Materialnot

Die letzten Monate waren wie verflixt. Als ob die Verletzung nicht gereicht hätte, hat sich nach und nach auch noch einiges an Material aufgelöst: Rahmenbruch bei meinem Scott, Speichenriss bei meinem Powertap Pro+ Laufrad, Schuhe kaputt, Edge 800 inkl. Brustgurt wollten nicht mehr … Mittlerweile ist wieder (fast) alles in Ordnung und nach ein paar „Motivationsrennen“ auch das Vertrauen in’s Material und die eigenen Wadeln wiederhergestellt. Der Ötzi kann kommen. Aber alles der Reihe nach:

2012er Renner reloaded

Wie oben schon erwähnt, ist bei meinem Scott Rahmen durch den Sturz das Oberrohr gebrochen. Kurzfristig fand sich niemand, der es reparieren wollte („zu riskant“), daher musste ein Ersatz her. In einem (kaum) gebrauchten Cannondale Supersix Evo 1 Dura Ace, dem laut Tour Bericht „besten Rad der Welt“, war rasch Abhilfe gefunden. Zusammen mit den Zipp 404 Firecrest, die den Sturz ohne Probleme überstanden hatten und der Rotor Kurbel mit Power2Max, war das neue 2012er Rad damit komplett. Die ersten Meter bestätigten sofort was ich bisher aus Tests gelesen hatte: Super steif und trotzdem komfortabel.

Mit drei vierten Plätzen (Stadtschaining RM, Zweiländer RM, Deutschlandsberg Radsportwoche 1) und einem zweiten Platz (Deutschlandsberg Radsportwoche 2) hat sich das Material auf Anhieb bewährt. Seit der Flucht beim 2. Rennen in Deutschlandsberg bin ich auch mit den Rolleigenschaften & Aerodynamik der Zipps und der Conti Competition Schlauchreifen so richtig happy. Davor war ich zwar mit der Bergaufleistung sehr zufrieden (z.b. ÖM Berg Amateure), aber im Flachen hat irgendwie der letzte Punch gefehlt.

2er Fluchtgruppe mit einem Weisrussen: 310W NP (4,7W/kg) über 1,5h mit 400Hm ergibt 42,6km/h Schnitt, 5min Vorsprung auf das Feld und Platz 2

Cosmic Carbone SL & Powertap Pro+

Mein solidester Laufradsatz bisher, mit dem ich seit Herbst 2010 schon gut 20.000km ohne Probleme abgespult hatte. Kein Höhen- und Seitenschlag und mit den Conti GP4000s auch gefühlt sehr schnell. Bis es Ende Juni in der Abfahrt vom Schöckl „zingg“ gemacht hat und eine Speiche innen bei der Nabe ausgerissen ist. Gekauft hatte ich den Laufradsatz in Deutschland bei Radsport Karbowiak und dorthin habe ich ihn auch wieder retour geschickt. Nach 10 Tagen kam er – auf Kulanz kostenlos repariert – wieder zurück. Top!

No Tubes Alpha ZTR 340 & Powertap SL+

Während der 10 Tage bzw. einem Urlaub in Italien musste ich auf meinen „Problemlaufradsatz“ vom Ötzi 2011 zurückgreifen. Bin zwar den ganzen Winter damit auf der Rolle gefahren, aber so recht das Vertrauen damit im Freien wieder durchzustarten hatte ich noch nicht. Diverse Berichte im Internet (z.B. Tour Forum, Light-Bikes Forum) machten mich auch nicht gerade sicherer. Auf Leistungsdaten wollte ich aber nicht verzichten, daher den LRS montiert, ins Freie geschoben, auf 7,5bar aufgepumpt und wieder ins Haus gegangen die Schuhe anziehen. Als ich raus kam, war die Luft schon wieder draussen und der Hinterreifen platt. Also runter mit den Conti und versuchsweise Michelin Pro 3 Race inkl. klassischem Felgenband aufgezogen. Die gingen zwar extrem schwer drauf, seither hatte ich aber keine Probleme mehr und bin in 3 Wochen über 1000km damit gefahren. Das Vertrauen ist zwar noch nicht zu 100% wiederhergestellt, aber es geht bergauf…

Scott Road Pro

Irgendwas hat’s mit meiner rechten grossen Zehe (oder dem Schuh an dieser Stelle).

von links: uralt (2010&2011), alt (2011&2012), neu (ab 08/2012)

Garmin Edge 800

Letztes Jahr bei der „Kilometerreich“ Marketingaktion von Garmin gewonnen, war mir der Edge 800 inkl. Textilgurt ein treuer Begleiter (v.a. im Winter auf der Rolle), bis an jenem Tag im Juli, als sich ein Gewitter im Foresta Umbra (Gargano, Italien) festgesetzt hatte und ich mir einbildete trotzdem dort durchfahren zu müssen anstatt an der trockenen Küste zu bleiben. Obwohl die Plastikverschlüsse alle zu waren, drang scheinbar Wasser in den Bereich rund um den USB Port ein. Jedenfalls wollte sich der Edge nicht mehr mit dem Computer verbinden und schrieb nur noch „Unbekanntes Zubehör“ (und weitere komische Fehlermeldungen). Weder ein paar Tage liegen lassen, noch ein ausreichendes Sonnenbad oder WD-40 konnten ihn wiederbeleben. Laden ging, auch Fahren konnte man damit normal, nur an den Computer wollte er nicht. Erst der Trick mit dem „in den Massenspeichermodus zwingen“ (= beim Anstecken an das USB Kabel die LAP/RESET Taste gedrückt halten), funktionierte und tut es bis heute. Ohne diesen Trick verbindet sich der Edge nachwievor nicht mit dem Computer. Der Textilgurt gab schon früher, irgendwann zwischen Mai – Juni den Geist auf und wurde weder vom Edge 800 noch vom 500er gefunden. Ein Batterietausch half nichts. Das Problem dürfte häufiger auftreten (sieheLINK Bikeboard). Lösung derzeit noch ausständig – muss wohl Garmin kontaktieren.

Zweiländer Radmarathon 2012

Bei perfektem Wetter wieder eine Scharte ausgewetzt: Nachdem mich die Soboth 2010 ordentlich abgeworfen hat, wollte ich sie heuer mit „Würde“ hoch fahren. Dementsprechend vorsichtig bin ich – nach relativ unspektakulären 35km Anfahrt im Drautal – unten reingefahren und habe versucht konstant mit 300W hoch zu fahren. Das hat so weit ganz gut funktioniert. Mit 43:30min war ich um fast 6min schneller als vor zwei Jahren. Trotzdem hat’s nicht ganz gereicht um mit den starken Slowenen mitzuhalten, 5-6 Fahrer waren vor mir oben. In der Abfahrt bzw. im Flachstück und letzten Anstieg wieder zurück nach Slowenien, konnte ich noch 3 Fahrer einholen, was am Ende den 4. Gesamtrang ergab.

Leistungsdaten (Power2Max):

Ein Vergleich der Soboth Daten von 2010 mit 2012 stellt mich allerdings vor ein Rätsel. Während die 2010er Werte von meinem damaligen Powertap Elite+ sehr gut mit diversen Kalkulatoren im Internet (z.B. bikecalculator.com) zusammenpassen, tun dies die heurigen überhaupt nicht. Die 301 Watt vom Power2Max scheinen etwas zu wenig zu sein, mit 310W kommen schon eher passende Werte heraus, was aber einen hohen Fehler von 5% bedeuten würde. Werde wohl einmal einen Test Powertap vs. Power2Max am Berg machen müssen.

Stadtschlaining Radmarathon 2012

Im Ziel: Flasche leer (im wahrsten Sinne des Wortes nach 4h bei >30 Grad)

Nach der fast zweimonatigen Verletzungspause mein erstes Rennen. Ziel: Form überprüfen. Das ist so weit ganz gut geglückt, wenn ich auch mit der bergauf Performance noch nicht wirklich glücklich bin. Habe mich nach dem ersten Berg mit 6 Mann in einer Spitzengruppe wiedergefunden, von der zumindest Karl-Heinz Gollinger und Josef Fuchs zwei alte Bekannte von den Amateurrennen sind. Deutlich am stärksten war schon am ersten Berg Stefan Pöll, der spätere Sieger und Elite Fahrer im Radteam Tirol. Damit war die Taktik für die restlichen 130km auch klar: Im belgischen Kreisel Gas geben und dafür sorgen, dass von hinten keiner mehr zu uns hinfährt und im Schlussanstieg von Altschlaining nach Stadtschlaining die Plätze aussprinten.

So kam es dann auch. Eine 15 Mann Verfolgergruppe verlor immer mehr an Boden. Wir fuhren ohne Pause in einem Zug durch, über jeden Hügel und den Geschriebenstein in ordentlichen Tempo drüber (Autsch!). Kurz vor dem Schlussanstieg setzte Karl-Heinz Gollinger eine erfolgreiche Attacke, die ihn und Stefan Pöll ein paar Meter Vorsprung verschafften. Ich fuhr den Berg in meinem Tempo hoch, gefolgt von Josef Fuchs, der mich im Finale noch übersprintete. Ergibt den 4. Platz Gesamt bzw. den 1. Platz in meiner Altersklasse. So weit so gut. Mission erfüllt. Ich kann scheinbar auch nach der Pause noch Radfahren und freue mich schon auf die restlichen Veranstaltungen in diesem Jahr.

Leistungsdaten im Überblick (Power2Max):

 

 

 

Siegerehrung

Links:

Ergebnisliste
Homepage
Fotos auf Radmarathon.at
Fotos auf Radmarathon.at (2)

Halbzeit 2012

Man glaubt es kaum, aber mehr als die Hälfte des Jahres ist schon wieder vorbei. Auch wenn es nicht so gelaufen ist wie geplant, so habe ich doch wieder einiges gelernt und – ich kann es selbst nicht glauben – sogar ein paar Saisonziele von mir erreicht.

Performance Management Chart (PMC) Jänner – Juni 2012

Das PMC Chart sieht ähnlich aus wie im Vorjahr, allerdings habe ich im Jänner viel besser als letztes Jahr darauf geachtet nicht zu überdrehen und die CTL zu stark wachsen zu lassen. Erst mit dem Trainingslager auf Mallorca (2810 TSS in 10 Tagen = 281 TSS/Tag) habe ich die CTL so richtig nach oben geschraubt.

Auch die Zusammensetzung der TSS Punkte war im Winter etwas anders: Im Herbst habe ich mich an VO2max Intervallen versucht, danach bin ich viel in der „Fat-max“ Zone (= Bereich der absolut maximalen Fettverbrennung = 75-80% FTP) gefahren. Eigentlich keine Rennen auf der Rolle (das geht mit der Bushido Rolle nicht wirklich) und auch nur hin- und wieder Intervalle an der Schwelle. Im März dann allerdings, zum Abschluss der Rollensaison, doch noch 3 Wochen jeden 2. Tag ein Rennen (VCF – Spring Tour 2012).

Bis Mallorca lief alles perfekt, dann wollte es aber nicht mehr so recht klappen: Das Wetter bei uns war schlecht und ohne nass zu werden, habe ich keine längeren Touren geschafft. Beim ersten Rennen (Wienerwald RM) bin ich erfroren, bei den meisten Amateurrennen waren die Sprinterteams zu stark und haben alle Angriffsversuche vereitelt oder ich war taktisch zu unerfahren (ÖM-Strasse, Straden), um Berge/Hügel entsprechend auszunutzen und bessere Ergebnisse einzufahren. Bei den Radmarathons (Kärnten RM & Glocknerkönig) bin ich jeweils mit einem intensiven Rennen am Vortag in den Beinen gestartet und habe mich damit selbst schon davor um ein besseres Ergebnis gebracht. Die eigentlichen Saisonhöhepunkte Langenlois und Transalp sind durch den Sturz beim 1. Rennen in Langenlois ins Wasser gefallen.

Bleibt einzig die ÖM-Berg, bei der ich mit dem Ergebnis als auch den erzielten Leistungswerten richtig zufrieden bin. An dem Wochenende habe ich auch zwei meiner Saisonziele (>400W über 5min fahren und Glocknerkönig unter 1:30h) erreicht.

Wie geht’s jetzt weiter?

Nach dem Sturz und dem Bänderriss im linken Daumen, muss ich bis Ende Juli eine Schiene tragen mit der das Radfahren zwar kein Problem ist, aber v.a. das Bremsen und fahren im Wiegetritt nur eingeschränkt möglich ist. Daher habe ich mir eine Rennpause bis August auferlegt und werde es dann wieder vorsichtig mit ein paar Marathons versuchen. Als Saisonhöhepunkt bleibt der Ötztaler Radmarathon, mit dem ich aus dem Vorjahr noch eine Rechnung offen habe. Ausserdem möchte ich noch etwas Neues probieren und mich an ein 24h Rennen herantasten.

Die wesentlichsten Learnings aus dem bisherigen Jahr:

  • „Man wird dort besser, wo man trainiert“, hat sich wieder voll bestätigt. Habe im Winter VO2max trainiert und auch bei vielen Amateurrennen derartige Intervalle absolviert (= Ausreißversuche bzw. Hügel), daher bin ich genau dort im Vergleich zu den Vorjahreswattzahlen besser geworden (Bereich 0-10min).
  • Umgekehrt haben mir die richtig langen Ausfahren (>300TSS) gefehlt, was mich im Vorjahr speziell bei längeren Rennen gegen Ende hin stark gemacht hat.
  • Doppelwochenenden mit Rennen an Samstag & Sonntag sind zwar lustig, aber einer guten Leistung am Sonntag nicht zuträglich.
  • Gefühlsmäßig ist Indoor-Rennen fahren (= Intervalle an & über der Schwelle) im Winter leistungsfördernder als gleichmäßiges Rollen im Grundlagenbereich. Da es auch lustiger ist, werde ich kommenden Winter sicher wieder mehr Rennen und/oder Intervalle fahren.
  • Hunter Allen’s „The next level“ Artikel sagt’s eigentlich aus: Viel an der Schwelle fahren und regelmässig (2-3x pro Monat) harte Ausfahrten (>300TSS) sind das beste Mittel zum Erfolg. Kann ich aus meiner bisherigen Erfahrung nur voll und ganz unterstreichen. Da mir v.a. die langen Dinger auch Spass machen, werde ich mich für die restliche Saison wieder mehr daran halten.

(Artikel wurde schon Anfang Juli geschrieben, aber wegen Urlaubs erst Ende Juli gepostet)

Aus dem Krankenhaus

So schnell kann es gehen. Letzte Woche noch frohen Mutes in Diex in meine Serie von A Bewerben (= Saison Highlights: Diex&Glocknerkönig, Langenlois, Tour Transalp) gestartet, schaut heute alles anders aus: Operation am Daumen links (Bänderriss), Asphaltausschlag von oben bis unten rechts, Rahmenbruch an meinem 2012er Renner.

Was war geschehen? Beim ersten, flachen Strassenrennen bei den Langenloiser Rennradtagen hat nach ca. der Hälfte der Distanz ein Fahrer vor mir einen (aus meiner Sicht vollkommen unmotivierten) Schlenker nach links gemacht und mich dabei abgeräumt. Ich bin mit 40km/h über den Lenker auf den Asphalt und dabei mit der linken Hand am Lenker hängen geblieben. Mein Rad lag im Graben, Lenker und Schaltgriffe waren verbogen, Kette herunten. Bis alles gerichtet und ich wieder am Rad saß, waren 2 Minuten vergangen. Ich versuchte dann zwar noch das Feld einzuholen (20min mit 40km/h Schnitt) und schaffte es auch bis auf ca. 30s heranzukommen, dann war’s aber mit den Kräften vorbei und das Feld zog davon. Letztlich kam ich mit 6min Rückstand nach einer 47km Solofahrt ins Ziel.

Am Samstag habe ich mich noch am Bergrennen versucht (20. Platz), aber der Schmerz im Daumen wurde immer grösser und aus Selbstschutz habe ich mich statt auf den Zeitfahrer in den Zug nach Graz gesetzt. Am Sonntag dann die Diagnose: Bänderriss, OP und 6 Wochen Pause. D.h. keine Transalp 2012 für mich.

Bleibt als kleiner Wermutstropfen nur, dass ich bei einem Ausreissversuch am Freitag mein Mean-Max Sheet im Bereich von 5s – 1min frisch „ausgebeult“ habe und mich somit heuer im VO2Max bzw. anaeroben Bereich (5s – 8min) gegenüber meinen bisherigen Leistungen eindeutig gesteigert habe.

Da war die Welt noch in Ordnung: Teamfotoshooting am Tag vor dem Sturz (Foto Karl Neuhold)