Für einige Wochen habe ich den Bergen einmal lebe wohl gesagt und mich zum 2. Mal nach Langenlois bei den Österreichischen Meisterschaften der Amateure im nur eine Fahrstunde von Graz entfernten Birkfeld im Zeitfahren versucht. Am Samstag alleine beim Einzelzeitfahren und am Sonntag gemeinsam mit Teamkollege & Routinier Martin Ganglberger im Paarzeitfahren. Die 2 Wochen vor der Veranstaltung habe ich vermehrt kürzere und intensivere Einheiten am Zeitfahrrad trainiert. Anfangs ungewohnt, aber gegen Ende bildete ich mir ein, dass es immer besser ging.
Samstag – Einzelzeitfahren
Die Strecke auf der Bundesstrasse von Birkfeld nach Ratten und wieder retour war recht anspruchsvoll. Insgesamt 28km mit ca. 170 Höhenmetern, einem längeren Anstieg und mehreren kürzeren Hügeln. Mir war klar, dass ich bergauf Gas geben muss und bergab versuchen muss so gut es geht durchzukommen. V.a. retour werde ich wohl Zeit verlieren. Da ich mit Scheibenrad gefahren bin, musste auch mein Leistungsmesser zu Hause bleiben. Somit eine „blinde“ Fahrt ohne technische Hilfsmittel.
46 Fahrer waren gemeldet, ich bin als 10. Letzter rausgejagt und gleich ordentlich den Berg hoch. Bergauf bis zur Wende lief es ganz gut. Den Fahrer vor mir hatte ich schon eingeholt und wollte es bergab möglichst gut rollen lassen. Nunja, es wollte nicht so recht rollen und vom schnellen ersten Teil war ich mit der Kraft auch schon ordentlich am Ende. Letztlich habe ich mich in 38:14 als 9. über die Ziellinie geschleppt. Martin fuhr ausgezeichnet und wurde mit 37:50 6.! (Ergebnisse)
Ganz interessant danach der Vergleich der Fahrzeiten: Ich war im ersten Teil 19s schneller als er und habe im 2. Teil (bergab) 44s verloren. Jetzt weiss ich wenigstens woran ich arbeiten muss (= Aerodynamik) und die Taktik für das Paarzeitfahren auf der gleichen Strecke am Sonntag war auch klar: Ich muss bergauf Gas geben, mehr führen und er bergab.
Sonntag – Paarzeitfahren
So etwas hatten wir beide noch nie gemacht. Das Lehrbuch sagt, dass man alle 20-30s abwechseln sollte. Am Freitag hatten wir das einmal kurz ausprobiert. Wird schon klappen. Also wieder rausgeschossen aus dem Startblock, ich voraus den ersten Hügel hoch, dann 2-3mal abwechseln und ich wieder den 2., längeren Hügel voraus hoch. Bis dahin hat alles gut geklappt, aber dann habe ich wohl etwas überzogen. Konnte mich in Martins Windschatten nicht wirklich ausruhen und es wurde ein schlimmer Kampf schon am Weg zur Wende hin. Auch danach, bergab, war’s nicht besser. Ich musste im Windschatten schon alles geben um nicht abzufallen und im Wind erst recht. Scheinbar ist Martin wirklich viel aerodynamischer. Letztlich überquerten wir in 37:14 als 6. die Ziellinie (Ergebnisse). Im ersten Teil hatten wir auf meine Zeit vom Samstag 20s gut gemacht und im 2. Teil noch einmal 40s. Allerdings waren wir gemeinsam bergab langsamer als Martin am Samstag alleine …
Etwas Statistik
Gewonnen hat beide Rennen Daniel Wabnegg. Am Sonntag mit Partner Andreas Klausner, dem am Samstag mit Bestzeit bei der Wende der Reifen geplatzt ist. Ich war beide Male ziemlich genau 1 Minute hinter Daniel – wie schon so oft heuer. Bin bis jetzt 8 Amateurrennen gefahren und war bei der Hälfte der Rennen 1 Minute hinter Daniel und ebenfalls bei der Hälfte der Rennen auf dem (undankbaren – weil erster Platz ohne Preisgeld) 9. Platz. Bitte Daniel fahr schneller, dann schaff ich’s auch weiter nach vorne …
Lieber Jürgen!
Der 9te Platz ist mit Sicherheit ein gutes Omen, hab ich doch letztes Jahr diese undankbare Platzierung mind. 10x belegt und konnte mich in diesem Jahr ordentlich steigern.
Mit deinem Potential fährst Du nächstes Jahr mit Sicherheit dauerhaft um den Sieg mit, der Rest ist sowieso Glückssache. Im Radsport braucht es halt leider sehr viel Gedult, aber bei Dir ist Talent, Motivation und die richtige Einstellung vorhanden, darum wird es auch stetig bergauf gehen!!
Zum Rennen wollte ich noch eines sagen: Wie du im Vergleich mit Martin gesehen hast (und ich bereits bei meiner Besichtigung eine Woche vor dem Rennen festgestellt hatte), kam es sehr stark auf die verbleibende Kraft am Rückweg nach der Wende an (eigentlich war es ja auch wellig und nicht ausschließlich bergab). Ich konnte hier das Rennen gewinnen, war ich doch nach der Wende bis ins Ziel mit durchschnittlich 30 Watt mehr unterwegs – und dass obwohl ich mir bergab viel schwerer tue, das Tempo hoch zu halten. Ich bin mir sicher, bei der Zwischenzeit nicht nur hinter Klausi, sondern auch hinter dem Zweitplazierten gelegen zu sein. Am Ende ist bei einem derartig kräfteraubenden Zeitfahren meiner Ansicht nach ausschließlich eine richtige Kräfteeinteilung ausschlaggebend (viele sind zum Schluß einfach gestanden).
Werd` mir deine Bitte aber zu Herzen nehmen und versuchen noch schneller zu fahren (ob ich das überhaupt noch hinkriege kann ich aber beim besten Willen nicht sagen;-))
lg
daniel
Danke für die aufmunternden Worte vom Seriensieger 2011!
Meine Zwischenzeit am Samstag war übrigens 21:27.
Dass es länger braucht ist ja auch gut so: Wäre etwas zu fad, wenn nach 2 Jahren und einer Hand voll Rennen schon das volle Potential ausgenutzt und der ganze Spass vorbei wäre.
Meine war 19:57 – Leider ließ mich die Technik im Stich… dazu waren 402W Schnitt notwendig bei meinem „bescheiden“ Gewicht…..