Das Wochenende in Trento war (ähnlich wie schon bei der WM im Vorjahr) ein Wahnsinn. War das Zeitfahren am Freitag zwar von den Leistungswerten nicht so berauschend (311W NP über 38min), auch nicht so gut eingeteilt wie erhofft (Bei der WM bin ich es zu schnell angegangen, das sollte diesmal nicht sein – ist aber doch wieder passiert nur dass ich den Anstieg diesmal bis nach oben durchziehen konnte und erst oben kaputt war und nicht schon mitten drinnen) und auch nicht so schnell wie geplant (mit 38m:12s um 14s langsamer als bei der WM), so war die Platzierung mit dem 3. Gesamtrang und dem Klassensieg in der Kategorie M40-45 ebenso wie das Wetter und die Fotos top.
Beim Marathon am Sonntag durfte ich lediglich aus dem 5. Startblock (Startnummern >2000) in den 140km langen mit fast 4.000 Höhenmeter gespickten Kurs gehen in dem es 2x über den 18-20km Anstieg auf den Monte Bondone ging. Ich war von Anfang an auf ein langes (einsames) Zeitfahren eingestellt. Vom Start weg Vollgas mit einer neuen Wattbestleistung über 20min (5,3W/kg) ging es kreuz und quer an hunderten Radlern durch die verstopfte Strasse den ersten Anstieg hinauf. Dort hatte ich dann wenigstens eine ambitionierte Gruppe, die auf dem Flachstück zurück nach Trento ordentlich andrückte. Ich hielt mich nobel zurück solange das Tempo hoch genug blieb. Ab der ersten Labe kurz nach Trento wurde es mir dann aber zu langsam und ich spannte mich vorne ein und zog die Gruppe zum Beginn des ersten Anstiegs auf den Monte Bondone. Ab dort fuhr ich mein eigenes Tempo. Während anfangs ein Großteil der Gruppe an mir vorbei fuhr, so holte ich sie der Reihe nach alle wieder ein. Wie eine Maschine fuhr ich mit konstant 305-315 Watt die 1300 Höhenmeter hoch um oben knapp vor der Kuppe zu einer anderen Gruppe aufzuschliessen. In der 15km langen Abfahrt nahm ich einen Teil der Gruppe mit, allerdings zeigte sich in dem kurzen Flachstück vor Cavedine, dass nur einige wenige ambitioniert waren und die meisten in dem darauffolgenden 20km langen Flachstück wohl eher nur im Windschatten nuckeln würden. Also drückte ich bei dem kurzen Anstieg nach Cavedine etwas an (330W) und tatsächlich war die ganze Gruppe weg. Also fuhr ich allein weiter Richtung Ziel. Um nicht zu überdrehen mit geregelten 270W (= Fatmax. D.h. dort verbrennt mein Körper noch maximal Fett. Darüber hinaus sinkt die Fettverbrennung stark ab). Zum zweiten Mal am Fusse des Monte Bondone angekommen, machte sich etwas Motivationslosigkeit breit. Weder vor noch hinter mir waren andere Rennfahrer zu sehen. Ich kam mir vor wie bei einer Trainingsausfahrt (auf einer gut gesicherten Strecke). Das legte sich aber nach wenigen Kilometern im Anstieg, als vorne eine erste Gruppe ins Bild kam. Langsam arbeitete ich mich heran, überholte sie und dann noch ein paar Fahrer und kam schliesslich nach 4h:51min (netto) bzw. 4:55 (brutto) im Ziel an. Immerhin 277W spuckten die Beinchen am Schlussanstieg noch aus. Ergibt insgesamt 290W NP (4,4W/kg) und 4700kJ (entspricht in etwa 5000kcal) über 5h. Neuer Rekord!
Oben wartete schon Teamkollege Daniel, der sich mit einer super Leistung den 10. Platz geholt hatte. Seine Freundin Karin wurde über die kurze Strecke unglaubliche 2.!
Dass ich 22. Gesamt und 4. M40-45 geworden bin, erfuhr ich erst 2h später aus dem Internet. Auch dass ich damit der Beste war, der aus einem der hinteren Startblöcke starten musste.
Links:
Homepage
Ergebnisliste Zeitfahren
Ergebnisliste Granfondo
Zeitfahren auf Strava.com
Granfondo auf Strava.com
Spannende Geschichte, großartige Leistung! Gratulation!
Hallo Jürgen! Erstmal danke für deinen sehr interessanten Blog! 🙂 Hast du irgendwo einen Eintrag über deine Jahresplanung für 2014 geschrieben? Mal abgesehen vom Aufbau würde ich mir – ganz egoistisch – gern ein paar Ideen für interessante Rennen holen; dieser Granfondo klingt ja zB sehr nett… (je höher das Verhältnis „Höhenmeter:Distanz“ desto besser 😉 )
Hallo Anna,
nein, gibt es nicht. Mache ich absichtlich nicht weil ich mich einerseits selbst zu nichts zwingen und flexibel bleiben will (daher gibt’s z.B auch kein Posting über Trainings-Jahresplanung und -ziele im voraus) und zum anderen meinen Gegnern den Überraschungseffekt nicht nehmen will. 😉