UCI World Cycling Tour Finale 2013

Nachdem ich mich im ersten Rennen der Saison für das Finale der UCI World Cycling Tour in Trento (= Weltmeisterschaft für Masters- und Amateurfahrer) qualifiziert hatte, sollte dieses Event den Saisonabschluss darstellen. Ausgetragen wurden ein Zeitfahren (Freitag) und ein Strassenrennen (Sonntag) auf sehr anspruchsvollen und mit vielen Höhenmetern gespickten Kursen (Zeitfahren, Strasse). Weltmeistertitel wurden jeweils in den einzelnen Alterskategorien vergeben – für mich 35-39 Jahre.

Zeitfahren

Seit Langenlois bin ich nicht mehr am Zeitfahrer gesessen. Als Vorbereitung hatte ich nur 2 lockere Ausfahrten gemacht. Trotzdem freute ich mich auf die WM, weil mir der Kurs entgegenkommen sollte und von der Länge und Topographie relativ ähnlich dem Kurs in Mörbisch war, einem meiner besten Zeitfahren heuer.

Daher habe ich auch versucht das Rennen ähnlich anzulegen wie in Mörbisch. Sprich den ersten Hügel relativ intensiv, dann in der Abfahrt und im Flachstück etwas ausruhen und nicht zu viel Zeit verlieren und am letzten Anstieg und ins Ziel wieder Gas geben. Wie man an den Auswertungen sieht, habe ich im Eifer und trotz Leistungsmesser im ersten Teil überzogen. Der 30s hinter mir gestartete Sieger meiner Alterskategorie hat mich erst nach 25min überholt und mir auf den letzten 13min noch 2min abgenommen. Fazit: Die Leistungswerte und das Ergebnis (9. Platz AK, Gesamt 34., schnellster Österreicher) sind zwar sehr gut, aber es wäre mit einer besseren Einteilung mehr drinnen gewesen.

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Vergleich mit schnelleren Fahrern, die ihr Rennen ebenfalls auf Strava veröffentlich haben (Link).

 

Strassenrennen

Gleich vorweg: Es war eine Wiederholung vom Freitag, sowohl was die Leistungswerte als auch das Ergebnis betrifft. Der erste Hügel wurde von meinem ca. 100 Mann starken Feld relativ locker gefahren, ebenso das erste Flachstück. Ausreißversuche hätten, ob der obskuren Startreihenfolge (insgesamt waren 1.100 RennfahrerInnen unterwegs. Die langsamsten starteten zuerst!), ohnehin keinen Sinn gemacht. Erst am 2. Berg ging dann die Post so richtig ab. Bis ca. zur Hälfte des 30min Anstiegs fuhr ich mit der Spitzengruppe mit. Dann kam von hinten ein schnellerer Fahrer (Andreas Schweizer) aus einer anderen Alterskategorie, an den sich einige anhängten (Wie viele & wer war in dem Chaos nicht ersichtlich). Ich lies reissen und fuhr den Berg in meinem eigenen Tempo hoch. Das ergab immerhin 30min Wattbestleistung in diesem Jahr und den ~7. Platz am Ende des Anstiegs.

In der darauf folgenden Abfahrt schloss von hinten die Spitzengruppe der nächst jüngeren Alterskategorie auf, in deren Windschatten sich auch einige Fahrer aus meiner Alterskategorie befanden, die eigentlich schon abgehängt waren. Führungsarbeit übernahm die Gruppe im folgenden Flachstück hin zum Monte Bondone aber keine, so dass das erst wieder mir und ein paar anderen Fahrern aus der Alterskategorie über mir übrig blieb.

Hinauf zum Bondone waren die Jungen dann wieder voll da, erhöhten ordentlich das Tempo. Einige meiner Altersgruppe folgten. Ich fuhr von Anfang an mein Tempo. 300W wollte ich nicht überschreiten und als Schnitt bis nach oben auf dem über eine Stunde langen Anstieg halten. Es lief ganz ausgezeichnet. Ich arbeitete mich langsam nach vor und überholte einen Fahrer nach dem anderen. Im Steilstück bei Kilometer 7-8 (10km vor dem Ziel) hatte ich den 6. Platzierten und besten Fahrer aus der ehemaligen Gruppe im Flachen eingeholt, attackiert und distanziert. Bei Kilometer 12-14 sah ich vor mir den regierenden Weltmeister Igor Kopse, der sich in der Attacke am 2. Berg abgesetzt hatte, immer näher kommen und überholte ihn. Nur noch 5km und ich auf Platz 5! Leider nein: Ich war mir zu sicher, es fehlte mir der nächste „Hase“ an den ich mich heran kämpfen hätte können oder ich war einfach auch nur am Ende meiner Kräfte. Jedenfalls fuhr ich gegen Ende nicht mehr so schnell wie davor. Der auf Kilometer 7-8 abgehängte Italiener kämpfte sich 1km vor dem Ziel wieder an mein Hinterrad und lies mich im Zielsprint auf den letzten, steil ansteigenden 300m stehen. Ich nahm etwas raus und von hinten kam noch ein Italiener, den ich bis dahin gar nicht bemerkt hatte, vorbeigeflogen. Ergibt Platz 7 mit 60min Bestleistung in dieser Saison am letzten Anstieg. Hätte ich gewusst, dass der 4. Platzierte (Ebenfalls Ausreisser am 2. Berg) nur mehr weitere 30s weiter vorne gelegen ist, wäre vielleicht nach der Überholung von Kopse noch mehr drinnen gewesen…

Schade, dass sich eine sehr gut organisierte Veranstaltung durch eine unnötige Startreihenfolge sportlich derart beschnitten hat. Igor Kopse hat es auf Twitter gut zum Ausdruck gebracht:

I need to explain my yesterdays tweet. If @UCI_WCT wants to make #fair #UWCT final RR competition, make sure there will be no interaction between age groups! Do not release 1500+ riders in 2′ intervals from slowest/older/women to fastest/younger groups. Release them in at least 5′ intervals from fastest to slowest. We didn’t have a race yesterday. That was a fucking caos. Even if we wanted to race, we couldn’t. It was impossible. If anybody tried to attack and breakaway (some had to) he immediately run into next group 500m up the road and he was convicted to either pull 50-100 riders with him or breakaway once again. There was a moment when we hited a cloth of ~500 riders mixed from all groups. Completely non valid and non legitimate race. Also unfair, because many womens and older masters (depends on how lucky they was) where simply pulled away by younger stronger riders trying to escape from their own group. From a sporting perspective I am deeply dissapointed with the way road race was organized. That was just a mess.

 

Trotzdem war das Wochenende noch einmal ein Highlight in einer ohnehin schon sehr coolen Saison. Das Wetter war rund um den Gardasee noch einmal richtig angenehm und warm, ich traf einige Leute wieder, die ich davor schon bei Hauteroute & Transalp kennen gelernt hatte und fuhr Saisonbestleistungen am Zeitfahrer als auch Strassenrad.

 

Links:
Ergebnisliste Zeitfahren
Ergebnisliste Strassenrennen
Zeitfahren auf Strava.com
Strassenrennen auf Strava.com
Homepage

 

24h Hitzendorf 2013

Was soll man da noch sagen? Die nächste Wahnsinnsaktion und wieder (wahnsinnig) erfolgreich abgeschlossen. Ohne großartige Vorbereitung, im Speziellen ohne lange Trainingseinheiten und ohne Rad mit Ausdauersetup (Sitzposition, Aufleger) habe ich mich beim 24h Rennen in Hitzendorf an den Start gestellt und die Dinge auf mich zukommen lassen. Immerhin hatte ich eine Taktik: So lange es geht das Hinterrad des Führenden halten. Wenn ich das länger mache als alle anderen, dann passt das schon. Ausserdem hoffte ich, dass mir auf dem welligen Kurs – es geht auf der 3,85km langen Runde zunächst in 3 Wellen ca. 30 Höhenmeter hoch, bevor eine Abfahrt und ein Flachstück zurück zu Start&Ziel folgen – im bergauf Teil niemand davonfahren würde und ich dort zur Not Löcher immer noch flicken könnte.

Und genau so habe ich es dann auch gemacht, wobei in dem starken Starterfeld (Race around Slovenia Sieger, RAAM Finisher, Glocknerman Sieger und 3. Platzierter) für mich der Favorit anfangs nicht so klar auszumachen war. Allerdings hat sich nach wenigen Runden schon gezeigt, wer den Ton angibt: Joachim Ladler, Ex-Elite Fahrer und seit ein paar Jahren Ultraracer, der heuer so ziemlich alles gewonnen hat, bei dem er mitgefahren ist und auch Titelverteidiger in Hitzendorf war.

Er war auch der Einzige, der richtig aggressiv gefahren ist und immer wieder einmal angezupft hat. Den entscheidenden Antritt hat er nach ca. 3,5h gemacht als ein grosser Pulk an Fahrern genau im Bereich des Überholverbotes vor der Halle zu überrunden war. Er zwängte sich noch vorne rein und drückte voll an. Ich war hinter dem Pulk eingesperrt, hatte schon ein ordentliches Loch aufgerissen und sah als einzigen Ausweg den Bergaufteil voll zu nehmen. Nach 2:20min mit 400W Schnitt war der Berg zu Ende und ich wieder an Ladler dran. Außer mir war aber keiner aus der Ex-Spitzengruppe mehr da.

Mit einem abartigen Tempo ging es mit abwechselnder Führungsarbeit die nächsten Stunden weiter. Wir holten zum Teil Staffelfahrer ein, fuhren mit ihnen bis zum nächsten Wechsel mit um uns dann wieder von hinten an den nächsten Staffelfahrer heranzuarbeiten und diesen bis zu seinem Wechsel zu „mißbrauchen“. Dazwischen immer wieder Antritte von „Ladi“, der nicht aufhörte lästig zu sein, wann immer ich beim Überrunden anderer Fahrer, bei der Versorgung mit Flaschen, Gels oder Gewand Tempo rausnehmen musste. Ich fuhr die Löcher zwar immer wieder zu, übernahm dafür dann aber zur „Strafe“ eine Zeit lang keine Führungsarbeit mehr. Ich selbst habe ihn nur einmal kurz angetestet, 15s Vorsprung rausgefahren, der nach 1 Runde aber eh wieder weg war. Eine ziemliche Pattsituation, die sich vermutlich sehr lange fortsetzen lassen und uns gegenseitig zu noch mehr gefahrenen Kilometern getrieben hätte, wenn ich nicht nach 13h klein beigegeben hätte.

Die Sinnfrage hatte mich – wie auch schon auf der 4. Etappe der Haute Route vor 2 Wochen – eingeholt. Der Dritte lag schon über 7 Runden (= fast 1h) zurück. Wozu sich über 24h quälen, wenn ich doch auch einfach den „Wahnsinnigen“ ziehen lassen und das Rennen gemütlich auf dem 2. Platz fertig fahren könnte? Ich ließ ihn ziehen, machte von dort an insgesamt 3 Pausen zu je ~7 min (= 1 Runde) und genehmigte mir dabei einen Teller warme Nudeln, eine RedBull/Knuspertraum Jause sowie Kaffee, Marmeladesemmerl & Kuchen. Ausserdem fuhr ich mein eigenes Tempo, oft stundenlang ohne Windschatten, dann wieder kurz im Windschatten einer Staffel oder wie in den letzten 2h im Windschatten von 12h Sieger Christian Lengyel.

zieleinlauf24hZieleinlauf nach 24 Stunden

Nach 24h, 203 Runden, 790 gefahrenen Kilometern mit 7.300 Höhenmetern, 1.100 TSS und 16.000 verbrauchten Kalorien überquerte ich schließlich als zufriedener Zweiter die Ziellinie (Ergebnisliste). Ausserdem war ich in der Runde mit der Attacke und dem bergauf Sprint die schnellste Runde (5:45min, 40km/h) aller Teilnehmer gefahren und fuhr die zweitbeste Rundenzahl, die bisher je bei dem Rennen gefahren wurde. Nur „Ladi“ schaffte mit 209 Runden deutlich mehr, holte sich damit den Sieg und hält jetzt den neuen Rekord.

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Siegerehrung

 Wie immer, war die Veranstaltung für mich als „Experiment an mir selbst“ für einige Learnings gut:

  • Vermutlich aufgrund des abwechslungsreichen Kurses (Wiegetritt, Abfahrt, Flachstück, kriteriumähnliche Fahrerlagerkurven) hatte ich keinerlei Probleme mit meiner – von den Strassenrennen geprägten –  aggressiven Sitzposition. Lediglich im Knie begann es mehr und mehr zu zwicken und auch heute (= 1 Tag danach) schmerzen eigentlich nur die Knie. Die gefürchteten Nackenschmerzen sind gänzlich ausgeblieben, genauso wie gröbere Kreuzschmerzen (Ich hatte keinen Aufleger und mich daher oft auf den Lenker gelegt, was eine extreme, zeitfahrähnliche Position ergibt, aber über längere Zeit Schmerzen verursacht.)
  • Noch interessanter die Ernährung: Die ersten 10h versorgte ich mich ausschließlich mit Gels und Bananen. Wasser nur nach Lust. Je geringer die Intensität wurde, umso geringer auch der Hunger. Offenbar konnte der Körper einen Großteil der benötigten Energie aus der Fettverbrennung heraus decken. Mit abnehmendem Tempo, nahm der prozentuelle Fettanteil scheinbar zu, der Hunger dadurch immer weiter ab. Das Körpergefühl funktionierte weiterhin recht zuverlässig: Ein paar schnelle Runden im Windschatten einer Staffel und schon war der Gelhunger wieder da. Trotzdem hat man irgendwann (nach >0,5l Gel) die Gels einmal satt, was mir der Magen deutlich zu spüren gegeben hat. Deshalb habe ich dazwischen ein paar Stunden lang gar nichts gegessen und von den Kohlenhydratvorräten gezehrt. Auch kein Problem. Hatte nie das Gefühl, mich richtig leer gefahren zu sein. Das bestätigt auch das Hungergefühl nach dem Rennen: Nach 1 Teller Nudeln war die Lust auf Kohlenhydrate gestillt und der Körper verlangte v.a. nach Eiweiß (= Fleisch, Milchprodukte). Ein Blick auf die Waage bestätigt das: ~1kg weniger Körperfett (~10.000 Kalorien) entspricht in etwa dem, was der Körper in 24h an Fett verbrennen kann. Insgesamt aber weniger Gewichtsabnahme als bei einem harten, intensiven Radmarathon, bei dem man viel Wasser verbraucht (verschwitzt) und die KH Speicher fast zur Gänze leert.
  • Am Ende des Tages zählt der Kopf, allerdings nur, wenn man die Leistungswerte hat um dann noch entscheidend im Rennen zu sein: Wie auch schon bei Haute Route und Transalp deutlich sichtbar, macht es die Schwellenleistung (bzw. die W/kg und bei einem flachen Kurs W/cdA) aus ob man ganz vorne mitfährt oder nicht. Erst wenn das passt, kommt der Kopf ins Spiel, der dann über Sieg oder Niederlage entscheidet. Nur mit dem Willen und Kampfgeist wie ihn z.B. Joachim Ladler gezeigt hat, kann man dann auch gewinnen. Wobei er sich danach für manche Antritte sogar entschuldigt hat: „I bin halt im Rennen so“ 😉
  • Danksagungen: Ohne die Verpflegung durch meinen Bruder, meine Familie sowie die Staffelsieger Wals Siezenheim im ersten Teil des Rennens hätts‘ nicht geklappt. Genausowenig wie ohne die Unterstützung des 6h Siegers Wolfgang Marcher sowie des 12h Siegers Christian Lengyel und den top Staffeln, die uns/mir immer wieder Erholung im Windschatten spendiert haben!

HitzendorfFührungsduo

powerdistribution-hitzendorf24hVerteilung der Leistungszonen: Wenig an der Schwelle, dafür – dank der 3 kurzen Anstiege und des kriteriumsähnlichen Kurses – über 2h:15min im Vo2Max bzw. anaeroben Bereich. Zwar 4h Pause (v.a. bergab rollen & Kurven anfahren), dafür aber auch insgesamt 25% L3 und mehr.

Leistungsdaten (Power2max):

Leistungsdaten Hitzendorf

Links:
Homepage der Veranstaltung
Ergebnisliste
Fahrt auf Strava – Teil 1
Fahrt auf Strava – Teil 2
Bericht von Joachim Ladler

Haute Route Alps 2013

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164km Vollgas mit David Polveroni auf Etappe 3

2 Tage danach beginnen die Beine erst so richtig zu schmerzen. Das gilt sowohl für die Tour Transalp als auch die Haute Route. Heuer bin ich beides gefahren. Beides sind Etappenrennen über 7 Tage für Amateurradfahrer mit jeder Menge Höhenmetern. Bei beiden gibt es eine Gesamtwertung in der, wie bei einer großen Rundfahrt, die Zeit zusammengezählt wird und es Tages- als auch Gesamtwertung gibt. Die Transalp wird im 2er Team gefahren, die Haute Route als Einzelkämpfer (Es gibt zwar eine Teamwertung, aber die hat auf den Rennverlauf keine Auswirkung). Von der Organisation her sind beide Events sehr ähnlich professionell aufgezogen. Die Strecken sehr gut abgesichert. Pastaparty und Siegerehrung im Zielort inklusive. Welches der beiden Events ist nun härter? Meinen Bericht von der Tour Transalp 2013 gibt es hier.

Bericht Haute Route 2013

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Haute Route Profil: 866km mit 21.000 Höhenmetern. Jeden Tag mind. 2 Berge, von denen ich noch keinen einzigen kannte und viele Bergankünfte sowie ein Bergzeitfahren auf die Cime de la Bonette.

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Start in Genf und Ziel in Nizza. Das ist jedes Jahr gleich bei der Haute Route. Die Route selbst variiert immer.

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65km Solo auf Etappe 1

Etappe 1 (auf Strava): Am ersten Berg ein erstes Abtasten. Mit rund 280W (4,3W/kg) ging es gemäßigt in einem relativ grossen Feld drüber. Dann am 2. Berg die Attacke von Vorjahressieger Peter Pouly. Heuer hatte er einen Teamkollegen mit, den er praktischerweise gleich bei der Attacke mitgezogen hat. Niemand konnte den beiden folgen, aber alle waren auf der Verfolgung. Oben am Berg war letztlich ich alleine als letzter Verfolger übrig. Bis ins Ziel waren es noch gut 65km mit 2 Anstiegen. Ich entschied mich für die Vollgasvariante und stürmte alleine dem Ziel entgegen. Unerwarteter Weise ging es sich aus. Ich fuhr als 3. über die Ziellinie in Megeve. Hatte mich schon am ersten Tag voll verausgabt (350TSS), aber auch schon mein Wochenziel (einmal am Podium stehen) erfüllt. Wahnsinn.

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Führungsarbeit in einer 4er Gruppe hinauf nach Val d’Isere in Etappe 2

Etappe 2 (auf Strava): Ich hoffte auf einen ruhigen Tag. Daraus wurde leider nichts. 3km im ersten Berg die Attacke des 4. in der Gesamtwertung (David Polveroni, FRA). Ein Kletterspezialist und Federgewicht (52kg). Ich fuhr gemeinsam mit dem 2. der Gesamtwertung und einem anderen Fahrer mit. Über die ersten beiden Berge hielt er das Tempo hoch – gerade so hoch, dass ich nicht abreissen lassen musste. Danach lies er locker und ich übernahm am Schlussanstieg nach Val d’Isere. Ein Fehler: Die letzten 2km waren noch einmal steil. Er hängte mich mit einer Attacke ab und mir gingen die Kohlenhydrate aus. 2min habe ich auf den letzten 200 Höhenmetern verloren, war aber noch in 3. Position der Gesamtwertung.

hra-etappe32Etappe 3: David Polveroni und ich im Tunnel oben am Col de L’Echelle

Etappe 3 (auf Strava): Marathonetappe über 164km mit Start früh morgens bei nur wenigen Grad über Plus in Val d’Isere und nach 500m schon wieder Attacke von Polveroni. Ich musste mitgehen. Der 1. & 2. der Gesamtwertung (Peter Pouly & Alex Pounsavath – beides Profis) gingen ebenfalls mit bzw. überholten Polveroni. Ich blieb an seinem Hinterrad über den Col d’Iseran und Col du Mont Cenis. In der langen Abfahrt nach Susa (IT) übernahm ich das Tempo ebenso wie in Großteilen des 50km Anstiegs zum Col de L’Echelle. Dort einigten wir uns auf einen „Nichtangriffspakt“ – Zeit gewinnen auf die nächste Gruppe war angesagt und nicht Kleinkrieg. Er übernahm am Col de L’Echelle die Arbeit am Berg und ich drückte als „Schwergewicht“ bergab und im Flachen noch einmal ordentlich an. Letztlich fuhren wir gemeinsam als Tages-Dritte ins Ziel und holten 7min Vorsprung auf die nächste Gruppe mit unseren Verfolgern in der Gesamtwertung heraus. Gesamt war ich immer noch Dritter mit knapp 2min Vorsprung. Wir hatten uns also Luft nach hinten verschafft und konnten uns am folgenden Tag ganz auf unseren Zweikampf um den 3. Gesamtplatz konzentrieren.

JpegAbenddämmerung über Briancon. Im Hintergrund der Galibier.

Etappe 4 (auf Strava): Es kam wie es kommen musste. 500m nach dem Start im Anstieg auf den Col d’Izoard wieder Attacke von Polveroni. Ich ging einmal nicht mit und hoffte mit einer hinteren Gruppe gemeinsam schneller voran zu kommen als er. Leider ein Fehler. Alle hängten sich an mein Hinterrad und ich fuhr den Col d’Izoard praktisch alleine vorne im Wind. In der Abfahrt verabschiedete ich mich von den anderen und fuhr bis ins Ziel solo durch. Immer am Anschlag über den Col de Vars, die lange Abfahrt bis zum Schlussanstieg und letztlich den Anstieg hinauf zum Ziel in Pra Loup. Das Solo war erfolgreich. Es ging sich aus vor den Verfolgern ins Ziel zu kommen, aber der 3. Gesamtrang war weg, da ich auf Polveroni weitere 2min verloren hatte. „Gut so, bleiben mir in Zukunft die Attacken nach 500m erspart.“ Klingt blöd, aber das war tatsächlich der Gedankengang – man merkt, dass sich eine gewisse Müdigkeit auch im Kopf breit machte.

hra-etappe6Etappe 4: Wieder solo unterwegs.

 Etappe 5 (auf Strava): Bergzeitfahren von Jausier auf die „höchste Pasststrasse Europas“ die Cime de la Bonette auf 2800hm. Der Kopf war wieder fit, aus irgend einem unerklärlichen Grund freute ich mich auf die Quälerei. Pacing hatte ich mir auch überlegt. Die 24km lange Strecke wurde geviertelt es sollte mit 300W möglichst konstant losgehen und durchgehalten werden, wobei oben rauf die Leistung wegen der Höhenlage abnehmen sollte. So war es dann auch. Ich radelte sehr konstant hoch: 300W/291W/280W/272W = 285W Schnitt (4,4 W/kg) – 5W mehr als beim Glocknerkönig 2012 – und hielt den Rückstand auf Klettermax Polveroni mit nur 30Sekunden gut in Grenzen. In der Tageswertung war ich trotzdem nur 6., weil mir der 5.&6. der Gesamtwertung (Roland Ballerstedt/DE und Bastian Froidevaux/CH) im letzten Viertel je fast 1 Minute abgenommen haben (wie das ging ist mir bis heute ein Rätsel).

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Etappe 5: 300m vor dem Ziel am Cime de la Bonette

Etappe 6 (auf Strava): Der Tag der schweren Beine. Endlich wurde einmal keine Attacke gefahren, der erste Berg gemeinsam in einer ca. 30 Mann starken Gruppe erklommen. Ich musste allerdings gewaltig kämpfen um den Anschluss nicht zu verlieren. Ging dann nach der Abfahrt im 2. Berg in die Offensive und versuchte einmal anzudrücken. 10min mit 310W haben die Gruppe ausgedünnt, ca. 10 Fahrer waren aber immer noch übrig. Meine Beine am Ende. Ich schleppte mich nur noch irgendwie mit der Gruppe hoch und hoffte, dass am nächsten Berg und in den ersten mit 2% relativ flachen 20km des Schlussanstieges nach Auron nichts passieren würde. Leider Fehlanzeige: Das Tempo im Flachen war zu niedrig, es kam zu Attacken und nach 2 Angriffsversuchen war eine Gruppe vorne weg. Ich versuchte das Loch zu schliessen (5min Peak der bisherigen Woche), was aber nicht gelang. Polveroni war auch bei mir, unsere direkten Verfolger in der Gesamtwertung allerdings vorne in der Spitzengruppe. D.h. es war wieder Tempomachen angesagt. Also wieder einmal voll hinhalten im Flachen und hinauf zum Schlussanstieg. Der Lohn der Mühen: 3min in der Anfahrt und 1min im Anstieg auf den 5.&6. im Gesamtklassement verloren. 2min im Schlussanstieg auf Polveroni verloren. D.h. vor dem letzten Tag war der 4. Platz nach vorne mit 2min und nach hinten mit 10min abgesichert. Normalerweise sollte da nichts mehr passieren.

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Am Ziel – Strandpromenade von Nizza

Etappe 7 (auf Strava): Was ist schon normal? Wegen eines angekündigten Gewitters über Nizza wurde die Etappe verkürzt, der erste Berg gestrichen. Es wurden rund 64km neutralisiert gefahren und dann nur mehr ein Berg (Col de Vence), dessen Anstieg 40km lang mit einigen Flachstücken und max. 6,5% Steigung war. Nach der Freigabe des Rennens wurde auf Leben&Tod losgefahren. Zuerst ein paar Kilometer flach, dann in einen ersten unerwartet steilen und engen Anstieg. Ich war schlecht positioniert, musste mich nach vorne kämpfen, während vorne die volle Attacke lief. Nach 12min mit 310W wurden – bis auf die ersten zwei – rund 20 Fahrer bei einer Abzweigung falsch geleitet. Nach 3min mit 350W kam von hinten ein Motorrad und meinte wir seien falsch. Hurra. Umdrehen und wieder zurück hinunter zur Abzweigung. Von dort ging es gleich wieder voll los. Roland Ballerstedt (5.) musste seinen Platz verteidigen, da der 6. vorne in der Spitze war und drückte voll auf’s Tempo. Ich versuchte sein Hinterrad zu halten um meinen 4. Platz nicht zu gefährden. Polveroni und der zweite der Gesamtwertung waren hinter mir, weil die noch weiter in die falsche Richtung hochgefahren sind und erst nach uns umdrehten. Nach einer halben Stunde begann Roland langsamer zu werden, gleichzeitig sagte uns ein Führungsauto, dass wir 6min Rückstand auf das Spitzenduo hätten. Na, toll. Also noch einmal Vollgas geben um ja nicht den 4. Platz an den 6. zu verlieren. Ich übernahm die Führung und sorgte auf den letzten 25min noch einmal für Tempo. Im Ziel waren wir dann 10min hinter der Spitze, allerdings erwartete uns auch der Rennleiter mit der Info, dass wir 6min Zeitgutschrift bekämen. Polveroni kam 1,5min hinter mir ins Ziel. Daher änderte sich an der Gesamtwertung nichts. In der Tageswertung wurde ich dadurch aber noch einmal 3.

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Die Top 4 der Gesamtwertung: Peter Pouly (1.), Jürgen Pansy (4.), David Polveroni (3.), Alex Pounsavath (2.)

Was war härter: Transalp oder Haute Route?

Für mich eindeutig die Haute Route. Mag sein, dass es am Rennverlauf gelegen ist oder an der Tatsache, dass man komplett auf sich alleine gestellt ist und kein Team hat. Jedenfalls bin ich bis auf den allerersten Berg die ganze Woche jeden Berg mit Vollgas am Limit gefahren (bzw. das was mit der Müdigkeit in den Beinen eben das Limit war). Trotz des schönen Wetter zehrt das mental gewaltig an der Substanz. Dazu kommen noch die ewig langen Solofahrten, die ein Verstecken und Ausrasten im Feld unmöglich machen.
Interessanterweise waren es aber gerade diese Solofahrten bzw. der Mut dazu sie auf mich zu nehmen, die mir auch die gute Gesamtplatzierung beschert haben. Bei einem Solo wurde ich die ganze Woche nie eingeholt. Vermutlich auch ein Zeichen dafür wie hart die Taktik die Woche macht: Einigkeit in einer grösseren Gruppe ein gemeinsames Ziel zu verfolgen gibt es so gut wie nicht. Viele Einzelkämpfe um Platzierungen machen eine effiziente Teamarbeit unmöglich.

Zusammenfassung Haute Route 2013

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Zusammenfassung Transalp 2013

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Vergleich der Trainingszonen

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Viel mehr L3 (=Tempo) bei der Haute Route (= Solos), dafür etwas weniger Intensität in den Anstiegen (L5&L6). Kaum L2 (=Grundlage) bei beiden Events. Im Schnitt bei der Haute Route täglich 15min L5&L6, 45min L4, 75min L3, 35min L2 und 90min L1 (Abfahrten und neutralisiert).

Was braucht es um die Haute Route zu gewinnen?

Während man bei der Transalp mit ~5,2W/kg als Team ganz vorne mitfahren konnte, ist das bei der Haute Route unmöglich. Peter Pouly, 5 facher französischer Mountainbikemeister, hat eine Schwellenleistung von 375W bei 61kg. Das sind mehr als 6W/kg und liegt über dem Niveau vieler Top Profis. Dort ist er allerdings (angeblich) wegen mehrfacher Dopingvergehen nicht startberechtigt und bildet nun junge Talente in Thailand aus. Eines dieser Talente – Alex Pounsavath – hat er mitgebracht. Alex bringt es mit 310W FTP bei 60kg auf 5,2W/kg. David Polveroni liegt so wie ich und die 5. und 6. Platzierten um die 4,8-5,0W/kg.

Do you know Klöden?

Im neutralisierten Teil der 6. Etappe rollte Alex Pounsavath neben mir her und fragte mich: „Do you know Klöden? You look like him an have the same style as he has. They all call you Klöden!“. Urteilt selbst 😉

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Links
Haute Route Homepage
Haute Route You Tube Channel
Ergebnislisten

Zweiländer Radmarathon 2013

Bereits zum 3. Mal bin ich bei dem kleinen, aber feinen Radmarathon in der Südsteiermark und Slowenien (Start wechselt jährlich zwischen AT&SLO) mit der Soboth als würdigem Scharfrichter am Start gewesen. Ziel war hinauf auf die Soboth (10km mit 1000hm) eine Art FTP Test zu fahren und einen Vergleich zu den Vorjahren zu haben. Geworden ist es dann der Sieg mit neuem Streckenrekord (3h:10m:11s)! 🙂

Das ca. 80 Mann starke Feld fuhr vom Start weg recht zügig bis zum ersten Berg. Dort ging es ähnlich schnell wie in den letzten Jahren hoch. Ich hielt mich eher im Hintergrund und bin für meine Verhältnisse eher locker raufgefahren. Da oben noch eine ~15 Mann starke Gruppe übrig war, habe ich in der Abfahrt sofort das Tempo übernommen und dafür gesorgt, dass die Gruppe auch im Flachstück entlang der Drau beisammen bleibt und im Kreisel fährt. Das hat gut funktioniert und geschlossen ging es in den 10km Anstieg hinauf auf die Soboth. Ich versuchte meine geplante Wattzahl anzulegen und mich nicht von den Anderen irritieren zu lassen. Interessanterweise kam das sonst übliche Hineinbrettern in den Berg nicht und ich konnte quasi von vorne mein Tempo durchfahren. Leider bin ich es doch etwas zu schnell angegangen und musste speziell im letzten Viertel etwas Federn lassen. Immerhin war ich als Erster oben und das um 2min schneller als 2012 und um 8min schneller als 2010.

Obwohl ich mind. 1min Vorsprung hatte, war ich mir sicher, dass mich in der Abfahrt, die durch einige Gegenanstiege sehr schmerzvoll ist,  eine Gruppe einholen würde. Dem war aber nicht so und so konnte ich ungefährdet als Erster ins Ziel einfahren.

Der FTP Test lief nicht ganz wie geplant (Segment auf Strava). Vermutlich ist es doch nicht so zuträglich, wenn man davor 2h ein Rennen fährt… Mit dem Vergleich zu 2010 und 2012 bin ich aber sehr zufrieden. Voriges Jahr wurde in Slowenien gestartet und die Soboth war der erste Berg. Heuer war’s der 2. Berg und ich war trotzdem fast 2min schneller.

Jetzt noch eine Woche locker regenerieren und dann heißt es Vollgas geben in den französischen Alpen bei der Haute Route.

Jpeg

Leistungsdaten 2013 (Power2Max):

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Leistungsdaten 2012 (Power2Max):

120812 zweilaender rm

Leistungsdaten 2010 (Powertap):

Zusammenfassung Zweiländer Radmarathon

Links:
Fahrt auf Strava
Homepage
Ergebnisliste
Bericht 2010
Bericht 2012

P.S.: Heute haben mich wirklich viele Leute angesprochen auf diesen Blog und dass ihnen diverse Beiträge und Erfahrungsberichte beim eigenen Training weitergeholfen haben. Das freut mich ausserordentlich, denn genau das ist das Ziel dieser Webseite. Danke dafür! Ich hoffe ich kann Euch weiterhin mit sinnvollen Beiträgen dabei helfen schneller zu werden.

ÖM Marathon Wachau 2013

Nach 2011 bin ich zum 2. Mal beim Wachauer Radmarathon mitgefahren, der auch gleichzeitig als Österreichische Meisterschaften Radmarathon gewertet wurde. Bis auf die Tiroler waren alle am Start, die in der Österr. Amateurszene Rang und Namen haben. Ein entsprechend hartes Rennen war zu erwarten.

Anfangs wurde allerdings kein sehr hohes Tempo angeschlagen. Am ersten Berg hatte ich unter 300 Watt Schnitt, dafür ging’s danach los. Speziell über die 5min langen Anstiege wurde ordentlich Tempo gemacht so dass ich trotz >360W Schnitt regelmässig den Anschluss an die Gruppe ganz vorne verpasste, aber danach immer wieder aufschliessen konnte. Der Jauerling – heuer erstmals im Programm – war der programmierte Scharfrichter: Unten rein ging es gleich voll zur Sache. Mir war das zu heftig. Ich legte einen Wattschnitt an, den ich mir über die ca. 25min zutraute und fuhr damit den Berg hoch. Anfangs weit hinten, holte ich Fahrer um Fahrer ein und war letztlich oben 1 Minute hinter einer Verfolgergruppe rund um meinen Transalp Kollegen Daniel Wabnegg und Amateurstaatsmeister K.H. Gollinger, die wiederum etwas mehr als 1 Minute hinter der 5 köpfigen Spitzengruppe lag. In der Abfahrt holte ich die Verfolgergruppe ein und im belgischen Kreisel ging es zu sechst bis zum Schlussanstieg nach Maria Langegg. Dort verkleinerte sich die Gruppe rasch auf vier Leute.

Kurz nach dem eigentlichen Anstieg in einer der letzten „Schupfen“ 15km vor dem Ziel attackierte ich: 30s mit 550W und der Überraschungseffekt verschafften mir einen Vorsprung, den ich bis ins Ziel – v.a. auch dank der Störarbeit von Daniel hinten in der Gruppe – sogar noch vergrössern konnte. Richtig geil war an der Stelle das Begleitmotorad mit Kameramann, das die ganze Zeit rund um mich herum fuhr und die Soloflucht auf Band festhielt. Echtes Tour de France Feeling! Da machten die letzten 5km im Flachen mit fast 44km/h Schnitt noch einmal richtig Spass.

Im Ziel war’s dann der 6. Platz* nur 1,5min hinter dem Sieger und Staatsmeister Michael Kastinger. 280W NP über 4h:34min sind neue persönliche Bestleistung über diese Dauer. Am letzten Teilstück bin ich außerdem die schnellste Zeit aller Teilnehmer gefahren.

Links:
Ergebnisse (ÖM)
Ergebnisse (Gesamt)
Fahrt auf Strava.com

* Leider waren auch heuer wieder einige Elitefahrer dabei – heuer sogar ein ganzes Team inkl. Legionäre – die regelmässig die Ergebnisse verfälschen und das Renngeschehen mit beeinflussen. Ich beziehe mich daher im Bericht oben immer auf die Meisterschaftswertung ohne Elitefahrer.