FTP Bestimmung

Für alle die sich mit Leistungsmessung beschäftigen ist die Bestimmung der FTP eine immer wiederkehrende Frage. Da ich auch öfter danach gefragt werde, anbei eine Zusammenfassung meiner bisherigen Erfahrungen mit den einzelnen Methoden.

Warum ist die Bestimmung der FTP wichtig?

  1. Weil sich daraus die Trainingszonen ableiten und in weiterer Folge auch die gewählten Intensitäten für Trainings. Hierfür reicht eine relativ ungenaue Bestimmung der FTP (+/- 10 Watt), da die Trainingsbereiche ohnehin fließend ineinander übergehen.
  2. Weil für das PMC Chart daraus die TSS Punkte berechnet werden und in weiterer Folge ATL, CTL und TSB. Hierfür sollte die FTP recht genau sein, da für die Bestimmung der TSS Punkte IF^2 gerechnet wird und somit eine geringfügige Abweichung der FTP zu einem relativ grossen Fehler führt (aus 5% FTP Fehler werden 11% TSS Fehler).
  3. Weil man anhand der FTP Entwicklung den Trainingsfortschritt beobachten kann. Auch dafür muss man die FTP recht genau bestimmen, da die Schwankungen und das was man durch Training bewirken kann, nicht so groß ist. Ich bin mittlerweile aber davon abgegangen meinen Trainingsfortschritt über FTP Tests zu bestimmen. Für mich zählen viel mehr die Wattzahlen, die ich bei (regelmässigen) Intervallen fahre oder Mean-Max Werte aus Rennen, die mir zeigen ob ich mich in einem speziellen Bereich (z.b. 10min Leistung, 5min Leistung) verbessert habe.

Wie bestimmt man nun am einfachsten die FTP?

  1. In dem man 1h Vollgas fährt und den Mittelwert nimmt: Das ist quasi der Gold Standard. Die Definition von FTP ist eben genau die Leistung, die man über eine Stunde erbringen kann und warum sollte man einen Wert schätzen, wenn man ihn auch bestimmen kann?
  2. NP von einer Stunde: Oft findet sich keine 1h lange Strecke oder die Strecke ist durch Ampeln oder Kreuzungen blockiert. Dann ist der „Normalized Power“, wie ihn z.B. die Garmin Edge Geräte aber auch viele Auswertungsportale anzeigen, ein geeignetes Mittel zur Bestimmung der FTP. Da so eine Einheit auch ein ausgezeichnetes Training ist, ist diese Methode eine meiner Lieblingsvarianten. Eher vorsichtig muss man mit der NP von Kriterien oder Rennen mit vielen, kurzen und harten Antritten sein. Dort kann die NP um bis zu 5% über der FTP liegen.
  3. Analyse einer Leistungsmesseraufzeichnung eines Rennens: Da man nur sehr kurze Zeit über der Schwelle, allerdings wesentlich länger darunter fahren kann, sieht man an der Auswertung eines (harten) Rennens meistens sehr rasch, wo die FTP eines Athleten liegt (siehe Grafik unten).
  4. Aus den Wattwerten, die man in Intervallen im Training fährt: Zur Verbesserung der FTP werden oft 2x20min mit 95%-100% der FTP als „ideales“ Training genannt. Die Durchschnittswattwerte aus einer solchen Einheit sind ebenfalls ein gutes Indiz für die FTP und dadurch auch sehr gut geeignet um Veränderungen der FTP zu beobachten (siehe Auf der Rolle 4)
  5. Errechnen aus der Mean-Max/CP Kurve: Die oft genannten „95% der 20min Bestleistung“ liefert meist eine zu hohe FTP, wenn nicht genau das Protokoll von Coggan (5min all-out, 5min Pause, 20min Test) eingehalten wird. Bei mir passen „90% der 20min Bestleistung“ besser. Auch die Formel FTP = ((CP20/CP5 – 1) * 0,75 + 1) * CP20 stimmt bei mir recht gut (Quelle). Ähnlich funktioniert auch das CP Modell, das in die gratis Software Golden Cheetah integriert ist. Man lädt einfach seine Rennen und Trainingsdaten in die Software und diese bestimmt anhand der CP Kurve einen CP60 Wert. In meinem Fall ist dieser Wert aber zu hoch.

ftp_bestimmung
FTP Bestimmung durch Analyse eines harten Rennens und Gruppierung der Leistungsdaten in 10W Schritten: Ab 330W fällt die Zeit in der Zone deutlich ab (= die Balken werden kürzer). Ein Indiz dafür, dass dort die FTP ist.

Mit folgenden/r Methode(n) habe ich keine guten Erfahrungen gemacht:

  1. Stufenleistungstest: Die größten Verbesserungen bei einem Stufenleistungstest habe ich nach einem Trainingsblock erzielt, der speziell die letzten paar Minuten des Tests trainiert hat. Dadurch war zwar das Ergebnis besser, aber die FTP ist nicht gestiegen.

Folgende Methode(n) habe ich noch nie probiert:

  1. Laktattest: Bestimmung der Laktatkurve meist durch Stufenleistungstests im Labor.

Anmerkungen zur FTP:

Es gibt unterschiedliche FTPs und zwar nach Terrain (flach, leicht steigend, stark steigend) oder nach Rad (Indoor/Rolle, Zeitfahrer, Strassenrad). Man sollte jene FTP bestimmen und speziell für das PMC Chart auch verwenden, die ein Mittelmaß aus den Einheiten im Training darstellt. Es macht z.B. wenig Sinn die bergauf FTP (die meistens die höchste ist) zu verwenden, wenn man ausschließlich Indoor auf der Rolle fährt (das ist meistens die niedrigste). Genauso macht es wenig Sinn sich in einem Bergtraining an der Zeitfahr FTP zu orientieren und umgekehrt. Für Intervalltrainings verwende ich generell nicht die FTP als Maßstab, sondern ein individuelleres System basierend auf den (Best-)Leistungen für die jeweilige Intervalldauer (Erklärung dazu folgt in einem der nächsten Postings).

Links:
Seven deadly sins (Alex Simmons)
Seven deadly sins #2 (Alex Simmons)

UCI World Cycling Tour Finale 2013

Nachdem ich mich im ersten Rennen der Saison für das Finale der UCI World Cycling Tour in Trento (= Weltmeisterschaft für Masters- und Amateurfahrer) qualifiziert hatte, sollte dieses Event den Saisonabschluss darstellen. Ausgetragen wurden ein Zeitfahren (Freitag) und ein Strassenrennen (Sonntag) auf sehr anspruchsvollen und mit vielen Höhenmetern gespickten Kursen (Zeitfahren, Strasse). Weltmeistertitel wurden jeweils in den einzelnen Alterskategorien vergeben – für mich 35-39 Jahre.

Zeitfahren

Seit Langenlois bin ich nicht mehr am Zeitfahrer gesessen. Als Vorbereitung hatte ich nur 2 lockere Ausfahrten gemacht. Trotzdem freute ich mich auf die WM, weil mir der Kurs entgegenkommen sollte und von der Länge und Topographie relativ ähnlich dem Kurs in Mörbisch war, einem meiner besten Zeitfahren heuer.

Daher habe ich auch versucht das Rennen ähnlich anzulegen wie in Mörbisch. Sprich den ersten Hügel relativ intensiv, dann in der Abfahrt und im Flachstück etwas ausruhen und nicht zu viel Zeit verlieren und am letzten Anstieg und ins Ziel wieder Gas geben. Wie man an den Auswertungen sieht, habe ich im Eifer und trotz Leistungsmesser im ersten Teil überzogen. Der 30s hinter mir gestartete Sieger meiner Alterskategorie hat mich erst nach 25min überholt und mir auf den letzten 13min noch 2min abgenommen. Fazit: Die Leistungswerte und das Ergebnis (9. Platz AK, Gesamt 34., schnellster Österreicher) sind zwar sehr gut, aber es wäre mit einer besseren Einteilung mehr drinnen gewesen.

20130926 tt trento raceshape
Vergleich mit schnelleren Fahrern, die ihr Rennen ebenfalls auf Strava veröffentlich haben (Link).

 

Strassenrennen

Gleich vorweg: Es war eine Wiederholung vom Freitag, sowohl was die Leistungswerte als auch das Ergebnis betrifft. Der erste Hügel wurde von meinem ca. 100 Mann starken Feld relativ locker gefahren, ebenso das erste Flachstück. Ausreißversuche hätten, ob der obskuren Startreihenfolge (insgesamt waren 1.100 RennfahrerInnen unterwegs. Die langsamsten starteten zuerst!), ohnehin keinen Sinn gemacht. Erst am 2. Berg ging dann die Post so richtig ab. Bis ca. zur Hälfte des 30min Anstiegs fuhr ich mit der Spitzengruppe mit. Dann kam von hinten ein schnellerer Fahrer (Andreas Schweizer) aus einer anderen Alterskategorie, an den sich einige anhängten (Wie viele & wer war in dem Chaos nicht ersichtlich). Ich lies reissen und fuhr den Berg in meinem eigenen Tempo hoch. Das ergab immerhin 30min Wattbestleistung in diesem Jahr und den ~7. Platz am Ende des Anstiegs.

In der darauf folgenden Abfahrt schloss von hinten die Spitzengruppe der nächst jüngeren Alterskategorie auf, in deren Windschatten sich auch einige Fahrer aus meiner Alterskategorie befanden, die eigentlich schon abgehängt waren. Führungsarbeit übernahm die Gruppe im folgenden Flachstück hin zum Monte Bondone aber keine, so dass das erst wieder mir und ein paar anderen Fahrern aus der Alterskategorie über mir übrig blieb.

Hinauf zum Bondone waren die Jungen dann wieder voll da, erhöhten ordentlich das Tempo. Einige meiner Altersgruppe folgten. Ich fuhr von Anfang an mein Tempo. 300W wollte ich nicht überschreiten und als Schnitt bis nach oben auf dem über eine Stunde langen Anstieg halten. Es lief ganz ausgezeichnet. Ich arbeitete mich langsam nach vor und überholte einen Fahrer nach dem anderen. Im Steilstück bei Kilometer 7-8 (10km vor dem Ziel) hatte ich den 6. Platzierten und besten Fahrer aus der ehemaligen Gruppe im Flachen eingeholt, attackiert und distanziert. Bei Kilometer 12-14 sah ich vor mir den regierenden Weltmeister Igor Kopse, der sich in der Attacke am 2. Berg abgesetzt hatte, immer näher kommen und überholte ihn. Nur noch 5km und ich auf Platz 5! Leider nein: Ich war mir zu sicher, es fehlte mir der nächste „Hase“ an den ich mich heran kämpfen hätte können oder ich war einfach auch nur am Ende meiner Kräfte. Jedenfalls fuhr ich gegen Ende nicht mehr so schnell wie davor. Der auf Kilometer 7-8 abgehängte Italiener kämpfte sich 1km vor dem Ziel wieder an mein Hinterrad und lies mich im Zielsprint auf den letzten, steil ansteigenden 300m stehen. Ich nahm etwas raus und von hinten kam noch ein Italiener, den ich bis dahin gar nicht bemerkt hatte, vorbeigeflogen. Ergibt Platz 7 mit 60min Bestleistung in dieser Saison am letzten Anstieg. Hätte ich gewusst, dass der 4. Platzierte (Ebenfalls Ausreisser am 2. Berg) nur mehr weitere 30s weiter vorne gelegen ist, wäre vielleicht nach der Überholung von Kopse noch mehr drinnen gewesen…

Schade, dass sich eine sehr gut organisierte Veranstaltung durch eine unnötige Startreihenfolge sportlich derart beschnitten hat. Igor Kopse hat es auf Twitter gut zum Ausdruck gebracht:

I need to explain my yesterdays tweet. If @UCI_WCT wants to make #fair #UWCT final RR competition, make sure there will be no interaction between age groups! Do not release 1500+ riders in 2′ intervals from slowest/older/women to fastest/younger groups. Release them in at least 5′ intervals from fastest to slowest. We didn’t have a race yesterday. That was a fucking caos. Even if we wanted to race, we couldn’t. It was impossible. If anybody tried to attack and breakaway (some had to) he immediately run into next group 500m up the road and he was convicted to either pull 50-100 riders with him or breakaway once again. There was a moment when we hited a cloth of ~500 riders mixed from all groups. Completely non valid and non legitimate race. Also unfair, because many womens and older masters (depends on how lucky they was) where simply pulled away by younger stronger riders trying to escape from their own group. From a sporting perspective I am deeply dissapointed with the way road race was organized. That was just a mess.

 

Trotzdem war das Wochenende noch einmal ein Highlight in einer ohnehin schon sehr coolen Saison. Das Wetter war rund um den Gardasee noch einmal richtig angenehm und warm, ich traf einige Leute wieder, die ich davor schon bei Hauteroute & Transalp kennen gelernt hatte und fuhr Saisonbestleistungen am Zeitfahrer als auch Strassenrad.

 

Links:
Ergebnisliste Zeitfahren
Ergebnisliste Strassenrennen
Zeitfahren auf Strava.com
Strassenrennen auf Strava.com
Homepage

 

Ausverkauf, KICKR & Co.

Ausverkauf

Mein Keller wird geräumt und die folgenden Dinge werden demnächst über ebay versteigert. Sollte jemand davor zuschlagen wollen und an den einem oder anderen Teil Interesse haben, dann bitte unten ein Kommentar schreiben oder mir direkt ein Mail schreiben:

  • Tacx Fortius VR Trainer inkl. TTS 4 Software, €350.- (verkauft)
  • Mavic Huez Schuhe, 42 2/3, gelb, leichte Gebrauchsspuren, bin damit nur ein paar Mal gefahren, passen mir nicht, €80.-
  • Helm Cratoni C-Bolt, L (59-62cm), neu, originalverpackt, anthracite-white, Bild, €50.-
  • Power2Max Leistungsmesser mit Rotor 3d+ Kurbel, compact, 110mm, Kurbellänge 172,5mm, ohne Kettenblätter, genau dieser hier (verkauft)

KICKR & RFLKT+

Falls jemand sich einen Wahoo KICKR Rollentrainer kaufen möchte und sich auch für das RFLKT+ Display interessiert, der sollte sich das zugehörige Kickstarter Projekt ansehen. Dort gibt es ein Bundle aus KICKR, RFLKT+, Pulsgurt, Speed/Kadenzsensor inkl. Versand & Zoll nach Europa um ~€1150.-

Das RFLKT+ ist eine Art stromsparendes Display, wenn man ein iPhone (und bald auch Android Handy) als Radcomputer verwenden möchte, es aber in der Rückentasche lassen will (wodurch das Display vom Handy nicht benötigt wird und der Akku viel länger hält). Zusätzlich sammelt es von allen ANT+ Sensoren (Leistungsmesser, Pulsgurt, …) die Daten ein und sendet diese ebenfalls an das Handy. Test von DC Rainmaker hier.

Die Franzosen

Während ich in Hitzendorf mit meinem Cannondale Supersix Evo 24h im Kreis gefahren bin, haben viele Franzosen diesen Blog besucht. Der Grund: In einem Forum hat jemand mein Foto von meinem Rad gepostet und behauptet er habe es gekauft. Daraufhin wurde wild spekuliert und diskutiert (Was das Rad wohl Wert ist. Dass es abgefahrener Müll ist. Dass es zu einem Cat 1 Fahrer/Team gehören muss – wegen dem 2er vom Power2Max, usw.), bis dann jemand meinen Blogbeitrag gefunden hat. Dann gingen die Diskussionen erst richtig los … Für alle die der französischen Sprache mächtig sind sicher lustig zu lesen.

24h Hitzendorf 2013

Was soll man da noch sagen? Die nächste Wahnsinnsaktion und wieder (wahnsinnig) erfolgreich abgeschlossen. Ohne großartige Vorbereitung, im Speziellen ohne lange Trainingseinheiten und ohne Rad mit Ausdauersetup (Sitzposition, Aufleger) habe ich mich beim 24h Rennen in Hitzendorf an den Start gestellt und die Dinge auf mich zukommen lassen. Immerhin hatte ich eine Taktik: So lange es geht das Hinterrad des Führenden halten. Wenn ich das länger mache als alle anderen, dann passt das schon. Ausserdem hoffte ich, dass mir auf dem welligen Kurs – es geht auf der 3,85km langen Runde zunächst in 3 Wellen ca. 30 Höhenmeter hoch, bevor eine Abfahrt und ein Flachstück zurück zu Start&Ziel folgen – im bergauf Teil niemand davonfahren würde und ich dort zur Not Löcher immer noch flicken könnte.

Und genau so habe ich es dann auch gemacht, wobei in dem starken Starterfeld (Race around Slovenia Sieger, RAAM Finisher, Glocknerman Sieger und 3. Platzierter) für mich der Favorit anfangs nicht so klar auszumachen war. Allerdings hat sich nach wenigen Runden schon gezeigt, wer den Ton angibt: Joachim Ladler, Ex-Elite Fahrer und seit ein paar Jahren Ultraracer, der heuer so ziemlich alles gewonnen hat, bei dem er mitgefahren ist und auch Titelverteidiger in Hitzendorf war.

Er war auch der Einzige, der richtig aggressiv gefahren ist und immer wieder einmal angezupft hat. Den entscheidenden Antritt hat er nach ca. 3,5h gemacht als ein grosser Pulk an Fahrern genau im Bereich des Überholverbotes vor der Halle zu überrunden war. Er zwängte sich noch vorne rein und drückte voll an. Ich war hinter dem Pulk eingesperrt, hatte schon ein ordentliches Loch aufgerissen und sah als einzigen Ausweg den Bergaufteil voll zu nehmen. Nach 2:20min mit 400W Schnitt war der Berg zu Ende und ich wieder an Ladler dran. Außer mir war aber keiner aus der Ex-Spitzengruppe mehr da.

Mit einem abartigen Tempo ging es mit abwechselnder Führungsarbeit die nächsten Stunden weiter. Wir holten zum Teil Staffelfahrer ein, fuhren mit ihnen bis zum nächsten Wechsel mit um uns dann wieder von hinten an den nächsten Staffelfahrer heranzuarbeiten und diesen bis zu seinem Wechsel zu „mißbrauchen“. Dazwischen immer wieder Antritte von „Ladi“, der nicht aufhörte lästig zu sein, wann immer ich beim Überrunden anderer Fahrer, bei der Versorgung mit Flaschen, Gels oder Gewand Tempo rausnehmen musste. Ich fuhr die Löcher zwar immer wieder zu, übernahm dafür dann aber zur „Strafe“ eine Zeit lang keine Führungsarbeit mehr. Ich selbst habe ihn nur einmal kurz angetestet, 15s Vorsprung rausgefahren, der nach 1 Runde aber eh wieder weg war. Eine ziemliche Pattsituation, die sich vermutlich sehr lange fortsetzen lassen und uns gegenseitig zu noch mehr gefahrenen Kilometern getrieben hätte, wenn ich nicht nach 13h klein beigegeben hätte.

Die Sinnfrage hatte mich – wie auch schon auf der 4. Etappe der Haute Route vor 2 Wochen – eingeholt. Der Dritte lag schon über 7 Runden (= fast 1h) zurück. Wozu sich über 24h quälen, wenn ich doch auch einfach den „Wahnsinnigen“ ziehen lassen und das Rennen gemütlich auf dem 2. Platz fertig fahren könnte? Ich ließ ihn ziehen, machte von dort an insgesamt 3 Pausen zu je ~7 min (= 1 Runde) und genehmigte mir dabei einen Teller warme Nudeln, eine RedBull/Knuspertraum Jause sowie Kaffee, Marmeladesemmerl & Kuchen. Ausserdem fuhr ich mein eigenes Tempo, oft stundenlang ohne Windschatten, dann wieder kurz im Windschatten einer Staffel oder wie in den letzten 2h im Windschatten von 12h Sieger Christian Lengyel.

zieleinlauf24hZieleinlauf nach 24 Stunden

Nach 24h, 203 Runden, 790 gefahrenen Kilometern mit 7.300 Höhenmetern, 1.100 TSS und 16.000 verbrauchten Kalorien überquerte ich schließlich als zufriedener Zweiter die Ziellinie (Ergebnisliste). Ausserdem war ich in der Runde mit der Attacke und dem bergauf Sprint die schnellste Runde (5:45min, 40km/h) aller Teilnehmer gefahren und fuhr die zweitbeste Rundenzahl, die bisher je bei dem Rennen gefahren wurde. Nur „Ladi“ schaffte mit 209 Runden deutlich mehr, holte sich damit den Sieg und hält jetzt den neuen Rekord.

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Siegerehrung

 Wie immer, war die Veranstaltung für mich als „Experiment an mir selbst“ für einige Learnings gut:

  • Vermutlich aufgrund des abwechslungsreichen Kurses (Wiegetritt, Abfahrt, Flachstück, kriteriumähnliche Fahrerlagerkurven) hatte ich keinerlei Probleme mit meiner – von den Strassenrennen geprägten –  aggressiven Sitzposition. Lediglich im Knie begann es mehr und mehr zu zwicken und auch heute (= 1 Tag danach) schmerzen eigentlich nur die Knie. Die gefürchteten Nackenschmerzen sind gänzlich ausgeblieben, genauso wie gröbere Kreuzschmerzen (Ich hatte keinen Aufleger und mich daher oft auf den Lenker gelegt, was eine extreme, zeitfahrähnliche Position ergibt, aber über längere Zeit Schmerzen verursacht.)
  • Noch interessanter die Ernährung: Die ersten 10h versorgte ich mich ausschließlich mit Gels und Bananen. Wasser nur nach Lust. Je geringer die Intensität wurde, umso geringer auch der Hunger. Offenbar konnte der Körper einen Großteil der benötigten Energie aus der Fettverbrennung heraus decken. Mit abnehmendem Tempo, nahm der prozentuelle Fettanteil scheinbar zu, der Hunger dadurch immer weiter ab. Das Körpergefühl funktionierte weiterhin recht zuverlässig: Ein paar schnelle Runden im Windschatten einer Staffel und schon war der Gelhunger wieder da. Trotzdem hat man irgendwann (nach >0,5l Gel) die Gels einmal satt, was mir der Magen deutlich zu spüren gegeben hat. Deshalb habe ich dazwischen ein paar Stunden lang gar nichts gegessen und von den Kohlenhydratvorräten gezehrt. Auch kein Problem. Hatte nie das Gefühl, mich richtig leer gefahren zu sein. Das bestätigt auch das Hungergefühl nach dem Rennen: Nach 1 Teller Nudeln war die Lust auf Kohlenhydrate gestillt und der Körper verlangte v.a. nach Eiweiß (= Fleisch, Milchprodukte). Ein Blick auf die Waage bestätigt das: ~1kg weniger Körperfett (~10.000 Kalorien) entspricht in etwa dem, was der Körper in 24h an Fett verbrennen kann. Insgesamt aber weniger Gewichtsabnahme als bei einem harten, intensiven Radmarathon, bei dem man viel Wasser verbraucht (verschwitzt) und die KH Speicher fast zur Gänze leert.
  • Am Ende des Tages zählt der Kopf, allerdings nur, wenn man die Leistungswerte hat um dann noch entscheidend im Rennen zu sein: Wie auch schon bei Haute Route und Transalp deutlich sichtbar, macht es die Schwellenleistung (bzw. die W/kg und bei einem flachen Kurs W/cdA) aus ob man ganz vorne mitfährt oder nicht. Erst wenn das passt, kommt der Kopf ins Spiel, der dann über Sieg oder Niederlage entscheidet. Nur mit dem Willen und Kampfgeist wie ihn z.B. Joachim Ladler gezeigt hat, kann man dann auch gewinnen. Wobei er sich danach für manche Antritte sogar entschuldigt hat: „I bin halt im Rennen so“ 😉
  • Danksagungen: Ohne die Verpflegung durch meinen Bruder, meine Familie sowie die Staffelsieger Wals Siezenheim im ersten Teil des Rennens hätts‘ nicht geklappt. Genausowenig wie ohne die Unterstützung des 6h Siegers Wolfgang Marcher sowie des 12h Siegers Christian Lengyel und den top Staffeln, die uns/mir immer wieder Erholung im Windschatten spendiert haben!

HitzendorfFührungsduo

powerdistribution-hitzendorf24hVerteilung der Leistungszonen: Wenig an der Schwelle, dafür – dank der 3 kurzen Anstiege und des kriteriumsähnlichen Kurses – über 2h:15min im Vo2Max bzw. anaeroben Bereich. Zwar 4h Pause (v.a. bergab rollen & Kurven anfahren), dafür aber auch insgesamt 25% L3 und mehr.

Leistungsdaten (Power2max):

Leistungsdaten Hitzendorf

Links:
Homepage der Veranstaltung
Ergebnisliste
Fahrt auf Strava – Teil 1
Fahrt auf Strava – Teil 2
Bericht von Joachim Ladler

Eurobike 2013 News

Auch heuer wurde bei der Radsportmesse in Friedrichshafen wieder einiges an Neuigkeiten vorgestellt. So wahnsinnig viel ist allerdings in meinem Filter nicht hängen geblieben:

  • SRM kommt im April/Mai 2014 mit einem neuen Radcomputer dem PC8. Das gute Ding sieht stylisch aus, hat Ant+/GPS/WIFI/Bluetooth Chips verbaut, ist kompatibel zu allen ANT+ Leistungsmessern und löst bei mir einen netten „Willhaben“ Reflex aus. Nicht, dass ich mit meinem Edge 500/800 unzufrieden wäre, aber das Anstecken am USB Port zum Hochladen ist mittlerweile schon extrem antiquiert. Wie SRM dies softwareseitig löst, bleibt noch abzuwarten. Preis: Heftige €550.- (Plastik) bzw. €750.- (Alu).
  • Brim Brothers wollen mit ihrem Leistungsmesser im Schuh ab Frühjahr 2014 durchstarten. Das wäre eine noch universellere Lösung als es die Garmin Vector Pedale sind, die mit Ende August ausgeliefert werden. Preis ist noch nicht bekannt.