rechtskommission.

Ein paar Tage vor dem Ötztaler Radmarathon wurde bekannt, dass Roberto Cunico (ITA), der Sieger dieser Veranstaltung 2013&2014, beim Granfondo Sestriere am 2.8. einen positiven Dopingtest (EPO) ablieferte. Er wird daraufhin kurzfristig von der Startliste des Ötztalers gestrichen. Der Ötztaler Radmarathon selbst verkommt zu einer Farce: Es gewinnt Enrico Zen (ITA), der Schwager und Edelhelfer von Cunico, vor drei weiteren Italienern. Im Ziel erklärt er unter Tränen: „Schade, dass Roberto nicht hier ist“ (Tiroler Tageszeitung). Dopingkontrollen gibt es keine.

November:
Die Anti-Doping Rechtskommission verkündet in einer Pressemeldung eine 2 jährigen Sperre bis 12.10.2016 für einen weiteren Masters Fahrer der ÖM von 2014 wegen „unzulässiger Einflussnahme auf die Integrität und Validität der Probe (M2 1. WADA Prohibited List 2014), nämlich das Vorhandensein von „Surfactants“ (Tensiden) in erheblichem Ausmaß“. D.h. die Probe war mit Putzmittel/Seife verschmutzt und konnte nicht ausgewertet werden.

2016

März/April:
Bei den ersten Saisonrennen der Amateure in Leonding und Wels (Kirschblütenrennen) werden Dopingtests an einigen top platzierten Fahrern durchgeführt. Dabei wird bei Lukas Hofer (Sieger in Wels, 2. in Leonding) die unerlaubte Substanz Oxilofrin gefunden und er mit 9.5. vom ÖRV vorläufig suspendiert.

Juli:
Die Antidoping Rechtskommission spricht vorläufige Suspendierungen gegen Martin Walder (EPO, Cortison, Insulin, Eigenblutdoping, Glukoseinfusionen sowie Handel mit EPO und Testosteron) und Simon Schupfer (Cortison, Glukoseinfusionen) aus. Die beiden Osttiroler fuhren 2015 bei der Bike Transalp im Team auf den 12. Platz.

August/September:
Beim Ötztaler Radmarathon gibt es wieder keine Dopingkontrollen. Über den Sieger Bernd Hornetz ergießt sich der übliche Doping-Verdachts-Shitstorm (Mutanten im Ötztal, Der Traum des ÖRM und seine Gerüchteküche).

Anders beim Zeitfahrklassiker King of the Lake. Die Veranstalter heuern die NADA an und neben Sieger Igor Kopse werden auch Tobias Erler und Wolfgang Eibeck unmittelbar nach der Zielankunft zum Dopingtest gebeten. Wie sich 3 Wochen nach dem Rennen herausstellt hat Igor Kopse den Dopingtest verweigert, weil er ein unerlaubtes Medikament (Daleron Cold 3) gegen eine aufziehende Erkältung zu sich genommen hat und keinen positiven Test abliefern wollte. Dies begründet er im Detail in einem sehr ausführlichen Statement auf Strava (Da auf Strava etwas schwer aufzufinden habe ich den Text hier rauskopiert) noch bevor es eine offizielle Veröffentlichung der NADA gibt. Die Veranstalter reagieren prompt mit einem Statement auf Facebook in dem sie eine Ergebniskorrektur nach dem Abschluss des Verfahrens durch die NADA/SLOADO ankündigen. Auch die SLOADO reagiert rasch, spricht eine 4 jährige Sperre aus und erklärt das Verfahren als abgeschlossen. Er wird daraufhin aus den Ergebnislisten des King of the Lake gestrichen.

2017

Mai:
Beim Leithaberg Radmarathon taucht die NADA auf und führt Kontrollen durch. Getestet werden aber nicht die Sieger, sondern 10 zufällige ausgewählte Athleten/-innen der langen Strecke.

August:
Diesmal gibt es erstmals beim Ötztaler Radmarathon Dopingkontrollen der NADA. Getestet werden ausschließlich österreichische Teilnehmer, darunter unter anderem Markus Feyerer, Daniel Pechtl, Markus Hertlein und Patrick Hagenaars. Aus den Top 3 (2x IT, 1x DE) wird niemand getestet.

September:
Beim KOTL (King of the lake) gibt es wieder die vom Veranstalter beauftragten Dopingtests an 3 von der NADA aus einem Pool von ~30 Fahrern ausgewählten Athleten.

Im Jahr 2017 kam es aus den oben genannten Tests zu keinen Suspendierungen oder Sperren. Allerdings wurden dennoch zwei Radsportler gesperrt: Christoph Pusterhofer (Besitz von Meldonium, 4 Jahre, Pressemeldung) und der Elite Fahrer Lucas Schwarz (EPO, 4 Jahre, Pressemeldung)

2018

Mai:
Bei den Österr. Meisterschaften der Amateure Strasse in Grafenbach testet die NADA die ersten 3 (Oberngruber, Geretschnig, Mick).

Seit 2018…

… ist es sehr ruhig geworden rund um (positive) Tests bei Amateurrennen in Österreich. Es ist wohl auch die Anzahl der Tests zurück gegangen, da es wenig konkrete Anlässe gab auffällige Personen „rauszutesten“.  Die Situation bei Großveranstaltungen hat sich ebenfalls nicht geändert. Die Veranstaltungen, die positiv herausstechen tun das nach wie vor, genauso wie jene, die das Thema ignorieren und dadurch negativ auffallen.

Auf Facebook hat sich zu diesem Beitrag eine umfangreiche Diskussion ergeben in der sich auch einige bekannte Namen aus der Österr. Amateurszene zu Wort gemeldet haben.

Links:
Liste der vorläufig sanktionierten bzw. gesperrten Sportler – NADA
Listen der vorläufig sanktionierten bzw. gesperrten Fahrer – UCI / Weltverband
Pressemitteilungen der Österr. Anti-Doping Rechtskommision
Dopingfälle im Radsport – Wikipedia

P.S.: Meine persönliche Meinung zu Doping im Hobbysport ist hier zwar nicht relevant, falls es doch wen interessiert hier ein Link dazu.

Leistungsmesser – Linksammlung

Da ich im Laufe der Zeit immer mehr Links und Dokumente zu dem Thema Leistungsmesser (Powermeter) zusammengetragen habe und diese auch immer wieder Freunden weitergeschickt habe, fasse ich hier das Wichtigste in einem Artikel zusammen, damit ich fortan nur mehr einen Link verschicken muss.

Grundlagen – „Die Powermeterbibel“

Das Standardwerk, das eigentlich jeder der sich mit dem Thema beschäftigt gelesen haben sollte, ist das Buch „Training and Racing with a Powermeter (Deutsch)“ (Englische Kindle Edition) von Hunter Allen & Andrew Coggan. Das Buch gibt es mittlerweile in der 2. Edition auch auf Deutsch. Die wichtigsten Teile findet man in dem recht gut zusammengefassten deutschen PDF „Training und Rennen mit einem Leistungsmesser“ .

Weiters gibt es auch ein englisches PDF „Racing by Power„, welches das Thema sehr gut zusammenfasst und nicht nur die wichtigsten Infos enthält, sondern darüber hinaus auch einen Trainingsplan sowie ein Schema für die Jahresplanung nach dem sehr simplen Modell von Lydiard.

Aus den oben genannten Artikeln sollte man unbedingt die Begriffe FTP, IF, TSS, PMC, CTL, ATL und TSB  mitnehmen und verstehen, da diese immer wieder vorkommen und sonst das Verständnis der weiterführenden Artikel sehr schwer ist.

Software

WKO4 & WKO+ 3 – Die umfangreichste und beste Software zur Auswertung, nur Windows, Kostet ~$130, Demo kostenlos für 2 Wochen.

Golden Cheetah – Freeware für Linux, OSX/Mac und Windows. Bietet ähnliche Funktionen wie WKO+ v.a. auch PMC Chart (auf Basis BikeScore/TRIMP)

Strava – Facebook der Radfahrer und Läufer. Auswertung und Vergleich von Trainings- und Renndaten.

Beiträge von mir:

FTP Bestimmung – Artikel von mir über die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Bestimmung der FTP.

MAP Test (Stufenleistungstest) – Wie man Indoor FTP bzw. maximale aerobe Leistungsfähigkeit testen kann.

Trainingszonen Bestimmung (Puls&Watt) – XLS Sheet zur Bestimmung der Trainingszonen nach den Systemen von Friel, Coggan sowie dem klassischen deutschen Modell.

Jahresplanung mit CTL & TSS & CTL, ATL, TSB erklärt – Excel Template zur Trainingsplanung und Erklärungen zum Performance Management Chart (PMC)

Was geht (noch)? & Was wäre wenn – Um wieviel kann man sich durch Training bzw. Doping verbessern.

Qualität statt Quantität & Neunzig Prozent – Trainingsmethode für effizienteres Radtraining mit Leistungsmesser.

Pacing Strategie für den Ötztaler Radmarathon – Artikel von mir auf bikeboard.at. Link zur online Version des Ötzi Pacing Sheets.

Auf der Rolle 124 & 5Auf der Rolle 2014/12014/2, 2015/1, 2015/2, 2016/1, 2016/2 – Artikelserie rund um Indoor Trainingsmethoden, -tools, -hardware und -software.

Sammelartikel zum Thema Doping im österreichischen Amateurradsport

Kunterbunte Links

The next Level – Pro Coach Hunter Allen darüber, wie man sich auf ein neues Level pusht. Immer wieder gut zu lesen (auch für die gequälte Ehefrau/Freundin).

Powerprofiling – Der Vergleich mit Schleck, Cancellara, Contador & Co.

Grundlagen von Allen & Coggan – Kostenlos auf der Webseite von Allen & Coggan verfügbare Grundlagen zum Training mit einem Leistungsmesser.

Wattage Google Group – Sehr umfangreiche Mailingsliste mit über 8000 Empfängern (inkl. Coggan & Allen) und riesigem Archiv. Leider relativ unübersichtlich.

How Aero is Aero? – Wieviel Watt kann man sich durch einen Zeitfahrhelm ersparen? Welches Aero Equipment hat das beste Preis-/Leistungsverhältnis?

Wie genau ist mein Powertap? – Artikel, wie man die Kalibrierung seines Powertap Leistungsmessers mit einem Garmin Edge 500/800 überprüfen kann.

Leistungsdaten der Tour de France 2014 im Überblick

Materialnot

Die letzten Monate waren wie verflixt. Als ob die Verletzung nicht gereicht hätte, hat sich nach und nach auch noch einiges an Material aufgelöst: Rahmenbruch bei meinem Scott, Speichenriss bei meinem Powertap Pro+ Laufrad, Schuhe kaputt, Edge 800 inkl. Brustgurt wollten nicht mehr … Mittlerweile ist wieder (fast) alles in Ordnung und nach ein paar „Motivationsrennen“ auch das Vertrauen in’s Material und die eigenen Wadeln wiederhergestellt. Der Ötzi kann kommen. Aber alles der Reihe nach:

2012er Renner reloaded

Wie oben schon erwähnt, ist bei meinem Scott Rahmen durch den Sturz das Oberrohr gebrochen. Kurzfristig fand sich niemand, der es reparieren wollte („zu riskant“), daher musste ein Ersatz her. In einem (kaum) gebrauchten Cannondale Supersix Evo 1 Dura Ace, dem laut Tour Bericht „besten Rad der Welt“, war rasch Abhilfe gefunden. Zusammen mit den Zipp 404 Firecrest, die den Sturz ohne Probleme überstanden hatten und der Rotor Kurbel mit Power2Max, war das neue 2012er Rad damit komplett. Die ersten Meter bestätigten sofort was ich bisher aus Tests gelesen hatte: Super steif und trotzdem komfortabel.

Mit drei vierten Plätzen (Stadtschaining RM, Zweiländer RM, Deutschlandsberg Radsportwoche 1) und einem zweiten Platz (Deutschlandsberg Radsportwoche 2) hat sich das Material auf Anhieb bewährt. Seit der Flucht beim 2. Rennen in Deutschlandsberg bin ich auch mit den Rolleigenschaften & Aerodynamik der Zipps und der Conti Competition Schlauchreifen so richtig happy. Davor war ich zwar mit der Bergaufleistung sehr zufrieden (z.b. ÖM Berg Amateure), aber im Flachen hat irgendwie der letzte Punch gefehlt.

2er Fluchtgruppe mit einem Weisrussen: 310W NP (4,7W/kg) über 1,5h mit 400Hm ergibt 42,6km/h Schnitt, 5min Vorsprung auf das Feld und Platz 2

Cosmic Carbone SL & Powertap Pro+

Mein solidester Laufradsatz bisher, mit dem ich seit Herbst 2010 schon gut 20.000km ohne Probleme abgespult hatte. Kein Höhen- und Seitenschlag und mit den Conti GP4000s auch gefühlt sehr schnell. Bis es Ende Juni in der Abfahrt vom Schöckl „zingg“ gemacht hat und eine Speiche innen bei der Nabe ausgerissen ist. Gekauft hatte ich den Laufradsatz in Deutschland bei Radsport Karbowiak und dorthin habe ich ihn auch wieder retour geschickt. Nach 10 Tagen kam er – auf Kulanz kostenlos repariert – wieder zurück. Top!

No Tubes Alpha ZTR 340 & Powertap SL+

Während der 10 Tage bzw. einem Urlaub in Italien musste ich auf meinen „Problemlaufradsatz“ vom Ötzi 2011 zurückgreifen. Bin zwar den ganzen Winter damit auf der Rolle gefahren, aber so recht das Vertrauen damit im Freien wieder durchzustarten hatte ich noch nicht. Diverse Berichte im Internet (z.B. Tour Forum, Light-Bikes Forum) machten mich auch nicht gerade sicherer. Auf Leistungsdaten wollte ich aber nicht verzichten, daher den LRS montiert, ins Freie geschoben, auf 7,5bar aufgepumpt und wieder ins Haus gegangen die Schuhe anziehen. Als ich raus kam, war die Luft schon wieder draussen und der Hinterreifen platt. Also runter mit den Conti und versuchsweise Michelin Pro 3 Race inkl. klassischem Felgenband aufgezogen. Die gingen zwar extrem schwer drauf, seither hatte ich aber keine Probleme mehr und bin in 3 Wochen über 1000km damit gefahren. Das Vertrauen ist zwar noch nicht zu 100% wiederhergestellt, aber es geht bergauf…

Scott Road Pro

Irgendwas hat’s mit meiner rechten grossen Zehe (oder dem Schuh an dieser Stelle).

von links: uralt (2010&2011), alt (2011&2012), neu (ab 08/2012)

Garmin Edge 800

Letztes Jahr bei der „Kilometerreich“ Marketingaktion von Garmin gewonnen, war mir der Edge 800 inkl. Textilgurt ein treuer Begleiter (v.a. im Winter auf der Rolle), bis an jenem Tag im Juli, als sich ein Gewitter im Foresta Umbra (Gargano, Italien) festgesetzt hatte und ich mir einbildete trotzdem dort durchfahren zu müssen anstatt an der trockenen Küste zu bleiben. Obwohl die Plastikverschlüsse alle zu waren, drang scheinbar Wasser in den Bereich rund um den USB Port ein. Jedenfalls wollte sich der Edge nicht mehr mit dem Computer verbinden und schrieb nur noch „Unbekanntes Zubehör“ (und weitere komische Fehlermeldungen). Weder ein paar Tage liegen lassen, noch ein ausreichendes Sonnenbad oder WD-40 konnten ihn wiederbeleben. Laden ging, auch Fahren konnte man damit normal, nur an den Computer wollte er nicht. Erst der Trick mit dem „in den Massenspeichermodus zwingen“ (= beim Anstecken an das USB Kabel die LAP/RESET Taste gedrückt halten), funktionierte und tut es bis heute. Ohne diesen Trick verbindet sich der Edge nachwievor nicht mit dem Computer. Der Textilgurt gab schon früher, irgendwann zwischen Mai – Juni den Geist auf und wurde weder vom Edge 800 noch vom 500er gefunden. Ein Batterietausch half nichts. Das Problem dürfte häufiger auftreten (sieheLINK Bikeboard). Lösung derzeit noch ausständig – muss wohl Garmin kontaktieren.