ÖM Berg & Glocknerkönig 2012

Das vergangene Wochenende stand ganz im Zeichen der Berge. Am Samstag ging es im Kärntner Diex um den Österr. Meistertitel der Amateure am Berg und am Sonntag beim Glocknerkönig für mich um einen persönlichen davor & danach Vergleich, da der Glocknerkönig das einzige Rennen ist, das ich gefahren bin bevor ich Radfahren regelmässig zu trainieren begonnen habe.

ÖM-Berg Diex

Anders als voriges Wochenende beim Kärntner Radmarathon, ging ich diesmal nach einer Ruhewoche frisch ausgeruht an den Start. Erwartet habe ich mir nichts, ausser gute Leistungswerte abzuliefern  und meinem Teampartner Daniel Wabnegg vielleicht etwas helfen zu können um seinen 3. Platz vom Vorjahr zu verteidigen. Dass das schwer werden würde, war bei dem Teilnehmerfeld aber schon am Start klar: Georg Bohunovsky, Andy Traxl und Hans Peter Obwaller waren die klaren Favoriten für die Podiumsplätze.

Nach dem Start und den ersten flachen 10km setzten sich dann auch gleich diese 3 Fahrer inkl. Armin Neurauter kurz nach der Einfahrt in den eigentlichen, ca. 9km langen Anstieg ab. Daniel & ich schafften es in eine 2. Gruppe mit 5 Personen, die nach ca. 2,5km in einer etwas flacheren Passage knappe 200m hinter dem Führungsquartett lagen. Gemeinsam mit Daniel versuchte ich das Loch zu schliessen, was aber nicht ganz gelang. Immerhin konnte sich Daniel am Ende des Flachstückes von unserer Gruppe lösen, während ich total ausgepumpt war und versuchte mich wieder zu fangen. Das gelang auf den folgenden Kilometern immer besser – Daniel schaffte es nicht ganz nach vorne, war aber auch weit genug vor uns – so dass ich auf den letzten steilen 300 Metern noch einmal einen Angriff wagen konnte. Damit distanzierte ich zwar 2 Mitstreiter aus der Gruppe, aber an Mario Buczolits kam ich nicht vorbei und wurde 7. (Ergebnisliste). Daniel wurde 5., den Sieg holte sich Georg Bohunovsky vor Andy Traxl und Hans Peter Obwaller.

Interessant danach die Auswertung der Leistungsdaten: Insgesamt bin ich den Berg in 26:30min mit 337W Schnitt bzw. 350W Normalized Power hochgefahren. Die ersten 5 min waren mit 412W Schnitt, die letzten 2:30min mit 404W. Damit habe ich (ungewollt) eines meiner Saisonziele erreicht und (erstmals) 5 min lang über 400W gehalten!

Glocknerkönig 2012

Erst zu später Stunde kamen wir direkt von Diex in Bruck an der Glocknerstrasse an. Bis Startnummern geholt, etwas gegessen und ein finaler Schlafplatz für’s Wohnmobil gefunden war, war es schon nach 23 Uhr. Blieben knappe 5h Schlaf zur Erholung bevor der nächste Tag begann. Das war wenig, etwas zu wenig, wie sich beim Rennen nach einer problemlosen 15km langen, flachen Anfahrt gleich beim ersten Anstieg Richtung Mautstation Ferleiten herausstellte. Ich brachte nicht die Wattzahlen vom Vortag auf die Pedale, konnte eine grössere Gruppe nicht halten und fuhr quasi im Alleingang durch die Mautstation und auch die ersten Meter in den Berg hinein. Von hinten kamen einige Fahrer nach vorne, bei denen ich mich dann einhängen konnte und letztlich ein passendes Tempo fand. Das Tempo wurde gefühlt aber immer geringer und in einigen Sektionen mit starkem Gegenwind im Windschatten schon fast zu gering. Dabei habe ich mich allerdings etwas erholt, bin auf den letzten Kilometern nach vorne gefahren und  habe wieder mein eigenes Tempo durchgezogen. Sobald der Gegenwind vorbei und somit auch mein Windschatten weg war, lies hinter mir auch die Gruppe abreissen.

Oben im Ziel war ich als 41. nach 1:29:29 min. Ich hatte mir etwas mehr erwartet, aber mit dem Gegenwind (der insgesamt das Rennen um ca. 2 min langsamer gemacht hat) und den etwas müden Beinen vom Vortag, war scheinbar nicht mehr drinnen.

Und der Vergleich zu meinen „Vortraingingszeiten“? 2006 bin ich auf verkürzter Strecke 1:49:05 gefahren und 2007 über die ganze Strecke 1:50:12. Also heuer ziemlich genau um 20 min bzw. – bezogen auf den reinen Anstieg – ~30% schneller. Das heißt, dass ich durch das Training meine Schwellenleistung um max. 25% verbessert habe (Bei 5% geschätzter Ersparnis durch leichteres Material und geringeres Körpergewicht).

Apropos Schwellenleistung. Da man am Grossglockner rund 1h mit maximalem Tempo fährt, wäre er eigentlich auch ideal für einen FTP Test geeignet. „Wäre“ deshalb, weil durch den permanenten Anstieg die Luft immer dünner und somit die Leistungsfähigkeit immer geringer wird. Es ist daher auch ganz normal, dass man oben im Anstieg nicht mehr die gleichen Leistungswerte fahren kann wie unten, auch bei idealer, also gleichmässiger Krafteinteilung.

Die Abnahme der Leistungsfähigkeit ist in diversen Studien untersucht und z.b. hier dokumentiert. Ich habe daher die Strecke auf den Glockner geviertelt und die Durchschnittsleistung aus jedem 3,254km langen Segment auf Basis der durchschnittlichen Höhenmeter und dem Korrekturfaktor laut Tabelle auf Meereshöhe angepasst. Damit ergibt sich eine normalisierte Darstellung der erbrachten Leistung, die zeigt, dass ich die Auffahrt eigentlich relativ konstant und daher fast optimal gefahren bin. Im 1. Segment etwas langsamer und dafür im 3. etwas schneller, wäre noch besser gewesen. Das war aufgrund der Rennsituation (Gegenwind), aber anders nicht sinnvoll. Naja und die FTP kann man in der Tabelle jetzt auch ablesen.

Leistungdaten pro Segment (Mautstation Ferleiten – Ziel):

Links:

Ergebnisliste Diex 2012
Ergebnisliste Glocknerkönig 2012
Homepage Glocknerkönig
Fotos Glocknerkönig 2012
Diex auf Strava
Glocknerkönig auf Strava

9 Comments

  • Hi Jürgen. Schon gut wenn man als „schwerer Fahrer“ das Saisonziel 5min – 400W liest. Da hat man wenigstens was wo man sich freuen kann dass man besser ist. Ich hatte mir selbst mal ehrgeizig 5 Min – 550W ausgegeben, komm aber seit ich die 500 geknackt hab net wirklich weiter (is wohl auch ein bissl vermessen ohne spezifisches Training). Trotzdem Dir schonmal Glückwunsch. Deine Mean Max Power Curve is demnach also ne lineare Funktion von 500 auf 325 Watt? 😉 Die 25% find ich – sind ziemlich genau das was ich erwartet hätt wobei es schon auffällt das Du vorher schon „zu fitt“ warst. Interessant find ichs persönlich immer ob der Vergleich sich überhaupt ziehn lässt. Im Sommer fahr ich Dolomiten Radmarathon (war auch mein 1. seinerzeit in 2007) Ein Vergleich is aber meiner Meinung nach nicht möglich – da ich mich damals auch taktisch benommen hab wie ein Trottel (also aus heutiger Sicht). Soll heissen: 25% sind auch bei Dir sicher begünstigt, weil Du neben reinen Leistungsdaten noch „dazugelernt hast“, oder? Ach, und übrigens: Unzufrieden würd ich mit dem Glocknerkönig net sein, den kannst nämlich auch noch unter anderem Gsichtspunkt sehn: Der eine aussm Transalp Siegerteam 2011 war zwar dritter der andere aber hinter Dir wenn ich das richtig seh. Es würd mich wundern wenn da im Sommer nix für Euch geht. Grüsse, Thomas

    • Hi Thomas,

      linear ist die Kurve nicht. 😉
      Zumindest noch nicht. Profis schaffen’s voll austrainiert, dass die FTP ~85% der 5min Leistung ist. Ich bin davon meilenweit entfernt, schaffe vielleicht 75% und bin in Wirklichkeit noch nie 300W Schnitt eine Stunde lang gefahren. Das sind grundsätzlich aber gute Vorzeichen, da gerade dieses Verhältnis sich mit steigendem Trainingsalter verbessern sollte. Am schnellsten kriegt man die VO2Max (= 5min Leistung) rauf. Je weiter man in der Mean-Max Kurve nach hinten geht, umso länger braucht’s bis man dort voll austrainiert ist. Das spiegeln auch meine Verbesserungen seit 2010 ziemlich gut wider. VO2Max geht fast nichts weiter, im 20-30min Bereich schon viel mehr und über längere Distanzen ist (zumindest voriges Jahr) am meisten weitergegangen.
      Der Glocknerkönig ist für einen Vergleich ganz gut geeignet, weil es dort fast nur bergauf geht und Taktik, bis auf die korrekte Einteilung und den richtigen Startblock, kaum eine Rolle spielt. In meinem 2. Jahr (2007), habe ich mich dadurch auch um gleich 10min verbessert. Heuer eben wieder ca. 30% besser. Aber du dürftest schon Recht haben, mehr als 20% wird die Leistungssteigerung wohl nicht sein. Der Rest ist Taktik und Gewicht.
      Unzufrieden bin ich eh nicht. Passt eh & hat Spass gemacht. Die Vorfreude auf noch mehr echte Berge (=Transalp) ist dadurch nur gestiegen 🙂

      ciao
      Jürgen

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