Pioneer Tritt-Überwachungssensor

pioneer

Heuer im März erhielt ich von der deutschen Presseagentur von Pioneer ein Mail mit der Vorstellung des hauseigenen Leistungsmesssystems SGY-PM910H, von dem ich zwar schon gehört , es aber noch nie näher betrachtet hatte. In dem Mail wurde auch ein Test angeboten. Ich meldete mich, allerdings mit dem „Sonderwunsch“, dass ich an einem Kurzzeittest – wie für Magazine üblich – nicht interessiert sei, sondern wenn dann an einem Langzeittest über die gesamte 2015er Saison. Zu meinem Erstaunen willigte Pioneer ein und seit Anfang April bin ich nun auf meiner BMC Timemachine TMR01 mit 175er Dura Ace Kurbel, Pioneer Powermeter und zugehörigem SGX-CA500 Radcomputer unterwegs.

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BMC TMR01 mit Dura Ace Di2 und Pioneer Leistungsmesser (66g). Mit Zipp404 Laufrädern wiegt das Rad ~6,9kg.

Da ich keinen Test sondern viel mehr einen Erfahrungsbericht schreiben möchte, gehe ich hier nur kurz auf den Leistungsmesser selbst ein:

Beim Pioneer Tritt-Überwachungssensor handelt es sich eigentlich um zwei getrennte Leistungsmesser, die unabhängig voneinander an der linken und rechten Kurbel fix ab Werk befestigt werden. Es werden ausschließlich die Shimano Dura Ace FC-9000 sowie die Ultegra FC-6800 Kurbel unterstützt. Nach dem Kauf des Leistungsmessers wird dieser gemeinsam mit der Kurbel eingeschickt und von Pioneer der Leistungsmesser aufgebracht und kalibriert. Dies dauert im Regelfall ca. eine Woche. Danach wird die Kurbel wieder am Rad montiert, links und rechts Magneten am Rahmen angebracht und einmalig kalibriert. All dies sollte von einem Händler erledigt werden, kann aber auch selbst vorgenommen werden.

Danach kann es schon losgehen. Aufgezeichnet wird entweder im Pedaling Monitor Modus mit dem Pioneer SGX-CA500 Radcomputer oder im Powermeter Modus mit jedem ANT+ kompatiblen Radcomputer (z.B. Garmin Edge).

Verwendet man  den SGX-CA500, dann erhält man neben Kadenz und Watt auch detaillierte Auswertungen zum eigenen Tritt. Dabei misst der Tritt-Überwachungssensor – deswegen bezeichnet ihn Pioneer auch als solchen und nicht einfach als Leistungsmesser – alle 30 Grad bzw. 12x pro Kurbelumdrehung die anliegende tangentiale und radiale Kraft und stellt diese in Vektordiagrammen oder als (Kenn-) Zahlen dar. Entweder während der Fahrt auf dem Radcomputer oder danach auf der eigenen Webplattform Cyclo-Sphere, auf die alle Fahrten nach Abschluss via WIFI oder USB/Computer (Windows oder Mac) hochgeladen werden.

 

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Auswertung des Tritt-Überwachungssensor: Watt, Trittfrequenz, L/R Verteilung, Effizienz, Kraftvektoren und -diagramm

Einen ausführlichen Testbericht gibt es bei DC Rainmaker.

Erhältlich ist der Leistungsmesser über den Fachhandel. Der UVP für den Leistungsmesser liegt bei EUR 1399.- und für den Radcomputer EUR 299.-

Pioneer?

Bevor ich zu einem ersten Fazit komme, noch ein paar Hintergrundinformationen dazu warum eine Firma wie Pioneer, die hierzulande für Unterhaltungselektronik steht, einen Leistungsmesser für das Rad anbietet:

Wie viele große Firmen, bietet auch Pioneer den eigenen Ingenieuren die Möglichkeit Eigenentwicklungen und Ideen einzubringen. Ein Ingenieur aus Japan hatte die Idee zum Leistungsmesser fürs Fahrrad, damit einen internen Ideenwettbewerb gewonnen und letztlich auch einen Prototypen umgesetzt. Damit fuhr er zur Eurobike Messe und stellte das Gerät vor. Ausgerechnet ein Team Coach der Lotto Jumbo Profimannschaft (vormals Belkin) wurde auf die detaillierten Auswertungen, die mit dem Pioneer System möglich sind aufmerksam. Fortan wurde das System gemeinsam weiterentwickelt und bis zur Marktreife gebracht. Derzeit ist das Pioneer System neben Lotto Jumbo auch noch bei Giant Alpecin, United Healthcare  und dem Rabo Liv Damenteam im Einsatz.

pioneer-sepParis-Roubaix: Im Gegensatz zu so manchem Proteam fährt das Lotto Jumbo Team den gesponserten Leistungsmesser in allen Strassenrennen und Zeitfahren

Fazit nach 3 Monaten

Sehr zuverlässig und robust – Hatte noch keinen Ausfall (bis auf einen Batterietod am Anfang einer Ausfahrt)

Sehr akkurat – Mir kommen die Leistungswerte sehr plausibel vor. Gröberer Ausreisser ist mir noch keiner untergekommen. Auch Temperaturschwankungen sind kein Problem.

Sehr technisch – Angefangen vom Radcomputer über das Webportal bis zu so simplen Dingen wie fehlenden Batteriebenachrichtigungen, wird einem bei der Benutzung sofort klar, dass das Projekt von einem Ingenieur und nicht der Marketingabteilung geleitet wird. Es gibt gefühlt 100 unterschiedliche Optionen. Alles lässt sich verstellen und analysieren. Die oft etwas eigentümlichen Bezeichnungen und Übersetzungen sowie Benutzerinterfaces (Webseite und Radcomputer) wirken allerdings teils komplexer als sie eigentlich sind.

Mir gefällt das System. Speziell der Radcomputer im Edge 500 Format mit automatischem WIFI Upload, attraktiveren Screenlayouts als Garmin’s Edge Computer und das Webportal mit den vielen Auswertungsmöglichkeiten, haben dazu geführt, dass ich WKO+ so gut wie gar nicht mehr verwende. Wenn ich nach Hause komme ist die Fahrt schon bevor ich die Schuhe ausgezogen habe via WLAN auf Cyclo-Sphere hochgeladen und automatisch zu Strava weitergeleitet. Das reicht mir für 95% meiner Auswertungen.

Was mich am meisten stört sind die am Radcomputer fehlenden Leistungskennzahlen NP/TSS/IF, die vom Edge 1000 gewohnten SMS&Anruf Notifizierungen und das Fehlen jeglicher Batteriewarnungen (sowohl Radcomputer als auch Leistungsmesser).

Und weil die Frage sicher kommt: Würde ich mir das System kaufen? Wenn ich ehrlich bin zum jetzigen Zeitpunkt wohl (noch) nicht. Dies liegt aber gar nicht so an Pioneer sondern an der Konkurrenz, die mit immer günstigeren Preispunkten (Leistungsmesser) und mehr Features (Radcomputer. z.B. Edge 520, Strava Integration) am Preis-/Leistungsverhältnis von Pioneer rüttelt. Für den reinen Renneinsatz braucht sich das System aber sicher nicht vor einem SRM verstecken, das wesentlich teurer ist und ebenfalls keine Touring Funktionen (Notifizierungen, Strava, Routing) bietet.

Seit Anfang Juli 2015 bietet Pioneer unter der Bezeichnung SGH-PM910H2 (EUR 1399.-) bzw. HR/HL nun auch ein einseitiges System (EUR 799.-), bei dem sich linker und rechter Sensor beliebig kombinieren aber auch getrennt voneinander betreiben lassen. Damit folgt Pioneer dem Trend vieler anderer Hersteller von Leistungsmessern, die einseitige Lösungen anbieten um ein günstigeres Modell im Angebot zu haben. Ich persönlich halte dieser Entwicklung und der einseitigen Messung nichts, daher sind diese Neuerungen für mich nicht sonderlich reizvoll.

Im nächsten Blogbeitrag werde ich versuchen die wichtigsten Dinge, die man auf jeden Fall wissen und in der Praxis berücksichtigen sollte, zusammenzufassen.

Links:
Pioneer Tritt-Überwachungssensor

Garmin Edge 1000

edge1000

In den letzten Jahren habe ich alle meine Trainings & Rennen mit einem Edge 500 bzw. Edge 800 aufgezeichnet. Dabei sind mir einige Features abgegangen, die ich unbedingt in einer neuen Headunit umgesetzt sehen wollte. V.a. das lästige und nicht mehr zeitgemäße Anstecken und Hochladen via USB auf den Computer und von dort in diverse Software(portale) ging mir am Wecker. Die 510er bzw. 810er Generation von Garmin habe ich ausgelassen, weil mir dort das entscheidende Feature (nämlich WLAN Upload) gefehlt hat. Sowohl der von SRM angekündigte PC8 als auch der Edge 1000 unterstützen dies. Die Kaufentscheidung viel letztlich klar für den Edge1000 aus folgenden Gründen:

  • WLAN Auto-Upload: Wenn ich vom Training nach Hause komme, dann will ich nicht erst mühsam irgendwo den Radcomputer anstecken, sondern die Daten sollen automatisch hochgeladen werden. In der Praxis funktioniert das bei mir mit dem Edge 1000 wunderbar. Noch bevor ich die Haustür mit dem Schlüssel aufgesperrt habe, ist der Edge schon mit dem WLAN verbunden und lädt die Daten hoch. Bin ich unterwegs, dann mache ich mit dem Handy einen mobilen Hotspot oder synchronisiere über Bluetooth.
  • SMS&Call Notifications: Da ich in der Früh trainiere und dabei die Verantwortung über die – meist gerade zur Schule gegangenen – Kinder habe, muss ich bei einem Anruf oder SMS zumindest nachsehen von wem es kommt damit ich in einem Notfall für die Schule bzw. die Kinder erreichbar bin. Es gibt nichts lästigeres, als wenn mitten in einem Intervall das Handy läutet, man pausiert, das Handy aus der Rückentasche holt, mit verschwitzten Händen am spiegelnden Display herumfummelt nur um dann festzustellen, dass der Anruf kein Notruf war und ruhig warten kann. Der Edge 1000 zeigt Anrufe & SMS (iOS) bzw. auch Notifikationen anderer Apps (Android) am Display an. Eine Interaktion mit den Notifikationen ist zwar nicht möglich, aber das brauche ich auch nicht. Anfangs war dieses Feature extrem schlecht implementiert und nur für iOS verfügbar, mit dem Firmwareupdate 2.4 (Ende August 2014) wurde aber ordentlich nachgebessert und das Feature auch für Android verfügbar gemacht. Habe es seither mit meinem Xperia Z1 Compact bei jeder Ausfahrt in Verwendung. Funktioniert problemlos und total unkompliziert.
  • Routing: Wenn ich in unbekanntem Gebiet unterwegs bin, dann will ich mir Routen auf das Gerät laden können und diese auf einer Karte nachfahren. Die Karte am Handy und dann dauernd das Handy rausfummeln um sich zu orientieren und keine Abzweigung zu verpassen, ist mir zu mühsam. Der PC8 von SRM wird hier vermutlich komplett passen müssen und weder Kartenansicht noch Routing bieten. Kleinere Garmin Geräte (Edge 510) bieten am Display nicht genug Platz für eine Kartendarstellung.
    In der Praxis funktioniert das Routing recht gut. Auch hier wurde in den letzten Softwarereleases nachgebessert, so dass man reroutings & Routinghinweise nun besser steuern kann. Was immer noch mangelhaft ist, ist die Art und Weise wie man eine Route auf das Gerät bekommt. Ansich sollte dies über Garmin Connect funktionieren. Dort kann man allerdings auf einfache Art und Weise keine GPX Routen importieren. Ausserdem funktioniert das nicht via Tablet oder Phone App. Bleibt noch die gute alte Variante die (von z.B. gpsies.com heruntergeladene) GPX Datei via USB Kabel in das „New Files“ Verzeichnis des Edge 1000 zu kopieren. Auch das ging bei mir im Test nur mit dem Computer (den ich auf Reisen mittlerweile nicht mehr mit nehme – Tablet und Handy reicht). Mein Android Handy konnte trotz zwingen des Edge 1000 in den Massenspeichermodus (beim Einstecken des USB Kabels die Lap Taste halten) den Edge 1000 nicht als USB-Speicher erkennen. Somit war auch dieser Weg um von unterwegs eine neue Route auf das Gerät zu laden verbaut.
    Blieb nur noch die Auto-Routing Funktion. Hier sagt man dem Gerät, dass man eine Route mit X km fahren möchte und er sucht dann aus dem Kartenmaterial eine entsprechende Route zusammen. Das hat bei mir erstaunlich gute und wirklich fahrbare Routen ergeben. Einziges Problem: Er ist extrem radwegverliebt und führt einen auf sehr kleinen Strassen durch die Gegend. Das ist für Touring-Fahrer vielleicht angenehm, aber wenn man mit dem Rennrad unterwegs ist nervig. In Portugal – wo es zwar keine Radwege gibt, aber abseits größerer Strassen sehr viel Kopfsteinpflaster – war es teils unmöglich der Route zu folgen, da auf 100m Asphalt 1000m Kopfsteinpflaster folgten. In Italien hat das Feature wesentlich besser funktioniert und mich im Raum Lignano auf für mich bisher unbekannte Nebenstrassen fern ab vom Hauptverkehr geführt.
  • Preis & Verfügbarkeit: Der Edge 1000 ist zwar nicht billig, aber wenn man etwas auf Schnäppchenjagd geht zum halben Preis eines PC8 zu haben. Ausserdem sofort verfügbar. Für mich ist er dadurch der beste derzeit am Markt verfügbare Radcomputer. Garmin hat zwar noch einiges an Arbeit vor sich, vor allem was die Firmware als auch das Online Portal Garmin Connect betrifft. Hier gab es in den letzten Monaten regelmässig Updates, was heißt dass sich auch Garmin dessen bewusst ist und aktiv an Verbesserungen arbeitet.

Weitere Anmerkungen aus der Praxis:

  • Größe: Wurde oft bemängelt, dass das Gehäuse ingesamt zu gross ist und man keinen so großen Radcomputer benötigt. Kann ich aus der Erfahrung nicht bestätigen. Die Gehäusegröße stört mich überhaupt nicht. Das große Display ist in der Nutzung sehr angenehm.
  • Akkulebensdauer: Als Richtlinie kann man von ca. 10% Akkunutzung pro Stunde ausgehen. D.h. nach 10h gehen die Lichter aus. Das ist leider nicht sonderlich viel, allerdings muss der Edge dann zumindest nicht an den Computer (die Dateien hat man ja schon alle hochgeladen) sondern man findet mit einem gewöhnlichen Handyladegerät mit Micro-USB das Auslangen. Mit dem Firmwareupdate 2.4 ist der Akkuverbrauch offenbar etwas gesunken. Habe bei aktiviertem Bluetooth mit 1s Aufnahme, GPS&Glonass und einem gepairten Powermeter ca. 6-8% Akkuverbrauch pro Stunde. Hier hat der PC8 allerdings die Nase weit vorne: SRM spricht von 30h Akkulebensdauer. D.h. ein Pro kommt damit eine ganze Trainingswoche aus. Bei meinem Zeitbudget reicht der Edge 1000 aber auch für eine ganze Woche …
  • Synchronisation: Der Edge 1000 synchronisiert sich sowohl über WLAN als auch Bluetooth (über die Smartphone App) mit Garmin Connect. D.h. alle Files landen zunächst einmal auf Garmin Connect. Um sie von dort auf eine andere Plattform zu synchronisieren, muss man diese erst mit Garmin Connect verbinden (derzeit für Strava & Trainingpeaks verfügbar) oder sich eines Synchronisierungsdienstes (z.B. tapiriik.com, copymysports.com) bedienen. Ich verwende letzteres, da es in meinen Ablauf besser hineinpasst.
  • Testberichte zum Edge 1000: Bikeboard.at, DC Rainmaker
  • Weitere Links: Forum auf Garmin.com, Übersicht Firmware Updates

Synchronisation mit Strava & WKO+ über tapiriik.com

Da ich sowohl Strava als auch WKO+ verwende um mein Training/Rennen zu dokumentieren und analysieren, habe ich mir eine Lösung zusammengestöpselt, die mir das mit minimalem Aufwand ermöglicht. Dazu habe ich taipiriik.com mit meinem Garmin Account als auch mit strava.com und dropbbox.com verbunden. Die Einstellungen von tapiriik.com sind so gewählt, dass ausschliesslich von Garmin Connect aus synchronisiert wird (one-way). Ausserdem habe ich eingeschalten, dass neue Aktivitäten frühestens nach 20 Minuten synchronisiert werden. Das gibt genug Zeit um der Aktivität davor einen Namen und eine Bezeichnung zu geben, die dann mit synchronisiert wird.

Der Ablauf am Ende eines Trainings (oder Rennens) sieht wie folgt aus:

  • Tour am Edge 1000 beenden und speichern. Upload über WLAN erfolgt automatisch. Bin ich unterwegs oder bei einem Rennen (Meist Edge 500), dann mache ich am Handy einen mobilen Hotspot oder lade die FIT Datei über OTG Datenkabel und die Software Garmin Connect Uploader auf Garmin Connect.
  • Beim Ausziehen (Helm, Schuhe, …) das Handy aus der Rückentasche nehmen, Garmin Connect starten, die – bereits hochgeladene – Aktivität bearbeiten und einen Titel vergeben (Art des Trainings/Kommentar) und speichern.
  • Fertig. Gesamtdauer 1-2min.

tapiriik synct nun innerhalb der nächsten 60 Minuten die Datei auf Strava und in einen Dropbox Ordner. Bin ich irgendwann einmal am Computer, dann ziehe ich alle Dateien aus dem Dropbox Ordner in den Gerädeuploader von WKO+ wodurch sie importiert werden. Anschliessend lösche ich sie aus der Dropbox, so dass dort immer nur neue, noch nicht importierte Dateien liegen. Leider muss man danach in WKO+ die Kommentare noch einmal eingeben, da diese nicht übernommen werden. Immerhin stehen sie im Dateinamen, was dies etwas erleichtert.

CTL, ATL, TSB erklärt

Im Buch „Training and Racing with a powermeter“ wird in Kapitel 8 – Using Power to Manage Performance – zwar beschrieben wie das Performance Management Chart (PMC) funktioniert, aber nicht wie sich die einzelnen Werte errechnen. Daher eine kurze Beschreibung für die 3 wesentlichen Kenngrössen CTL (Chronic Training Load = „Fitness“), ATL (Acute Training Load = „Fatigue/Ermüdung“) und TSB (Training Stress Balance = „Form“):

CTLheute = CTLgestern – CTLgestern/42 + TSSheute/42

Die CTL von heute berechnet sich aus der alten CTL vom Vortag abzüglich 1/42stel und zuzüglich 1/42stel der heutigen Trainingsbelastung.

Ein paar Beispiele:

CTLgestern = 42, TSSheute = 0 (Ruhetag):
CTLheute = 42 – 42/42 + 0/42 = 42 – 1 + 0 = 41

CTL gestern = 42, TSSheute = 84 (~2h Grundlage):
CTLheute = 42 – 42/42 + 84/42 = 42 – 1 + 2 = 43

Die ATL wird genau gleich berechnet nur mit 1/7tel statt dem 1/42stel:

ATLheute = ATLgestern – ATLgestern/7 + TSSheute/7

Die TSB ist dann einfach die Differenz aus den beiden Werten:

TSBmorgen = CTLheute – ATLheute

Auch dazu ein paar Beispiele:

Fahrer A hat CTLheute = 42 und ATLheute = 35. D.h. TSBmorgen = 42 – 35 = 7
Fahrer B hat CTLheute = 126 und ATLheute = 119. D.h. TSBmorgen = 126 – 119 = 7

Beide Fahrer sind morgen mit +7 gleich in Form (TSBmorgen). Ein idealer Bereich für ein Rennen, daher fahren sie auch eines und belasten sich dabei beide gleich mit je 210 TSS.

Wie geht es ihnen am übernächsten Tag?

Fahrer A:
CTLmorgen = 42 – 42 /42 + 210/42 = 42 – 1 + 5 = 46
ATLmorgen = 35 – 35/7 + 210/7 = 35 – 5 + 30 = 60
TSBübermorgen = 46 – 60 = -14

Fahrer B:
CTLmorgen = 126 – 126/42 + 210/42 = 126 – 3 + 5 = 128
ATLmorgen = 119 – 119/7 + 210/7 = 119 – 17 + 30 = 132
TSBübermorgen = 128 – 132 = -4

Fahrer A rutscht mit in seiner Form (TSB) auf -14 ab, während sich Fahrer B aufgrund seiner höheren Fitness (CTL) noch gut hält und auch am übernächsten Tag mit -4 gut in Form (TSB) ist. Dafür hat das Rennen für den weniger trainierten Fahrer A einen stärkeren Trainingseffekt: Seine Fitness (CTL) erhöht sich um 4, während die Fitness von Fahrer B nur um 2 steigt.

Weitere Artikel zum Performance Management Chart gibt’s unter dem Tag PMC.

Anmerkung:
Die oben angeführten Formeln für CTL&ATL sind etwas vereinfachte Darstellungen. Die tatsächlichen Formeln lauten: CTL(d) = CTL(d-1)+[TSS(d)-CTL(d-1)]*[1-exp^(-1/42)] bzw. ATL(d) = ATL(d-1)+[TSS(d)-ATL(d-1)]*[1-exp^(-1/7)]. Es wird also nicht 1/42stel und 1/7tel verwendet, sondern 1/42,5tel bzw. 1/7,5tel.

Power @ Tour de France 2014

Dieser Beitrag ist eine Linksammlung zu interessanten Informationen, Berechnungen, Gerüchten … rund um die Leistungsdaten der besten Pro’s bei der Tour de France 2014.

7.8. – Rechenspiele


von @ammattipyöräily

Auf mehreren Seiten wurden nach der Tour Leistungsdaten der besten Fahrer anhand von Formeln hergeleitet, mit dem Vorjahr verglichen und daraus dann die üblichen Dopingdiskussionen abgeleitet. Anbei die interessantesten Links.
Meine persönliche Meinung dazu: Ich finde es etwas befremdlich, dass kein einziger der Analysten versucht seine eigenen Daten mit tatsächlich veröffentlichen Leistungsdaten zu vergleichen.

1.8. – Trainingpeaks Analyse der 3. Woche

Auch in der 3. Tour Woche wurden von trainingpeaks.com Leistungsdaten veröffentlich. Neue Fahrer sind dabei keine hinzugekommen.

25.7. – Leistungswerte Schlussanstieg Hautacam

Vincenzo Nibali hat gestern den Showdown hinauf nach Hautacam klar für sich entschieden. Wieviel Watt er dabei getreten hat, lässt sich aus den von Laurens ten Dam auf Strava veröffentlichen Werten errechnen.

Laurens fuhr die letzten 11km ab der Attacke von Horner&Nibali mit 370W = 5,5W/kg = 92% der FTP in 33:30 Minuten hoch. Nibali war um 2min schneller. Das ergibt eine Leistung von 5,9 W/kg bzw. bei seinem Gewicht von 65kg 380W.

Der Tourmalet wurde davor von der Spitzengruppe inkl. Laurens ten Dam in 51min mit 350W = 5,2 W/kg = 87% FTP absolviert. Alles sehr humane Zahlen, die weit weg von den 6,x W/kg der Dopinghochzeit sind.

21.7. – Tägliche Analyse auf Trainingpeaks (Woche 2)

Auch in der 2. Woche gibt es eine tägliche Analyse eines Fahrers auf trainingpeaks.com. Zu den schon in der ersten Woche genannten Fahrern (siehe unten) sind neu hinzugekommen:

  • Michael Morkov, Tinkoff-Saxo, 70kg, FTP 390W, 5.6W/kg
  • Mikel Nieve, Team Sky, 62kg, FTP 365W, 5.9W/kg
  • Simon Clarke, Orica-Greenedge, 62kg, FTP 340W, 5.5W/kg
  • Mathew Hayman, Orica-Greenedge, 82kg, FTP 420W, 5.1W/kg

11.7. – Was braucht’s um eine Sprintetappe zu gewinnen?

So, 6W/kg in the mountains wins yellow, 8W/kg with 15 W/kg attacks wins last minute breakaways, and 18 W/kg wins sprints!

Auf sportsscientists.com wurde im Detail analysiert was die Erfolgsfaktoren in einem Sprint sind. Dabei geht es nicht nur um die maximale Leistung, sondern auch um Aerodynamik und Positionierung (Wer 1min vor dem Ziel nicht zumindest auf Platz 9 ist und 30s vor der Linie auf Platz 6 hat keine Chance zu gewinnen).

9.7. – Uploads auf Strava.com

Ca. 8-10 Fahrer laden jeden Tag ihre Files auf das „Facebook für Radfahrer“ hoch. Drei davon auch mit Leistungsdaten vom Powermeter:

8.7. – Tägliche Analyse auf Trainingpeaks

Zu jeder Etappe gibt es auf trainingpeaks.com die aufgezeichneten Leistungsdaten zumindest eines Fahrers. Neben einer Analyse kann man auch beliebig in der Aufzeichnung herumzoomen und sich einzelne Ausschnitte ansehen. Darüber läßt sich auch die FTP und das Gewicht der erwähnten Fahrer herausrechnen. Bisher sind das:

  • Michael Rogers, Tinkoff-Saxo, 72kg, FTP 430W, 6.0W/kg
  • Dany Pate, Team Sky, 73.5kg, FTP 400W, 5.4W/kg
  • Luke Durbridge, Orica-Greenedge, 77kg, FTP 405W, 5.3W/kg

21.6. – Vincenzo Nibalis Trainer zu den Leistungsdaten von Froome & Contador beim Criterium Dauphine:

Froome weighed between 65-66kg at the Dauphine, Contador was 63kg. They produced about 400-410 watts at threshold and when they attack, they can hold 430 watts for between 20-30 minutes. Froome accelerates for 20-30 seconds, with peaks of 450-480 watts. Then he eases back and stays at 380-400 watts. Due to physiological limits, this phase can last between 10-15 minutes, not more. (Cyclingnews)

D.h. FTP von Froome&Contador bei ~6,2-6,3 W/kg. Froomes Attacken mit rund ~7 W/kg bzw. 115% FTP, was vermutlich recht nah an der VO2Max liegen wird. Mit den üblichen Formeln ergibt sich daraus eine VO2Max für Froome von 85-87 ml/kg/min. Das ist gut, aber nicht Weltrekord.

 

Garmin Vector – Mehr aus der Praxis

Mittlerweile bin ich mehrere Monate mit den Garmin Vector Pedalen unterwegs. Zeit für ein kurzes Update zum 1. Praxistest:

Gesamteindruck

Ich bin nach wie vor sehr zufrieden mit den Dingern. Sie haben sich in der Nutzung sowohl auf der Rolle als auch im Freien bei wechselnden Temperaturen und Witterungen als sehr zuverlässig herausgestellt. Ausfälle hatte ich noch keine. Temperaturdrift konnte ich weder messen noch spüren.

Vergleich mit anderen Leistungsmessern

Im Freien bin ich nur mehr wenige Ausfahrten gefahren in denen ich die Pedale mit meinem Powertap Laufrad verglichen habe. Der Grund dafür ist einfach: Die Differenz ist immer innerhalb der Messtoleranz der beiden Leistungsmesser, meist so um +/- 2-3 Watt im Schnitt über die gesamte Ausfahrt, daher gibt es auch keinen Grund viel zu vergleichen.

Indoor habe ich permanent den Vergleich zwischen dem KICKR und den Vector Pedalen und auch dort ist die Differenz der beiden Leistungsmesser sehr konstant. Ähnlich wie das auch schon bei meinem Tacx Fortius war, hat der KICKR eine starke Temperaturdrift, die allerdings von Training zu Training konstant ist. Sprich: Wenn man immer das gleiche wattbasierte Trainingsprogramm fährt, dann sind auch die vom Vector gemessenen Wattwerte sehr konstant. Ein Faktum, das für die Qualität beider Produkte spricht. Beim Powertap Laufrad war dies durch fehlerhafte Auto-Zeros nicht der Fall (siehe Auf der Rolle 5).

Kalibrierung

Ein Schlüssel zur Zufriedenheit dürfte die korrekte Durchführung der Kalibrierung sein. Dazu habe ich mir folgendes Prozedere zurecht gelegt, das ich auf der Rolle nach ca. 7-8 min Aufwärmen bzw. im Freien direkt beim Losfahren durchführe:

  1. Aufsitzen, beide Füsse ausklippen und das linke Pedal rückwärts drehen bis der linke Kurbelarm in der 3 Uhr Position waagrecht nach vorne steht.
  2. Am Edge eine statische Kalibrierung auslösen (z.B. Edge 800: Power Button drücken, dann rechts oben auf das Powermetersymbol klicken und „Kalibrieren“ wählen).
  3. Sobald Kalibrierungswert mit „0“ erscheint das Kalibrierungsmenü verlassen, Füsse einklippen (Idealerweise so, dass kein Druck aufs Pedal ausgeübt wird. D.h. man rotiert die Pedale beim Einklippen nach hinten und klippt ganz unten auf der 6 Uhr Position ein.).
  4. Danach langsam, gleichmässig und mit möglichst wenig Druck auf den Pedalen einige Umdrehungen nach hinten rotieren (auf der Rolle geht das leicht, im Freien muss man langsam dahin rollen). Am Edge sollte währenddessen immer 0W angezeigt werden und nach ein paar Umdrehungen eine Kadenz von 35-40. Das macht man so lange bis am Display „Powermeter Calibrated“ erscheint.
  5. Fertig. Jetzt sind sowohl statische als auch dynamische Kalibrierung erledigt und man kann losfahren.

Interessanterweise deckt sich mein Prozedere ziemlich genau mit dem wie es mittlerweile auch Garmin im Produktforum beschreibt:

Q. How should I perform a dynamic calibration in order to achieve best results?

A. Simply pedal backwards as smoothly as possible (above 30 rpm) until you get a “Power Sensor Calibrated” message on your Edge or FR910 – typically after 6-8 pedal strokes. Pedaling backwards aggressively or at a fast cadence (e.g. 100 rpm) can negatively impact the calibration process.

Note: A dynamic calibration only needs to be performed once following a static calibration. It does not need to be performed again until after the next static calibration.

Weitere Punkte, die mir zur Kalibrierung aufgefallen sind:

  • Eine dynamische Kalibrierung ohne zuvor eine statische Kalibrierung gemacht zu haben ist sinnlos bzw. liefert oft falsche Daten. Das wurde auch von Garmin so bestätigt. Ich habe anfangs im Glauben eine Art Auto-Zero (wie bei P2M oder Powertap) während der Fahrt auslösen zu können, öfters absichtlich nach hinten pedaliert um eine dynamische Kalibrierung durchzuführen. Das hat aber immer zu deutlichen Abweichungen zum Powertap geführt, die erst wieder durch eine statische Kalibrierung ausgeglichen werden konnten. D.h. entweder gleich nach der statischen die dynamische Kalibrierung machen oder gar keine dynamische Kalibrierung (also im oben beschriebenen Prozedere nach Punkt 3 aussteigen).
  • Wenn man nie statisch kalibriert, dann dürfte es v.a. bei schwankenden Temperaturen über die Zeit zu Abweichungen kommen. Outdoor habe ich bisher immer statisch kalibriert, aber indoor habe ich es öfters ausgelassen und konnte dabei keine wesentliche Abweichung zum kalibrierten Zustand erkennen. Sprich: Wenn man einmal die statische Kalibrierung vergisst, dann geht die Welt auch nicht unter. Keinesfalls sollte man allerdings versuchen dies durch eine dynamische Kalibrierung während der Fahrt auszugleichen (siehe oben).

Soweit zu den bisherigen Erfahrungen. Derzeit habe ich die Pedale noch nie ummontiert, daher kann ich zu eventuellen Problemen dabei keine Aussagen machen. Batterien sind bisher auch noch nicht leer geworden und ansonsten gibt es auch keine Defekte zu vermelden.