Pioneer PM – Tipps & FAQ

Nach mehreren Monaten mit dem Pioneer Leistungsmesser (aka „Tritt-Überwachungssensor“) habe ich einiges an Erfahrungen gesammelt. Anbei eine Liste mit den wichtigsten Dingen, die man als (zukünftiger) Besitzer dieses Powermeters wissen sollte. Die Liste werde ich bei Bedarf erweitern.

Kalibrierung & Temperaturkompensation

Der Pioneer PM hat keinen automatischen Nullpunktabgleich, daher muss dies von Zeit zu Zeit manuell erledigt werden. Laut Pioneer sollte man dies bei Abweichungen größer +/- 6 N machen. Zur Kalibrierung ruft man die ZeroCal App auf dem Pioneer Radcomputer auf oder wählt auf einer ANT+ Headunit (z.B. Garmin Edge) die Funktion „Kalibrieren“.

Die ZeroCal App zeigt dabei detailliert die Abweichung vom Nullpunkt sowohl für die tangential als auch radial angeordneten Sensoren für das linke und rechte Pedal an. Ausserdem wird die Batteriespannung angezeigt.

Während die Kalibrierung durchgeführt wird, darf keine Last auf den Pedalen sein. D.h. dies muss in Ruhe erfolgen und mit den Beinen am Boden und nicht auf den Pedalen. Am genauesten ist es, wenn man die Pedale gesondert links und rechts kalibriert, wobei jeweils das Pedal auf der Seite auf der gerade kalibriert wird am tiefsten Punkt (6 Uhr Position) sein sollte. Nach der Kalibrierung sollten die angezeigten Werte für tangentiale und radiale Kraft möglichst nah an 0 sein.

Führt man die Kalibrierung im ANT+ Modus aus, so kann man nur beide Pedale auf einmal kalibrieren. Dazu stellt man die Kurbel ebenfalls senkrecht (6 bzw. 12 Uhr Position) und führt die Kalibrierung durch. Als Ergebnis wird in diesem Fall allerdings kein Kalibrierungswert retour geliefert, sondern immer die gleiche Zahl (vermutlich eine Geräte ID).

Jedenfalls aufpassen muss man darauf, dass die Kurbel bei der Kalibrierung bereits an die Umgebungstemperatur angepasst ist. Das benötigt ca. 20 Minuten und ist deshalb wichtig, weil jeder Kalibrierungswert gemeinsam mit der gemessenen Temperatur in einer internen Temperaturkompensationstabelle  abgespeichert wird. Weicht die aktuelle Temperatur während einer Ausfahrt um mehr als 4 Grad von der Temperatur zu der zuletzt eine Kalibrierung durchgeführt wurde ab, verwendet der Leistungsmesser die interne Tabelle um eine Temperaturkompensation durchzuführen.

Man sollte daher nicht direkt beim Start einer Trainingseinheit eine Kalibrierung durchführen sondern erst nach ca. 20min. Ist die Temperaturkompensationstabelle einmal mit einigen Referenzpunkten befüllt, kann man sich die Kalibrierung auch sparen und braucht nicht bei jeder Ausfahrt stehen bleiben um zu kalibrieren.

Die Temperaturkompensationstabelle kann man wieder leeren indem man mit einer Pioneer Headunit die ZeroCal App startet, nach unten swiped und „Initialisieren“ auswählt. Ausserdem wird bei den hochgeladenen Workouts auf Cyclosphere angezeigt wie die Qualität der Kompensationstabelle ist. Die in der ZeroCal App angezeigten Abweichungen vom Nullpunkt beinhalten bereits die Berechnung der Temperaturkompensation.

Powermetermodus 

Der Pioneer Leistungsmesser kann sowohl im privaten ANT Modus („Pedaling Monitor“ Modus) mit einem Pioneer Radcomputer als auch im ANT+ Modus („Dual Power“ oder „Single Power“ Modus auch „Powermeter“ Modus genannt) mit jedem ANT+ fähigen Radcomputer verwendet werden.

Im Auslieferungszustand ist der private ANT Modus aktiv. Pioneer hat angekündigt dies ab September 2015 zu ändern.

Um den Modus zu wechseln verwendet man entweder einen Pioneer Radcomputer und geht anhand dieser Anleitung vor oder man öffnet mit einem Inbus Schlüssel das Gehäuse des rechten Sensors, weckt den Leistungsmesser durch Rückwärtskurbeln auf und drückt den kleinen Knopf im Sensor für 2 Sekunden. Danach leuchten die LEDs für 10 Sekunden orange (Powermeter Modus) oder grün (Pedaling Monitor Modus). Drückt man den Knopf kürzer als 2 Sekunden, wird durch das Leuchten der LEDs angezeigt welcher Modus gerade aktiv ist ohne diesen zu verändern.

Beim Betrieb im Powermeter Modus ist die Verzögerung vom Anlegen einer Kraft bis zur Ausgabe auf dem Radcomputer deutlich länger als im Pedaling Monitor Mode (~2s). Ob dadurch auch Messwerte verloren gehen oder diese einfach nur später verschickt werden ist nicht bekannt.

Batterien

Leider gibt es keinerlei Warnung wenn die Batterien schwach werden. Aufmerksam auf einen Ausfall wird man erst, wenn die Wattzahlen beginnen auszufallen oder unerklärlich niedrig zu sein. Daher sollte man nach Möglichkeit Ersatzbatterien mit sich führen.

Im Pedaling Monitor Mode kann man über die ZeroCal App den Batteriezustand (in V) abfragen. Neue Batterien des Typs CR2032 liefern ca. 3,0V. Fällt die Spannung unter 2,6V sollten die Batterien getauscht werden.

Ich habe gute Erfahrungen mit den Renata CR2032 Zellen gemacht und verwende ausschließlich Batterien dieses Typs.

Linksammlung

Support Seite von Pioneer
Cyclo-Sphere Portal
Test von DC Rainmaker
Powermeter24.com Online Händler

Pioneer Tritt-Überwachungssensor

pioneer

Heuer im März erhielt ich von der deutschen Presseagentur von Pioneer ein Mail mit der Vorstellung des hauseigenen Leistungsmesssystems SGY-PM910H, von dem ich zwar schon gehört , es aber noch nie näher betrachtet hatte. In dem Mail wurde auch ein Test angeboten. Ich meldete mich, allerdings mit dem „Sonderwunsch“, dass ich an einem Kurzzeittest – wie für Magazine üblich – nicht interessiert sei, sondern wenn dann an einem Langzeittest über die gesamte 2015er Saison. Zu meinem Erstaunen willigte Pioneer ein und seit Anfang April bin ich nun auf meiner BMC Timemachine TMR01 mit 175er Dura Ace Kurbel, Pioneer Powermeter und zugehörigem SGX-CA500 Radcomputer unterwegs.

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BMC TMR01 mit Dura Ace Di2 und Pioneer Leistungsmesser (66g). Mit Zipp404 Laufrädern wiegt das Rad ~6,9kg.

Da ich keinen Test sondern viel mehr einen Erfahrungsbericht schreiben möchte, gehe ich hier nur kurz auf den Leistungsmesser selbst ein:

Beim Pioneer Tritt-Überwachungssensor handelt es sich eigentlich um zwei getrennte Leistungsmesser, die unabhängig voneinander an der linken und rechten Kurbel fix ab Werk befestigt werden. Es werden ausschließlich die Shimano Dura Ace FC-9000 sowie die Ultegra FC-6800 Kurbel unterstützt. Nach dem Kauf des Leistungsmessers wird dieser gemeinsam mit der Kurbel eingeschickt und von Pioneer der Leistungsmesser aufgebracht und kalibriert. Dies dauert im Regelfall ca. eine Woche. Danach wird die Kurbel wieder am Rad montiert, links und rechts Magneten am Rahmen angebracht und einmalig kalibriert. All dies sollte von einem Händler erledigt werden, kann aber auch selbst vorgenommen werden.

Danach kann es schon losgehen. Aufgezeichnet wird entweder im Pedaling Monitor Modus mit dem Pioneer SGX-CA500 Radcomputer oder im Powermeter Modus mit jedem ANT+ kompatiblen Radcomputer (z.B. Garmin Edge).

Verwendet man  den SGX-CA500, dann erhält man neben Kadenz und Watt auch detaillierte Auswertungen zum eigenen Tritt. Dabei misst der Tritt-Überwachungssensor – deswegen bezeichnet ihn Pioneer auch als solchen und nicht einfach als Leistungsmesser – alle 30 Grad bzw. 12x pro Kurbelumdrehung die anliegende tangentiale und radiale Kraft und stellt diese in Vektordiagrammen oder als (Kenn-) Zahlen dar. Entweder während der Fahrt auf dem Radcomputer oder danach auf der eigenen Webplattform Cyclo-Sphere, auf die alle Fahrten nach Abschluss via WIFI oder USB/Computer (Windows oder Mac) hochgeladen werden.

 

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Auswertung des Tritt-Überwachungssensor: Watt, Trittfrequenz, L/R Verteilung, Effizienz, Kraftvektoren und -diagramm

Einen ausführlichen Testbericht gibt es bei DC Rainmaker.

Erhältlich ist der Leistungsmesser über den Fachhandel. Der UVP für den Leistungsmesser liegt bei EUR 1399.- und für den Radcomputer EUR 299.-

Pioneer?

Bevor ich zu einem ersten Fazit komme, noch ein paar Hintergrundinformationen dazu warum eine Firma wie Pioneer, die hierzulande für Unterhaltungselektronik steht, einen Leistungsmesser für das Rad anbietet:

Wie viele große Firmen, bietet auch Pioneer den eigenen Ingenieuren die Möglichkeit Eigenentwicklungen und Ideen einzubringen. Ein Ingenieur aus Japan hatte die Idee zum Leistungsmesser fürs Fahrrad, damit einen internen Ideenwettbewerb gewonnen und letztlich auch einen Prototypen umgesetzt. Damit fuhr er zur Eurobike Messe und stellte das Gerät vor. Ausgerechnet ein Team Coach der Lotto Jumbo Profimannschaft (vormals Belkin) wurde auf die detaillierten Auswertungen, die mit dem Pioneer System möglich sind aufmerksam. Fortan wurde das System gemeinsam weiterentwickelt und bis zur Marktreife gebracht. Derzeit ist das Pioneer System neben Lotto Jumbo auch noch bei Giant Alpecin, United Healthcare  und dem Rabo Liv Damenteam im Einsatz.

pioneer-sepParis-Roubaix: Im Gegensatz zu so manchem Proteam fährt das Lotto Jumbo Team den gesponserten Leistungsmesser in allen Strassenrennen und Zeitfahren

Fazit nach 3 Monaten

Sehr zuverlässig und robust – Hatte noch keinen Ausfall (bis auf einen Batterietod am Anfang einer Ausfahrt)

Sehr akkurat – Mir kommen die Leistungswerte sehr plausibel vor. Gröberer Ausreisser ist mir noch keiner untergekommen. Auch Temperaturschwankungen sind kein Problem.

Sehr technisch – Angefangen vom Radcomputer über das Webportal bis zu so simplen Dingen wie fehlenden Batteriebenachrichtigungen, wird einem bei der Benutzung sofort klar, dass das Projekt von einem Ingenieur und nicht der Marketingabteilung geleitet wird. Es gibt gefühlt 100 unterschiedliche Optionen. Alles lässt sich verstellen und analysieren. Die oft etwas eigentümlichen Bezeichnungen und Übersetzungen sowie Benutzerinterfaces (Webseite und Radcomputer) wirken allerdings teils komplexer als sie eigentlich sind.

Mir gefällt das System. Speziell der Radcomputer im Edge 500 Format mit automatischem WIFI Upload, attraktiveren Screenlayouts als Garmin’s Edge Computer und das Webportal mit den vielen Auswertungsmöglichkeiten, haben dazu geführt, dass ich WKO+ so gut wie gar nicht mehr verwende. Wenn ich nach Hause komme ist die Fahrt schon bevor ich die Schuhe ausgezogen habe via WLAN auf Cyclo-Sphere hochgeladen und automatisch zu Strava weitergeleitet. Das reicht mir für 95% meiner Auswertungen.

Was mich am meisten stört sind die am Radcomputer fehlenden Leistungskennzahlen NP/TSS/IF, die vom Edge 1000 gewohnten SMS&Anruf Notifizierungen und das Fehlen jeglicher Batteriewarnungen (sowohl Radcomputer als auch Leistungsmesser).

Und weil die Frage sicher kommt: Würde ich mir das System kaufen? Wenn ich ehrlich bin zum jetzigen Zeitpunkt wohl (noch) nicht. Dies liegt aber gar nicht so an Pioneer sondern an der Konkurrenz, die mit immer günstigeren Preispunkten (Leistungsmesser) und mehr Features (Radcomputer. z.B. Edge 520, Strava Integration) am Preis-/Leistungsverhältnis von Pioneer rüttelt. Für den reinen Renneinsatz braucht sich das System aber sicher nicht vor einem SRM verstecken, das wesentlich teurer ist und ebenfalls keine Touring Funktionen (Notifizierungen, Strava, Routing) bietet.

Seit Anfang Juli 2015 bietet Pioneer unter der Bezeichnung SGH-PM910H2 (EUR 1399.-) bzw. HR/HL nun auch ein einseitiges System (EUR 799.-), bei dem sich linker und rechter Sensor beliebig kombinieren aber auch getrennt voneinander betreiben lassen. Damit folgt Pioneer dem Trend vieler anderer Hersteller von Leistungsmessern, die einseitige Lösungen anbieten um ein günstigeres Modell im Angebot zu haben. Ich persönlich halte dieser Entwicklung und der einseitigen Messung nichts, daher sind diese Neuerungen für mich nicht sonderlich reizvoll.

Im nächsten Blogbeitrag werde ich versuchen die wichtigsten Dinge, die man auf jeden Fall wissen und in der Praxis berücksichtigen sollte, zusammenzufassen.

Links:
Pioneer Tritt-Überwachungssensor

Garmin Vector – Tipps & FAQ

Nach knapp einem Jahr mit den Vector Pedalen und dem Lesen (und Beantworten) der immer wiederkehrenden, gleichen Fragen, habe ich die häufigsten Probleme in diesem Artikel zusammengefasst.

Was man wissen muss

Initialisierung

Muss man immer dann durchführen, wenn die Pedale vom Strom getrennt wurden (z.b. Batterietausch, Wechsel auf ein anderes Rad). Dabei muss möglichst gleichmäßig bis zu einer Kadenz von 80-90 beschleunigt werden. Bis die Initialisierung erfolgreich ist, werden am Display des Radcomputers keine Watt angezeigt, die Trittfrequenz allerdings schon. Bei der Initialisierung wird die genaue Position der Pedalpods ermittelt und bis zur nächsten Initialisierung dauerhaft gespeichert. Will man eine Initialisierung absichtlich auslösen, dann öffnet man mit einer Münze die Batteriefächer der Pods, entfernt beide Batterien für ca. 30s und setzt sie danach wieder ein (Links raus, Rechts raus, 30s warten, Links rein, Rechts rein).

Mit der Softwareversion 2.70 des Edge1000 ist es seit Anfang Jänner 2015 auch möglich die Montagewinkel über den Radcomputer zurückzusetzen (Einstellungen -> Sensoren -> Garmin Vector -> Info -> Montagewinkel zurücksetzen). Dadurch ist es nicht mehr notwendig die Batterien zu entfernen um eine neuerliche Initialisierung auszulösen. Neben dem Edge 1000 ist dies auch mit allen neueren Computern wie z.B. dem Edge 520 möglich.

Statische Kalibrierung

Sollte eigentlich täglich vor jeder Ausfahrt durchgeführt werden. Dabei darf keine Last am Pedal sein. Man muss dazu stehen bleiben, die Beine von den Pedalen nehmen und „Kalibrierung“ am Radcomputer wählen (Ist bei jedem Radcomputer an etwas anderer Stelle). Warten bis die Kalibrierung erfolgreich abgeschlossen wurde.

Dynamische Kalibrierung

Ist unmittelbar nach der statischen Kalibrierung durchzuführen indem man im leichten Rollen so lange gleichmässig und langsam (Trittfrequenz ca. 40) rückwärts pedaliert, bis die Meldung „Kalibrierung erfolgreich“ am Display des Radcomputers erscheint (ca. 8 Umdrehungen). Die dynamische Kalibrierung erhöht laut Garmin die Genauigkeit von 2% auf 1%. Was dabei genau passiert wird leider nirgends beschrieben, aber soweit ich das herausgefunden habe, werden die beiden Pedale untereinander besser abgestimmt.

Die dynamische Kalibrierung wurde mit der Firmwareversion 2.60 (Oktober 2014) abgeschafft. Angeblich wurde schon mit v2.40 die statische Kalibrierung so weit verbessert, dass eine dynamische Kalibrierung nicht mehr notwendig ist. Diese wurde danach in v2.60 gänzlich ausgebaut. Die neueste Firmware kann man mit dem Vector Updater einspielen.

Was man nie, nie tun sollte

Nach der Initialisierung an den Pedalen herumschrauben

Wenn sich die Pedalpods nach der Initialisierung verschieben, dann sind die gemessenen Leistungswerte falsch. Dies kann nur durch eine neuerliche Initialisierung behoben werden. Immer wenn die Gefahr besteht, dass die Pods verrutscht sind (z.B. Sturz) sollte man neu Initialisieren.

Ausserdem empfiehlt Garmin nach der Montage und Initialisierung auf einem neuen Rad, bei der 2. Ausfahrt (bzw. nach ein paar harten Antritten und/oder 15-30min Fahrzeit) eine neuerliche Initialisierung durchzuführen.

Bei der Initialisierung hudeln

Das ordnungsgemäße Setzen der Montagewinkel ist für die Messgenauigkeit der Pedale essentiell. Man sollte sich daher die Zeit nehmen und dies sauber durchführen – auf einem flachen Strassenstück mit möglichst konstanter Umdrehungszahl oder auf der Rolle. Keinesfalls sollte man mit den Händen versuchen am Stand die Pedale entsprechend schnell zu drehen oder am Start eines Rennens mit der Initialisierung zu beginnen.

Nicht statisch kalibrieren

Wer niemals statisch kalibriert läuft Gefahr, dass die aufgezeichneten Werte sich immer weiter vom Soll entfernen und irgendwann komplett wertlos sind. Anders als z.B. Powertaps oder Power2Max (Auto-Zero, wenn man rollt aber nicht tritt) haben die Gamin Pedale keinerlei automatische Kalibrierung. Die Dehnmessstreifen über die die Leistung gemessen wird, sind aber wie bei allen anderen Leistungsmessern auch, einer v.a. temperaturabhängigen Drift ausgesetzt. Diese kann nur durch die statische Kalibrierung ausgeglichen werden.

Nur eine Batterie tauschen

Sinkt die Batteriekapazität unter 20% erscheint am Display des Radcomputers eine Meldung („Batterie des Leistungsmessers schwach“). Danach kann man ruhig noch einige Stunden weiterfahren, sollte dann aber jedenfalls beide Batterien tauschen. Die dazu benötigten CR2032 Knopfzellen kauft man sich am besten gleich im 10er Pack um ein paar Euro im Internet. Dabei kommt man auf Kosten von unter einem Euro für einen Batterietausch. Nicht schrecken sollte man sich, wenn die Meldung während eines Rennens oben auf einem Berg kommt. Kälte verringert die Kapazität der Batterien und dadurch wird leicht einmal zu früh „falscher Alarm“ ausgelöst. Fährt man vom Berg wieder runter in wärmere Regionen fangen sich die Batterien und halten danach noch länger und müssen nicht sofort gewechselt werden.

Nach meiner Erfahrung reagieren die Knopfzellen unterschiedlicher Hersteller sehr unterschiedlich auf Kälte. Ich empfehle die Verwendung von Renata CR 2032 Batterien. Diese sind zwar teuer, halten dafür aber länger und machen weniger Probleme.

Durch das Abschalten der Cycling Dynamics (über den Edge 1000/520) kann man ca. 30% der Batteriekapazität sparen und damit die Haltedauer der Batterien entsprechend verlängern.

Kalibrieren während der Fahrt oder am Start

Hat man in der Hektik vor einem Rennen vergessen statisch zu kalibrieren, dann sollte man es gut sein lassen und nicht am Start zu kalibrieren beginnen. Habe das einmal gemacht und danach haben die Leistungswerte während des ganzen Rennens nicht gepasst. Was genau passiert ist kann ich zwar nicht sagen, aber da man im Regelfall am Tag vor einem Rennen auch schon mit dem Rad gefahren ist und somit den Leistungsmesser kalibriert hat, ist eine nochmalige Kalibrierung nicht zwingend erforderlich. Bei Triathlonveranstaltungen an denen man das Rad am Vortag abgeben muss, geht es auch gar nicht anders.

Sich nicht um die Kurbellänge kümmern

Leistung = Kraft x Weg durch Zeit. Die Vector Pedale können die Zeit und die Kraft messen. Der Weg (für eine Pedalumdrehung) wird durch die Kurbellänge festgelegt. Daher muss diese auch in den Einstellungen festgelegt werden. Ist diese Einstellung falsch, dann werden dauerhaft zu niedrige oder zu hohe Leistungswerte angezeigt. Zwischen einer 175er Kurbel und einer 172,5er sind 1,5% Unterschied. Um diesen Prozentsatz sind dann auch die ausgegebenen Leistungswerte daneben. Die Kurbellänge kann in den Einstellungen des Radcomputers bzw. auch mit einem Computer mit Garmin Vector Updater und ANT+ USB Stick dauerhaft in die Vector Pedale gespeichert werden. Vorsicht ist hier v.a. nach Vector Firmware/Software Updates und beim häufigen Wechsel zwischen Rädern mit unterschiedlicher Kurbellänge angebracht.

Vector 1 Pods mit den Firmwareversionen 2.70&2.71 betreiben bzw. Radfahreffizienz/Cycling Dynamics ab Firmware 3.50 aktiviert lassen

Garmin hat mit den Firmwareversionen 2.70&2.71 neue Kennzahlen eingeführt und auch brav vermarktet. Allerdings gibt es damit Probleme im Zusammenhang mit den Vector 1 Pods. Daher sollte man in jedem Fall zumindest auf Firmware 3.50 updaten und in den Einstellungen die Radfahreffizienz deaktivieren. Weitere Informationen

Mittlerweile ist bekannt, dass die Probleme nicht nur mit den Vector1 Pods auftreten, sondern auch mit den Vector2 Pods und auch eine Deaktivierung der Cycling Dynamics sie nicht behebt. Garmin arbeitet an der Behebung durch ein Firmware Update. Dieses wurde im Jänner 2016 (v3.90) veröffentlicht. Ein Update ist sollte unbedingt durchgeführt werden. Weitere Informationen

Edge 500 ohne Pulsgurt verwenden

Wenn man einen Edge500 mit angelerntem Pulsgurt verwendet, den Pulsgurt aber nicht trägt, dann schlägt die statische Kalibrierung fehl. Lösung: Pulsgurt vor der Kalibrierung anziehen oder in den Einstellungen den Pulsgurt deaktivieren. (Danke Alois B)

Nur dynamisch kalibrieren (Update: Seit Softwareversion 2.70 nicht mehr relevant)

In meinen Tests hat eine dynamische Kalibrierung ohne davor eine statische Kalibrierung ausgelöst zu haben, immer zu einer schlechteren Datenqualität bzw. zu Abweichungen geführt. D.h. man sollte nie „nur dynamisch“ kalibrieren. „Nur statisch“ ohne danach dynamisch zu kalibrieren ist hingegen kein Problem, allerdings sollte dann – laut Garmin – die Genauigkeit geringer sein als wenn man auch eine dynamische Kalibrierung anhängt.

Garmin Vector – 1. Praxistest

Zu den Pedalen mit integriertem Leistungsmesser gibt es ja schon einige sehr gute Tests (bikeboard.at, DC Rainmaker), die sehr umfangreich alle Vor- und Nachteile, Installation, Kalibrierung usw. erläutern. Daher beschränke ich mich hier darauf meine ersten Erfahrungen mit dem System vor allem im Vergleich mit meinem Wahoo Kickr sowie einem Powertap SL+ Laufrad zu schildern.

Das Fazit gleich vorweg

Die Zahlen schauen sehr gut aus, wenn der Offset (Nullkalibrierung) stimmt. Genau das ist aber auch das Problem. Er stimmt zu oft nicht.

Installation

Super einfach! Die Pedale sind binnen weniger Minuten installiert und auch das Pairing und die Kalibrierung mit Edge 800/500 geht sehr flüssig. Man muss allerdings sehr darauf achten, daß man nicht einen Schritt im Ablauf vergisst und z.B. die Kurbellänge nicht korrekt einstellt oder die Pedale nicht fest genug anzieht (Es sollten 34-40nm sein. Mangels Maulschlüssel mit Drehmomentmesser konnte ich jedoch nur nach Gefühl arbeiten). Auch wenn es einfach ist, für das schnelle Umschrauben vor dem Training sind die Pedale meiner Ansicht nach nicht geeignet. Sehr wohl aber für’s Anbringen am Mietrad beim Trainingslager in Mallorca oder für den Wechsel auf’s Zeitfahrrad (am Tag) vor einem Rennen. In Sachen schneller Wechsel von Rad zu Rad geht nach wie vor nichts über ein Powertap Laufrad.

Betrieb

Garmin empfiehlt eine statische und dynamische Kalibrierung vor jeder Ausfahrt zu machen. Ein lästiger Schritt, aber für mich noch akzeptabel. Komfortabler ist hier allerdings schon das Auto-Zero von Power2Max und Powertap. Da braucht man wirklich an gar nichts denken, einfach nur losfahren und irgendwann in den ersten 20 Minuten einmal für ein paar Sekunden rollen ohne zu treten.

Genauigkeit

Meine bisherigen Erfahrungen decken sich mit jenen von NoPain im Bikeboardtest. Die Pedale messen sehr genau. Die Werte passen auf +/- einige wenige Watt mit den Zahlen vom Powertap (bei ihm SRM) überein.

Kalibrierung

Wie man an den Kommentaren zu den einzelnen Testläufen unten sehen kann, gibt es laufend Probleme mit dem Offset. Da es offenbar beide Pedale unabhängig voneinander betrifft, sind auch die Abweichungen oft entsprechend groß und können im worst-case auch +20 Watt zu viel (oder zu wenig) sein. Inakzeptabel für ein so teures System. Mag sein, dass ich die Pedale nicht fest genug angezogen habe (unwahrscheinlich, da ich auch abmontiert und nachgezogen habe) oder daß es etwas mit meinen Q-Rings zu tun hat (ebenfalls unwahrscheinlich, da die Q-Rings auf die statische Kalibrierung keine Auswirkung haben) oder ich sonst irgend etwas im Ablauf falsch gemacht habe. Die Recherche im Web hat mich jedenfalls nicht schlauer gemacht und die Probleme sind auch bei beiden Vector Systemen, die ich parallel getestet habe, aufgetreten.

Testläufe

20131015 vector-pt
1,5h sind die beiden Leistungsmesser genau gleich auf. Dann eine dynamische Kalibrierung vom Vector und auf einmal sind 10W Differenz, die auch durch mehrere dynamische Kalibrierungsversuche nicht verschwinden. Erst stehenbleiben und statisch kalibrieren hat wieder eine Angleichung gebracht.

20131017 sst-vector-pt

Ähnliche Situation wie oben. Die Leistungsmesser laufen nach einer dynamischen Kalibrierung etwas über 10W auseinander. Stehen bleiben und statisch kalibrieren behebt das Problem. (Rein theoretisch könnte hier auch ein falsches Auto-Zero beim Powertap Laufrad den Fehler verursacht haben) 

20131016 l2-vector-kickr
Indoor Grundlageneinheit. Der KICKR hat, wie fast alle Rollentrainer, eine starke Temperaturdrift in den ersten 30 Minuten. Danach geht allerdings bei der dynamischen Kalibrierung vom Vector etwas daneben. Statische Kalibrierung behebt das Problem.

20131009 l2-kickr-vector
Indoor Grundlageneinheit: Hier haben die Kalibrierungen gepasst. Temperaturdrift vom KICKR in den ersten 30 Minuten. Etwas eigenartig die Annäherung der Zahlen von 90min – 120min. Ev. ein Hinweis darauf, dass auch der Vector eine Temperaturdrift hat.

20131021 sst-vector-kickr
Noch eine Indoor Einheit (2x30min Intervalle mit 5min Pause): Deutliche Stufe zwischen Ende erstem Intervall und Anfang zweitem Intervall durch statische Kalibrierung in der Pause. Auch gegen Ende Schwankungen bei mehrmaliger statischer & dynamischer Kalibrierung. 

 

So weit so gut – oder auch nicht. Ich werde weiter testen, mir auch einen Drehmomentschlüssel besorgen und dann eventuelle neue Erkenntnisse posten.

FTP Bestimmung

Für alle die sich mit Leistungsmessung beschäftigen ist die Bestimmung der FTP eine immer wiederkehrende Frage. Da ich auch öfter danach gefragt werde, anbei eine Zusammenfassung meiner bisherigen Erfahrungen mit den einzelnen Methoden.

Warum ist die Bestimmung der FTP wichtig?

  1. Weil sich daraus die Trainingszonen ableiten und in weiterer Folge auch die gewählten Intensitäten für Trainings. Hierfür reicht eine relativ ungenaue Bestimmung der FTP (+/- 10 Watt), da die Trainingsbereiche ohnehin fließend ineinander übergehen.
  2. Weil für das PMC Chart daraus die TSS Punkte berechnet werden und in weiterer Folge ATL, CTL und TSB. Hierfür sollte die FTP recht genau sein, da für die Bestimmung der TSS Punkte IF^2 gerechnet wird und somit eine geringfügige Abweichung der FTP zu einem relativ grossen Fehler führt (aus 5% FTP Fehler werden 11% TSS Fehler).
  3. Weil man anhand der FTP Entwicklung den Trainingsfortschritt beobachten kann. Auch dafür muss man die FTP recht genau bestimmen, da die Schwankungen und das was man durch Training bewirken kann, nicht so groß ist. Ich bin mittlerweile aber davon abgegangen meinen Trainingsfortschritt über FTP Tests zu bestimmen. Für mich zählen viel mehr die Wattzahlen, die ich bei (regelmässigen) Intervallen fahre oder Mean-Max Werte aus Rennen, die mir zeigen ob ich mich in einem speziellen Bereich (z.b. 10min Leistung, 5min Leistung) verbessert habe.

Wie bestimmt man nun am einfachsten die FTP?

  1. In dem man 1h Vollgas fährt und den Mittelwert nimmt: Das ist quasi der Gold Standard. Die Definition von FTP ist eben genau die Leistung, die man über eine Stunde erbringen kann und warum sollte man einen Wert schätzen, wenn man ihn auch bestimmen kann?
  2. NP von einer Stunde: Oft findet sich keine 1h lange Strecke oder die Strecke ist durch Ampeln oder Kreuzungen blockiert. Dann ist der „Normalized Power“, wie ihn z.B. die Garmin Edge Geräte aber auch viele Auswertungsportale anzeigen, ein geeignetes Mittel zur Bestimmung der FTP. Da so eine Einheit auch ein ausgezeichnetes Training ist, ist diese Methode eine meiner Lieblingsvarianten. Eher vorsichtig muss man mit der NP von Kriterien oder Rennen mit vielen, kurzen und harten Antritten sein. Dort kann die NP um bis zu 5% über der FTP liegen.
  3. Analyse einer Leistungsmesseraufzeichnung eines Rennens: Da man nur sehr kurze Zeit über der Schwelle, allerdings wesentlich länger darunter fahren kann, sieht man an der Auswertung eines (harten) Rennens meistens sehr rasch, wo die FTP eines Athleten liegt (siehe Grafik unten).
  4. Aus den Wattwerten, die man in Intervallen im Training fährt: Zur Verbesserung der FTP werden oft 2x20min mit 95%-100% der FTP als „ideales“ Training genannt. Die Durchschnittswattwerte aus einer solchen Einheit sind ebenfalls ein gutes Indiz für die FTP und dadurch auch sehr gut geeignet um Veränderungen der FTP zu beobachten (siehe Auf der Rolle 4)
  5. Errechnen aus der Mean-Max/CP Kurve: Die oft genannten „95% der 20min Bestleistung“ liefert meist eine zu hohe FTP, wenn nicht genau das Protokoll von Coggan (5min all-out, 5min Pause, 20min Test) eingehalten wird. Bei mir passen „90% der 20min Bestleistung“ besser. Auch die Formel FTP = ((CP20/CP5 – 1) * 0,75 + 1) * CP20 stimmt bei mir recht gut (Quelle). Ähnlich funktioniert auch das CP Modell, das in die gratis Software Golden Cheetah integriert ist. Man lädt einfach seine Rennen und Trainingsdaten in die Software und diese bestimmt anhand der CP Kurve einen CP60 Wert. In meinem Fall ist dieser Wert aber zu hoch.

ftp_bestimmung
FTP Bestimmung durch Analyse eines harten Rennens und Gruppierung der Leistungsdaten in 10W Schritten: Ab 330W fällt die Zeit in der Zone deutlich ab (= die Balken werden kürzer). Ein Indiz dafür, dass dort die FTP ist.

Mit folgenden/r Methode(n) habe ich keine guten Erfahrungen gemacht:

  1. Stufenleistungstest: Die größten Verbesserungen bei einem Stufenleistungstest habe ich nach einem Trainingsblock erzielt, der speziell die letzten paar Minuten des Tests trainiert hat. Dadurch war zwar das Ergebnis besser, aber die FTP ist nicht gestiegen.

Folgende Methode(n) habe ich noch nie probiert:

  1. Laktattest: Bestimmung der Laktatkurve meist durch Stufenleistungstests im Labor.

Anmerkungen zur FTP:

Es gibt unterschiedliche FTPs und zwar nach Terrain (flach, leicht steigend, stark steigend) oder nach Rad (Indoor/Rolle, Zeitfahrer, Strassenrad). Man sollte jene FTP bestimmen und speziell für das PMC Chart auch verwenden, die ein Mittelmaß aus den Einheiten im Training darstellt. Es macht z.B. wenig Sinn die bergauf FTP (die meistens die höchste ist) zu verwenden, wenn man ausschließlich Indoor auf der Rolle fährt (das ist meistens die niedrigste). Genauso macht es wenig Sinn sich in einem Bergtraining an der Zeitfahr FTP zu orientieren und umgekehrt. Für Intervalltrainings verwende ich generell nicht die FTP als Maßstab, sondern ein individuelleres System basierend auf den (Best-)Leistungen für die jeweilige Intervalldauer (Erklärung dazu folgt in einem der nächsten Postings).

Links:
Seven deadly sins (Alex Simmons)
Seven deadly sins #2 (Alex Simmons)