Android (zu) Vielfalt

Derzeit scheint es in Mode zu sein neue Android Devices zu releasen. Praktisch jeder Hersteller hat welche angekündigt und in der Fachpresse wird fleissig diskutiert, wann Android dem iphone den Gar aus machen wird. Mehr und mehr Ressourcen fliessen in die Entwicklung von Android Applikationen, nachdem der iphone App Store immer voller wird und sich herausgestellt hat, dass iphone Apps für Entwickler doch keine Goldgrube sind.

Was dabei aber oft vergessen wird ist, dass durch die Vielfalt an neuen Geräten auch eine Vielfalt an komplett unterschiedlichen Hardware Spezifikationen auf den Markt kommt. Ist das iphone Ökosystem schon zunehmend fragmentiert – unterschiedliche OS Versionen (2.x, 3.x) mit unterschiedlichen Features je Version, 3 unterschiedliche Devices mit den gleichen Core-Features (Screensize, Touchscreen) aber unterschiedlichen Details (schnellerer Prozessor, Kompass, GPS …) – so wird Android bald in einer Vielfalt verfügbar sein, dass es dem immer wieder totgesagten, aber trotzdem weitverbreiteten Java/J2ME das Wasser reichen kann. Angefangen von simplen Dingen wie unterschiedlicher Screensize, Keyboard vs. Touch-only (einige mit multitouch, andere ohne) gibt es angekündigte Android Projekte, die ansich mit einem Mobiltelefon wenig zu tun haben (und damit auch nicht „always connected“ sind). E-Book Reader, Talets, Netbooks und ähnliches sind bereits angekündigt.

Ist es da noch möglich mit vertretbarem Aufwand auf optimale Usability getrimmte Applikationen entwicklen – etwas, das am Mobiltelefon wesentlich wichtiger ist als am Desktop-PC? Leidet darunter die Qualität von Android Applikationen? Wird es bei der Modellvielfalt überhaupt jemals möglich sein günstiger als fürs iPhone zu entwickeln bzw. welche Marktgrösse/Deviceanzahl ist notwendig damit es sich zu rechnen beginnt?

Die Auflistung der derzeit am Markt befindlichen und einiger angekündigter Devices und deren wesentlichste Eigenschaften:

  • HTC Dream / G1, 3,2″ (320×480), Slider Keyboard, Touchscreen, 2008
  • HTC Magic / G2, 3,2″ (320×480), kein Keyboard, Touchscreen, 2009
  • HTC Hero / G2 Touch, 3,2″ (320 x 480), kein Keyboard, Touchscreen, 2009
  • Samsung Galaxy i7500, 3,2″ (320 x 480), Slider Keyboard, Touchscreen, 2009
  • HTC Tattoo, 2,8″ (240 x 320), kein Keyboard, Touchscreen, 2009
  • Motorola Milestone/Droid, 3,7″ (480 x 854), Slider Keyboard, Touchscreen, 2009
  • Sony-Ericsson Xperia X10, 4″ (480 x 854), kein Keyboard, Touchscreen, 2010
  • Acer A1, 3,5″ (480 x 854), kein Keyboard, Touchscreen, 2009
  • Garmin nüvifone G60, 3,5″ (272 x 480), kein Keyboard, Touchscreen, 2009
  • T-Mobile Pulse / Huawei, 3,2″ (320 x 480), kein Keyboard, Touchscreen, 2009
  • Motorola Dext, 3,1″ (320 x 480), Slider Keyboard, Touchscreen, 2009
  • Samsung Moment, 3,2″ (320×480), Slider Keyboard, Touchscreen, 2009
  • Samsung Galaxy Lite i5700, 3,2″ (320 x 480), kein Keyboard, Touchscreen, 2009
  • Dell mini i3, 3,5″ (360 x 640), kein Keyboard, Touchscreen, 2010 (?)

Bisher halten sich zumindest die wesentlichsten Eigenschaften noch in einem überschaubaren Rahmen. Frage ist wie lange das bestehen wird – v.a. wenn die Handyhersteller versuchen mit Android in die Domäne klassicher Feature-Phones (im „Riegelformat“) vorzudringen.

Ausserdem droht weiteres ungemach für Applikationsentwickler: Die grossen Handyhersteller und Mobilfunker versuchen sich in der Wertschöpfungskette stärker zu positionieren. Weswegen es Android Handies gibt, die mit angepasster Software (im speziellen Homescreen) und (sofern Google das nicht verhindern kann) netzbetreibereigenen App-Stores ausgeliefert werden.

Meine Einschätzung:

  • Android wird das bessere Symbian: Moderneres Betriebssystem mit modernem Touch und Brand, aktiver Entwicklercommunity und viel Schwung in der Vermarktung, aber auch vielen unterschiedlichen Geräten mit unterschiedlichen Spezifikationen.
  • Von vielen Nutzern verwendete Applikationen („grosse Applikationen“) wird es – mit entsprechend grossem Entwicklungs- & -testaufwand – für alle verfügbaren Modelle und OS Varianten in optimierter Version geben.
  • Kleine Applikationen (Fun Apps, Marketing Apps, …) in einer relativ simplen Version, die auf allen Devices funktioniert, aber nicht nicht für jedes einzelne Device optimiert ist. Ist für diese Apps auch kein grosses Problem, da sie im Regelfall onehin Handies nicht bis ans Limit ausreizen.
  • Spielehersteller haben’s schwieriger. Werden sich wohl auf die gängigsten Modelle fokussieren und diese voll ausreizen, während manche Modell gar nicht unterstützt werden.
  • Alles in allem ergibt sich längerfristig ein Ökosystem, das sich nicht sehr stark von Java/J2ME unterscheidet. Wesentlicher Unterschied bleibt allerdings, dass es die Nutzer gewohnt sein werden Applikationen zu installieren und zu verwenden und auch keine Angst mehr vor den damit verbundenen Kosten (für Datengebühren) haben werden. Etwas, das derzeit in manchen Ländern (z.B. Südafrika, Süd-Ost-Asien) auch bei Java/J2ME der Fall ist und wo derzeit schon zig Millionen Downloads jeden Monat generiert werden.
  • Einen App-Hype wie beim iphone wird es in der Form nicht mehr geben. Die early Adopters hatten alle schon ein iPhone. Somit sind Apps nichts neues mehr und auch nicht „blogenswürdig“. Für Applikationsentwickler wird’s aber gerade dann erst so recht interessant, wie man auch an den Wachtumsraten von GetJar/Java Downloads sehen kann.

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