Was geht (noch) mit 40?

Voriges Jahr habe ich mich schon mit dem Thema was noch geht beschäftigt und dabei alles notwendige Zahlenmaterial von meinem Leistungsmesser abgeleitet. So habe ich das auch bei allen Berechnungen rund um Energieverbrauch und Nahrungsaufnahme (z.B. Ötzi Pacing) immer gemacht. Auf einen klassischen Leistungstest mit Laktatmessung habe ich bisher verzichtet. Nach dem sehr guten Ergebnis und den gewonnenen Erfahrungen beim 24h Rennen in Hitzendorf bin ich aber neugierig geworden und wollte noch etwas mehr über meinen Körper erfahren als ein Leistungsmesser hergibt.

Ziel

Konkret hat mich die Effizienz meines „Motors“ und der dabei verbrauchte Treibstoff – Fett vs. Kohlenhydrate – interessiert. Das alles lässt sich über eine Ergospirometrie mit Atemgasanalyse bestimmen. Anhand der Zusammensetzung der ausgeatmeten Luft kann man durch indirekte Kalorimetrie herausfinden wieviel Energie der Körper gerade verbraucht und wieviel davon durch Kohlenhydrat- bzw. Fettverbrennung bereitgestellt wird. Kennt man auch die Watt, die das Ergometer vorgibt, lässt sich daraus die Effizienz ableiten.

Außerdem wollte ich die über Leistungsmesser bestimmten Werte für FTP und VO2Max verifiziert wissen und sehen ob es darüber hinaus irgendwelche Auffälligkeiten oder Außergewöhnlichkeiten gibt.

Methodik

Da die Fettverbrennung stark dadurch beeinflusst wird was man davor gegessen hat und auch je nach Messmethode (z.B. Stufenlänge bei einem Leistungstest) schwanken kann, habe ich versucht mich an ein bestehendes Protokoll aus einer Studie zu halten und zum anderen den Test gemeinsam mit einer Referenzperson, also einem Partner der nach dem gleichen Protokoll vorgeht, zu absolvieren.

Das Protokoll ist jenes aus dieser Studie: Es werden Stufen von 3 Minuten Dauer in 35W Schritten beginnend bei 95W gefahren. Nüchtern mit mindestens 10h ohne Nahrungsaufnahme und ohne spezielles Nahrungsprotokoll an den Tagen davor (D.h. sportlertypisch eher kohlenhydratreich). Während in der Studie nur ein nüchterner Durchgang gefahren wurde, bin ich den Test zwei Mal gefahren. Zuerst nüchtern  bis zur Schwelle und dann nach einem Frühstück/Essen mit ~1h Pause noch einmal. Diesmal allerdings bis zur Erschöpfung/VO2Max.

Zur Referenzperson will ich nicht mehr sagen, außer dass er ein ordentliches Kaliber im Ausdauerbereich ist und der Vergleich mit seinen Zahlen hoch interessant war … (Tipp) 😉

Die Tests wurden Anfang April 2014 in der Sportambulanz des Klinikums Graz von Prof. Schober und Jana Windhaber durchgeführt.

Ergebnisse

Zunächst zu den Werten, die man auch mit einem Leistungsmesser bestimmen kann: Sowohl FTP (Laktatschwelle < FTP < VT2 innerhalb von ~10-20 Watt) als auch VO2Max (~5-6min Maximalleistung, die man z.B. über die Formel VO2Max in ml/kg/min = (6min Max.Power * 10,8 / Gewicht in kg) + 7 annähern kann) wurden im Test bestätigt. D.h. zum einen, dass meine Werte gemeinsam mit meinen ~65kg (5,9% Körperfett) für mein Alter sehr gut sind und zum anderen, dass man sich so einen Test auch sparen kann und das Geld z.B. besser in einen Leistungsmesser investiert.

Interessant wurde es dann bei Fettverbrennung und Effizienz. Hier die Ergebnisse:

fat-abs
Fettverbrennung at it’s best: Nüchtern (rote „Fasted“ Kurve) gehen bis zu 1,0g/min. Nach dem Frühstück (blaue „loaded“ Kurve) sinken die Werte um rund 30% ab, sind mit 0,6g/min aber immer noch sehr hoch. Für trainierte Personen sind normalerweise Werte von 0,5-0,6g/min erreichbar, was sich auch mit den Erkenntnissen aus der Referenzstudie deckt.

fat-in-pftp
So viel % der benötigten Energie können durch die Fettverbrennung bereitgestellt werden. Im besten Fall sind dies 60%. D.h. mind 40% kommen immer aus den (nur begrenzt verfügbaren) Kohlenhydratspeichern. Ab 100% der FTP werden im Regelfall ausschließlich Kohlenhydrate umgesetzt. 

cho-deficit
Kohlenhydratdefizit in Gramm pro Stunde zu den jeweiligen Intensitäten. Die grüne „Intake“ Kurve entspricht der blauen „Loaded“ Kurve unter Annahme einer Nahrungsaufnahme von 1g/kg/h (Das ist ungefähr das, was der Körper an Kohlenhydraten verarbeiten kann). Damit ich eine 0 Balance habe, dürfte ich nicht mehr als 40% der FTP fahren. Interessant der 70% FTP Wert: Ob ich bei 70% (= obere Grundlage) mit oder ohne Nahrungsaufnahme fahre macht keinen Unterschied. Ich verbrauche genau gleich viele Kohlenhydrate.

cho-runtime
Wie lange kann ich bei einem angenommenen Kohlenhydratdepot von 400g bei welcher Intensität fahren? 70% der FTP gehen rein von der Energiebilanz her 6h – mit oder ohne Nahrungsaufnahme. Unter 70% geht die Schere massiv zu Gunsten der Nahrungsaufnahme (grüne „Intake“ Kurve) auf. Auch in intensiveren Bereichen von 80-90% lässt sich die Dauer durch Nahrungsaufnahme während der Ausfahrt/Wettkampf massiv verlängern. Die 3h von Neusiedl mit 90% der FTP wären ohne Nahrungsaufnahme nicht möglich gewesen.

efficiency
Wieviel % der Energie, die der Körper benötigt kommen am Pedal an? Normalwerte liegen bei 19-21%. Ich schaffe es auf fast 25%. Ob dabei Kohlenhydrate oder Fett verbrannt werden, spielt scheinbar kaum eine Rolle – die Fasted und Loaded Kurven sind beinahe deckungsgleich.

Was nehme ich jetzt aus den Ergebnissen mit?

Erstens, dass ich mich auf mein Körpergefühl verlassen kann. Ich habe schon immer viel weniger gegessen und getrunken als andere Radfahrer und mich dabei auch bei längeren Ausfahrten nicht schlechter, weniger leistungsfähig oder unterversorgt gefühlt. Auch alle anderen im Test gemessenen Parameter wie z.B. Laktat oder VO2Max kann ich nun einem Körpergefühl zuordnen, das ich zwar bereits kannte nur bisher nicht zuordnen konnte.

Zweitens, dass man die Ergebnisse zwar für verschiedenste weitere Überlegungen verwenden, aber auch nicht überbewerten darf. Es ist eine Momentaufnahme aus einem Labortest. Was in Wirklichkeit passiert, wenn die Muskelglykogenspeicher geleert sind oder wenn nach einem harten Berg eine 20min Abfahrt und ein 50min Flachstück folgt, ob der Körper dann noch Fett oder doch weiter Kohlenhydrate verbrennt, bleibt offen. Genauso wie die Frage ob ich meine Fettverbrennungsfähigkeiten durch Training erworben habe oder ob sie mir einfach genetisch von Geburt an gegeben sind, wobei einiges darauf hindeutet, dass es eine Kombination aus Genetik und Training ist (Dazu folgt irgendwann noch ein eigenes Posting). Jedenfalls sind hohe Effizienzwerte auch ein Hinweis auf eine hohen Anteil an Typ 1 Muskelfasern, die für gute Ausdauerleistungen unerlässlich sind (Die Muskelfaserzusammensetzung kann nur durch eine Biopsie bestimmt werden).

Drittens, dass ich mit allen meinen Werten am oberen Rand dessen liege, was durch Training machbar ist. Spricht für mein Training, aber gegen Potential nach oben. Vor allem da die VO2Max mit dem Alter (ab 20 Jahren – siehe Link) kontinuierlich abnimmt, hätte ich früher wohl einmal richtig Potential gehabt (ev. VO2Max ~80 ml/kg/min – siehe VO2Max Weltrekorde), kann jetzt aber fast nur mehr schlechter werden … 🙁

Viertens, dass als größte Stellschraube noch die Sauerstofftransportfähigkeit des Blutes bleibt. Um die zu steigern gibt es illegale Methoden (die mich nicht interessieren), aber auch legale: Höhentraining. Somit scheint das Bastelprojekt für den nächsten Winter gefunden zu sein. 😉

Und danach bleibt immer noch die Option auch Schwimmen und Laufen zu lernen und sich dem Sport zu widmen, der vermutlich meiner Physiologie am meisten entgegenkommen würde …

Anwendung für Jedermann

In allen Studien die ich zu Fettverbrennung und Effizienz gefunden habe, wurde immer darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse sehr individuell sind. D.h. wenn man seine eigenen Ergebnisse wissen möchte, dann sollte man sich selbst einem derartigen Test stellen. Hält man sich dabei an das selbe Protokoll kann man die Werte mit meinen und jenen aus der Studie vergleichen. Auch VO2&VCO2 Protokolle bereits erledigter Leistungstests können verwendet werden um im Nachhinein die oben angeführten Auswertungen zu erstellen, allerdings kommt es bei Nichteinhaltung der ungewöhnlich langen Stufenzeiten (3min, 35W) sicher zu Abweichungen und die Ergebnisse sind nur noch bedingt vergleichbar. Bei Interesse kann ich auch gerne die verwendeten XLS Sheets zur Erstellung der Graphen online stellen.

Auf der Rolle 2014/3

Der Frühling ist heuer so abrupt gekommen, dass ich beinahe vergessen hätte den restlichen Winter auf der Rolle zu dokumentieren. Daher kurz noch ein paar Daten & Fakten um die beiden vorigen Beiträge „Auf der Rolle 2014/1“ und „Auf der Rolle 2014/2“ zum Trainingsprogramm von November bis Mitte Februar zu komplettieren:

20140406-sst21 x 60min SST. Ab der 10. Einheit (Mitte Dezember) immer über 300W Schnitt – das bin ich bis dahin erst einige Male gefahren. Ab ca. der 12.-13. Einheit gab es keinen Leistungszuwachs mehr und man hätte eigentlich das Trainingsprogramm ändern müssen um neue Reize zu setzen. Habe das aber bewusst vermieden und bin trotzdem das Programm weitergefahren damit die „300W über eine Stunde“ sich so richtig manifestieren und sich der Körper dann im Sommer, wenn es irgendwo lang einen Berg hoch geht, auch hoffentlich noch gut daran „erinnern“ kann.

20140406-l413 x ( 4 x ( 8m – 12m)). Leistung blieb relativ unverändert, aber die Dauer im „roten Bereich“ stieg von anfangs 32min bis auf 48min pro Einheit. Bei den letzten beiden lief es nicht mehr so rund, weil ich mit Schuhen&Sitzposition gespielt habe (und mich dabei muskulär überlastet habe) und auch schlecht ernährt/regeneriert war (von der SST Einheit am Tag davor).

20140406-pmc2013

20140406-pmc20142013er (oben) und 2014er (unten) PMC Chart. CTL schwankte heuer im Winter zwischen 115-120 – so hoch wie noch nie. In den Ruhewochen (Weihnachten, Semesterferien) ging die CTL nach unten und die TSB wurde positiv um daraufhin bis zur nächsten Ruhephase wieder negativ zu werden.

Ideal ist der März verlaufen – wegen des milden Wetters bereits großteils im Freien – mit einem noch stärker polarisierten Programm als im Winter:

Mo: L5&L4 – 2x(2m@125% + 8m@100-105%)
Di: L2 – 2h
Mi: L4 – 4x8m@105%
Do: L2 – 2h
Fr: L5 – 3x3m@120-125% + 1x4m @120-125%
Sa: Gruppenausfahrt – 300TSS, 5-6h
So: L1/2 – 1h

Dadurch konnte ich drei Wochen hintereinander mit 1000TSS/1100TSS/1200TSS absolvieren um danach eine Ruhewoche (= gleiches Programm aber nur 50% Dauer) einzulegen und am Ende der Ruhewoche bei diversen Leistungstests alle meine bisherigen Bestleistungen zu übertreffen (sowohl in Watt als auch Zeit/KOMs)…

Wahoo RFLKT+

Bisher habe ich es immer vermieden, aber diesmal muss ich wirklich eine Warnung aussprechen: Wer vor hat einen Radcomputer zu kaufen und meint, dass er mit einem Wahoo RFLKT (mit oder ohne +) und seinem Smartphone das Auslangen findet, der hat sich schwer getäuscht. Kauft euch das Teil nicht!

Was ist ein Wahoo RFLKT+?

In erster Linie handelt es sich dabei um eine Art externes Display für ein Smartphone. Das Display sieht aus wie ein Radcomputer und wird auch wie ein solcher vorne am Lenker montiert. Danach wird es via Bluetooth 4.0 mit dem Handy verbunden. Startet man die entsprechende App (z.B. jene von Wahoo) und zeichnet damit eine Ausfahrt auf, dann sieht man am Display alle relevanten Daten, kann die Aufzeichnung starten/stoppen/pausieren und sogar Musiktitel weiterschalten. Dafür stellt Wahoo eine eigene API für alle iOS Geräte zur Verfügung, damit jeder Entwickler auf das Display zugreifen kann und seine eigene App entsprechend anpassen kann.

Zusätzlich zum Standard RFLKT hat der RFLKT+ noch einen Barometer eingebaut und kann ANT+ Signale empfangen und an ein iPhone weiterleiten, welches diese ohne zusätzlichen ANT+ Stick üblicherweise nicht empfangen kann. Dadurch kann man z.B. einen Garmin Edge Radcomputer gänzlich ersetzen und auch Daten von Puls, Leistungsmesser etc. mit dem iPhone aufzeichnen.

Warum nicht kaufen?

1. Mangelhafte Softwareunterstützung:

Ausser der Wahoo eigenen Software gibt es nur eine handvoll Programme, die mit dem Display etwas anfangen können. Ich habe sie alle ausprobiert und war enttäuscht von der schlechten Useability und dem mangelnden Funktionsumfang. Speziell für den ambitionierten Radfahrer mit Leistungsmesser ist schnell das Ende der Fahnenstange erreicht: Es gibt keine App mit der man einen Leistungsmesser kalibrieren kann (Bei den Garmin Vector Pedalen Pflicht vor jeder Ausfahrt). Meldungen vom Leistungsmesser (wie z.B. Batterie schwach, Dynamische Kalibrierung erfolgreich) werden nicht angezeigt. Viele Kennzahlen rund um Leistungsmessung kann man sich nicht anzeigen lassen (z.B. kein Durchschnitt der aktuellen Runde). Fahrten können zwar auf online Plattformen wie Strava, Garmin Connect hochgeladen und auf Dropbox exportiert werden, allerdings nicht im .FIT Format sondern nur im .TCX Format, das ca. 10x so grosse Dateien erzeugt (1,5MB/h). Auf meine Nachfrage beim Wahoo Support, ob die Funktionen geplant sind oder auf irgendeiner Roadmap stehen, bekam ich nur den Hinweis ich möge doch bitte meinen Leistungsmesser mit einem Garmin Computer kalibrieren …

Obiges bezieht sich auf die iOS App für iPhone und iPad. Unter Android sieht es noch schlechter aus, weil es noch kein SDK gibt und die Wahoo eigene App (mit reduziertem Funktionsumfang) gerade einmal als Betaversion verfügbar ist. RLFKT Support gibt es darin noch nicht und RLFKT+ erst recht nicht.

2. Nicht stabil genug:

In den letzten 2 Monaten habe ich den RFLKT+ ausschließlich Indoor verwendet und mit meinem iPad sämtliche Fahrten auf der Rolle aufgezeichnet. Das hat mit einer Fehlerquote von (geschätzt) ~20% auch gar nicht so schlecht funktioniert. V.a. der direkte Upload nach dem Training auf Strava ist schon sehr praktisch. Allerdings war ich sehr bald froh, dass ich parallel dazu auch alle Trainings mit dem Edge 800 aufgezeichnet habe. Mal viel das iPad aus (iOS7 Black Screen of Death), dann wieder der RFLKT+. Insgesamt eine Fehlerquote, die viel zu hoch ist für einen Radcomputer. In den letzten 4 Jahren habe ich kein einziges Training verloren, jetzt beinahe eines pro Woche.

3. Stromverbrauch:

Das bei weitem größte Problem ist aber der Batterieverbrauch des RFLKT+. Wahoo spricht von einem Jahr, ich habe es nie länger als 30h (aktive Aufzeichnung) geschafft. Da die Batterien sehr teuer sind (CR2450 Knopfzellen zu ~5EUR/Stück), ist das ein echter Kostenfaktor, wenn man 700h pro Jahr fährt … Dazu kommt, dass es keinerlei Batteriestandswarnung gibt. Das Display schaltet sich einfach ab und da auch die ANT+ Bridge über das Ding läuft, werden ab dort auch keine Daten (Puls, Leistungsmesser, Trittfrequenz) mehr aufgezeichnet.

Nachdem bei meinem ersten RLFKT+ die Batterie leer war und ich sie getauscht habe, war überhaupt schon 2-3 Tage später wieder der Saft aus. Offenbar war das Gerät defekt oder es gab irgendwo einen Kurzschluss. Jedenfalls hat mir der Wahoo Support binnen weniger Tage kostenlos ein Austauschgerät zukommen lassen. Mit dem bin ich allerdings auch nicht weiter als 30h gekommen. Dann war die Batterie wieder leer. Jetzt habe ich ein externes Batteriefach angebaut, mit dem ich kostengünstige und leistungsstarke Akkus anhängen kann.

Jpeg

Ausserdem warte ich noch auf Feedback vom Wahoo Support und ev. eine neue Firmware. Allerdings bin ich nicht sehr zuversichtlich. Mir ist nämlich auch aufgefallen, dass die permanente Bluetoothübertragung ordentlich am iPad Akku saugt. Ich habe Indoor zwar immer das Display an, dafür aber keinen Mobilfunkteil und kein GPS in Betrieb. Outdoor mit GPS und aktivem Mobilfunk, dazu vielleicht noch Musikplayer/-streaming muss der Akku noch viel schneller leer werden. Leider bin ich noch nicht dazu gekommen das zu testen. Jedenfalls dürfte die gleichzeitige Bluetooth & ANT+ Übertragung doch etwas zu viel für eine Knopfzelle sein (auch wenn es die Größte und Teurste ist, die es gibt).

Insgesamt ist das System bis zu diesem Punkt schon viel zu fehleranfällig ohne dass es überhaupt noch irgendwie so richtig hart geworden wäre (Kälte, Nässe, lange Ausfahrten, eingehende Telefonate). Das wird wohl nichts mehr werden. Daher auch die Warnung vor dem Kauf. Lieber €25 bis €50.- mehr in einen Edge 500 investieren und das gute Ding immer wieder per USB an den Computer anschliessen um die Daten in die Wolke zu bekommen, anstatt sich mit dem RLFKT+ abzukämpfen.

Damit ist auch das Thema Smartphone als primärer Radcomputer für mich einmal abgehakt und das Warten auf den SRM PC8 oder einen Edge520/820 mit WLAN Upload (Gibt’s schon beim FR 620, wenn auch nur auf Garmin Connect) geht weiter.

Garmin Vector – Mehr aus der Praxis

Mittlerweile bin ich mehrere Monate mit den Garmin Vector Pedalen unterwegs. Zeit für ein kurzes Update zum 1. Praxistest:

Gesamteindruck

Ich bin nach wie vor sehr zufrieden mit den Dingern. Sie haben sich in der Nutzung sowohl auf der Rolle als auch im Freien bei wechselnden Temperaturen und Witterungen als sehr zuverlässig herausgestellt. Ausfälle hatte ich noch keine. Temperaturdrift konnte ich weder messen noch spüren.

Vergleich mit anderen Leistungsmessern

Im Freien bin ich nur mehr wenige Ausfahrten gefahren in denen ich die Pedale mit meinem Powertap Laufrad verglichen habe. Der Grund dafür ist einfach: Die Differenz ist immer innerhalb der Messtoleranz der beiden Leistungsmesser, meist so um +/- 2-3 Watt im Schnitt über die gesamte Ausfahrt, daher gibt es auch keinen Grund viel zu vergleichen.

Indoor habe ich permanent den Vergleich zwischen dem KICKR und den Vector Pedalen und auch dort ist die Differenz der beiden Leistungsmesser sehr konstant. Ähnlich wie das auch schon bei meinem Tacx Fortius war, hat der KICKR eine starke Temperaturdrift, die allerdings von Training zu Training konstant ist. Sprich: Wenn man immer das gleiche wattbasierte Trainingsprogramm fährt, dann sind auch die vom Vector gemessenen Wattwerte sehr konstant. Ein Faktum, das für die Qualität beider Produkte spricht. Beim Powertap Laufrad war dies durch fehlerhafte Auto-Zeros nicht der Fall (siehe Auf der Rolle 5).

Kalibrierung

Ein Schlüssel zur Zufriedenheit dürfte die korrekte Durchführung der Kalibrierung sein. Dazu habe ich mir folgendes Prozedere zurecht gelegt, das ich auf der Rolle nach ca. 7-8 min Aufwärmen bzw. im Freien direkt beim Losfahren durchführe:

  1. Aufsitzen, beide Füsse ausklippen und das linke Pedal rückwärts drehen bis der linke Kurbelarm in der 3 Uhr Position waagrecht nach vorne steht.
  2. Am Edge eine statische Kalibrierung auslösen (z.B. Edge 800: Power Button drücken, dann rechts oben auf das Powermetersymbol klicken und „Kalibrieren“ wählen).
  3. Sobald Kalibrierungswert mit „0“ erscheint das Kalibrierungsmenü verlassen, Füsse einklippen (Idealerweise so, dass kein Druck aufs Pedal ausgeübt wird. D.h. man rotiert die Pedale beim Einklippen nach hinten und klippt ganz unten auf der 6 Uhr Position ein.).
  4. Danach langsam, gleichmässig und mit möglichst wenig Druck auf den Pedalen einige Umdrehungen nach hinten rotieren (auf der Rolle geht das leicht, im Freien muss man langsam dahin rollen). Am Edge sollte währenddessen immer 0W angezeigt werden und nach ein paar Umdrehungen eine Kadenz von 35-40. Das macht man so lange bis am Display „Powermeter Calibrated“ erscheint.
  5. Fertig. Jetzt sind sowohl statische als auch dynamische Kalibrierung erledigt und man kann losfahren.

Interessanterweise deckt sich mein Prozedere ziemlich genau mit dem wie es mittlerweile auch Garmin im Produktforum beschreibt:

Q. How should I perform a dynamic calibration in order to achieve best results?

A. Simply pedal backwards as smoothly as possible (above 30 rpm) until you get a “Power Sensor Calibrated” message on your Edge or FR910 – typically after 6-8 pedal strokes. Pedaling backwards aggressively or at a fast cadence (e.g. 100 rpm) can negatively impact the calibration process.

Note: A dynamic calibration only needs to be performed once following a static calibration. It does not need to be performed again until after the next static calibration.

Weitere Punkte, die mir zur Kalibrierung aufgefallen sind:

  • Eine dynamische Kalibrierung ohne zuvor eine statische Kalibrierung gemacht zu haben ist sinnlos bzw. liefert oft falsche Daten. Das wurde auch von Garmin so bestätigt. Ich habe anfangs im Glauben eine Art Auto-Zero (wie bei P2M oder Powertap) während der Fahrt auslösen zu können, öfters absichtlich nach hinten pedaliert um eine dynamische Kalibrierung durchzuführen. Das hat aber immer zu deutlichen Abweichungen zum Powertap geführt, die erst wieder durch eine statische Kalibrierung ausgeglichen werden konnten. D.h. entweder gleich nach der statischen die dynamische Kalibrierung machen oder gar keine dynamische Kalibrierung (also im oben beschriebenen Prozedere nach Punkt 3 aussteigen).
  • Wenn man nie statisch kalibriert, dann dürfte es v.a. bei schwankenden Temperaturen über die Zeit zu Abweichungen kommen. Outdoor habe ich bisher immer statisch kalibriert, aber indoor habe ich es öfters ausgelassen und konnte dabei keine wesentliche Abweichung zum kalibrierten Zustand erkennen. Sprich: Wenn man einmal die statische Kalibrierung vergisst, dann geht die Welt auch nicht unter. Keinesfalls sollte man allerdings versuchen dies durch eine dynamische Kalibrierung während der Fahrt auszugleichen (siehe oben).

Soweit zu den bisherigen Erfahrungen. Derzeit habe ich die Pedale noch nie ummontiert, daher kann ich zu eventuellen Problemen dabei keine Aussagen machen. Batterien sind bisher auch noch nicht leer geworden und ansonsten gibt es auch keine Defekte zu vermelden.

2013 in Zahlen

Ein Jahr ist vorüber d.h. man kann wieder viele Zahlen in schöne, bunte Graphen verpacken oder in lustige Vergleiche umrechnen. Bei mir sieht das dann für 2013 so aus:

Im Schnitt 2h pro Tag bzw. 14h pro Woche trainiert.

Mit durchschnittlich 240W NP bzw. 31km/h dahingeradelt und dabei 168.000 Höhenmeter zurückgelegt.

164x über 50km, 37x über 100km, 7x über 150km und 1x über 200km gefahren.

Im 2. Halbjahr an nur 4 Tagen „gefaulenzt“. Insgesamt an 342 Tagen zumindest einmal gelaufen oder geradelt.

Dabei 1500kcal/Tag zusätzlich zum Normalverbrauch verheizt. Das entspricht 3 Germknödeln pro Tag, also einem GKI von 3,0.

2013-gki

2013-stunden-jahrDank Haute Route und Hitzendorf sind es doch noch mehr Stunden als in den Jahren zuvor geworden, obwohl es zum Halbjahr nicht danach ausgesehen hat.

2013-kilometer-jahr
Die – ohnehin wenig aussagekräftigen – Rollenkilometer stimmen im Vergleich zum Vorjahr nicht, da ich am Kickr eine Zeit lang ohne Distanzaufzeichnung unterwegs war.

2013-verbesserung
Vergleich der Bestleistungen in Watt über die jeweilige Dauer mit 2010 (siehe auch hier). Gegen Ende des Jahres habe ich noch die 60min Werte etwas auffrisiert. Richtig harte 60minNP bzw. 180minNP waren 2013 keine dabei.

2013-pmc
PMC Chart 2013: Bei CTL 115-120 ist der „Wohlfühlbereich“ bzw. bin ich damit – nicht nur heuer, sondern auch schon in den letzten Jahren – in jedes grössere Rennen (Transalp, Haute Route, Hitzendorf, WM) gestartet.