Charly Gaul TT & Granfondo 2014

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Das Wochenende in Trento war (ähnlich wie schon bei der WM im Vorjahr) ein Wahnsinn. War das Zeitfahren am Freitag zwar von den Leistungswerten nicht so berauschend (311W NP über 38min), auch nicht so gut eingeteilt wie erhofft (Bei der WM bin ich es zu schnell angegangen, das sollte diesmal nicht sein – ist aber doch wieder passiert nur dass ich den Anstieg diesmal bis nach oben durchziehen konnte und erst oben kaputt war und nicht schon mitten drinnen) und auch nicht so schnell wie geplant (mit 38m:12s um 14s langsamer als bei der WM), so war die Platzierung mit dem 3. Gesamtrang und dem Klassensieg in der Kategorie M40-45 ebenso wie das Wetter und die Fotos top.

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Beim Marathon am Sonntag durfte ich lediglich aus dem 5. Startblock (Startnummern >2000) in den 140km langen mit fast 4.000 Höhenmeter gespickten Kurs gehen in dem es 2x über den 18-20km Anstieg auf den Monte Bondone ging. Ich war von Anfang an auf ein langes (einsames) Zeitfahren eingestellt. Vom Start weg Vollgas mit einer neuen Wattbestleistung über 20min (5,3W/kg) ging es kreuz und quer an hunderten Radlern durch die verstopfte Strasse den ersten Anstieg hinauf. Dort hatte ich dann wenigstens eine ambitionierte Gruppe, die auf dem Flachstück zurück nach Trento ordentlich andrückte. Ich hielt mich nobel zurück solange das Tempo hoch genug blieb. Ab der ersten Labe kurz nach Trento wurde es mir dann aber zu langsam und ich spannte mich vorne ein und zog die Gruppe zum Beginn des ersten Anstiegs auf den Monte Bondone. Ab dort fuhr ich mein eigenes Tempo. Während anfangs ein Großteil der Gruppe an mir vorbei fuhr, so holte ich sie der Reihe nach alle wieder ein. Wie eine Maschine fuhr ich mit konstant 305-315 Watt die 1300 Höhenmeter hoch um oben knapp vor der Kuppe zu einer anderen Gruppe aufzuschliessen. In der 15km langen Abfahrt nahm ich einen Teil der Gruppe mit, allerdings zeigte sich in dem kurzen Flachstück vor Cavedine, dass nur einige wenige ambitioniert waren und die meisten in dem darauffolgenden 20km langen Flachstück wohl eher nur im Windschatten nuckeln würden. Also drückte ich bei dem kurzen Anstieg nach Cavedine etwas an (330W) und tatsächlich war die ganze Gruppe weg. Also fuhr ich allein weiter Richtung Ziel. Um nicht zu überdrehen mit geregelten 270W (= Fatmax. D.h. dort verbrennt mein Körper noch maximal Fett. Darüber hinaus sinkt die Fettverbrennung stark ab). Zum zweiten Mal am Fusse des Monte Bondone angekommen, machte sich etwas Motivationslosigkeit breit. Weder vor noch hinter mir waren andere Rennfahrer zu sehen. Ich kam mir vor wie bei einer Trainingsausfahrt (auf einer gut gesicherten Strecke). Das legte sich aber nach wenigen Kilometern im Anstieg, als vorne eine erste Gruppe ins Bild kam. Langsam arbeitete ich mich heran, überholte sie und dann noch ein paar Fahrer und kam schliesslich nach 4h:51min (netto) bzw. 4:55 (brutto) im Ziel an. Immerhin 277W spuckten die Beinchen am Schlussanstieg noch aus. Ergibt insgesamt 290W NP (4,4W/kg) und 4700kJ (entspricht in etwa 5000kcal) über 5h. Neuer Rekord!

Oben wartete schon Teamkollege Daniel, der sich mit einer super Leistung den 10. Platz geholt hatte. Seine Freundin Karin wurde über die kurze Strecke unglaubliche 2.!

Dass ich 22. Gesamt und 4. M40-45 geworden bin, erfuhr ich erst 2h später aus dem Internet. Auch dass ich damit der Beste war, der aus einem der hinteren Startblöcke starten musste.

Links:
Homepage
Ergebnisliste Zeitfahren
Ergebnisliste Granfondo
Zeitfahren auf Strava.com
Granfondo auf Strava.com

UCI World Cycling Tour Finale 2013

Nachdem ich mich im ersten Rennen der Saison für das Finale der UCI World Cycling Tour in Trento (= Weltmeisterschaft für Masters- und Amateurfahrer) qualifiziert hatte, sollte dieses Event den Saisonabschluss darstellen. Ausgetragen wurden ein Zeitfahren (Freitag) und ein Strassenrennen (Sonntag) auf sehr anspruchsvollen und mit vielen Höhenmetern gespickten Kursen (Zeitfahren, Strasse). Weltmeistertitel wurden jeweils in den einzelnen Alterskategorien vergeben – für mich 35-39 Jahre.

Zeitfahren

Seit Langenlois bin ich nicht mehr am Zeitfahrer gesessen. Als Vorbereitung hatte ich nur 2 lockere Ausfahrten gemacht. Trotzdem freute ich mich auf die WM, weil mir der Kurs entgegenkommen sollte und von der Länge und Topographie relativ ähnlich dem Kurs in Mörbisch war, einem meiner besten Zeitfahren heuer.

Daher habe ich auch versucht das Rennen ähnlich anzulegen wie in Mörbisch. Sprich den ersten Hügel relativ intensiv, dann in der Abfahrt und im Flachstück etwas ausruhen und nicht zu viel Zeit verlieren und am letzten Anstieg und ins Ziel wieder Gas geben. Wie man an den Auswertungen sieht, habe ich im Eifer und trotz Leistungsmesser im ersten Teil überzogen. Der 30s hinter mir gestartete Sieger meiner Alterskategorie hat mich erst nach 25min überholt und mir auf den letzten 13min noch 2min abgenommen. Fazit: Die Leistungswerte und das Ergebnis (9. Platz AK, Gesamt 34., schnellster Österreicher) sind zwar sehr gut, aber es wäre mit einer besseren Einteilung mehr drinnen gewesen.

20130926 tt trento raceshape
Vergleich mit schnelleren Fahrern, die ihr Rennen ebenfalls auf Strava veröffentlich haben (Link).

 

Strassenrennen

Gleich vorweg: Es war eine Wiederholung vom Freitag, sowohl was die Leistungswerte als auch das Ergebnis betrifft. Der erste Hügel wurde von meinem ca. 100 Mann starken Feld relativ locker gefahren, ebenso das erste Flachstück. Ausreißversuche hätten, ob der obskuren Startreihenfolge (insgesamt waren 1.100 RennfahrerInnen unterwegs. Die langsamsten starteten zuerst!), ohnehin keinen Sinn gemacht. Erst am 2. Berg ging dann die Post so richtig ab. Bis ca. zur Hälfte des 30min Anstiegs fuhr ich mit der Spitzengruppe mit. Dann kam von hinten ein schnellerer Fahrer (Andreas Schweizer) aus einer anderen Alterskategorie, an den sich einige anhängten (Wie viele & wer war in dem Chaos nicht ersichtlich). Ich lies reissen und fuhr den Berg in meinem eigenen Tempo hoch. Das ergab immerhin 30min Wattbestleistung in diesem Jahr und den ~7. Platz am Ende des Anstiegs.

In der darauf folgenden Abfahrt schloss von hinten die Spitzengruppe der nächst jüngeren Alterskategorie auf, in deren Windschatten sich auch einige Fahrer aus meiner Alterskategorie befanden, die eigentlich schon abgehängt waren. Führungsarbeit übernahm die Gruppe im folgenden Flachstück hin zum Monte Bondone aber keine, so dass das erst wieder mir und ein paar anderen Fahrern aus der Alterskategorie über mir übrig blieb.

Hinauf zum Bondone waren die Jungen dann wieder voll da, erhöhten ordentlich das Tempo. Einige meiner Altersgruppe folgten. Ich fuhr von Anfang an mein Tempo. 300W wollte ich nicht überschreiten und als Schnitt bis nach oben auf dem über eine Stunde langen Anstieg halten. Es lief ganz ausgezeichnet. Ich arbeitete mich langsam nach vor und überholte einen Fahrer nach dem anderen. Im Steilstück bei Kilometer 7-8 (10km vor dem Ziel) hatte ich den 6. Platzierten und besten Fahrer aus der ehemaligen Gruppe im Flachen eingeholt, attackiert und distanziert. Bei Kilometer 12-14 sah ich vor mir den regierenden Weltmeister Igor Kopse, der sich in der Attacke am 2. Berg abgesetzt hatte, immer näher kommen und überholte ihn. Nur noch 5km und ich auf Platz 5! Leider nein: Ich war mir zu sicher, es fehlte mir der nächste „Hase“ an den ich mich heran kämpfen hätte können oder ich war einfach auch nur am Ende meiner Kräfte. Jedenfalls fuhr ich gegen Ende nicht mehr so schnell wie davor. Der auf Kilometer 7-8 abgehängte Italiener kämpfte sich 1km vor dem Ziel wieder an mein Hinterrad und lies mich im Zielsprint auf den letzten, steil ansteigenden 300m stehen. Ich nahm etwas raus und von hinten kam noch ein Italiener, den ich bis dahin gar nicht bemerkt hatte, vorbeigeflogen. Ergibt Platz 7 mit 60min Bestleistung in dieser Saison am letzten Anstieg. Hätte ich gewusst, dass der 4. Platzierte (Ebenfalls Ausreisser am 2. Berg) nur mehr weitere 30s weiter vorne gelegen ist, wäre vielleicht nach der Überholung von Kopse noch mehr drinnen gewesen…

Schade, dass sich eine sehr gut organisierte Veranstaltung durch eine unnötige Startreihenfolge sportlich derart beschnitten hat. Igor Kopse hat es auf Twitter gut zum Ausdruck gebracht:

I need to explain my yesterdays tweet. If @UCI_WCT wants to make #fair #UWCT final RR competition, make sure there will be no interaction between age groups! Do not release 1500+ riders in 2′ intervals from slowest/older/women to fastest/younger groups. Release them in at least 5′ intervals from fastest to slowest. We didn’t have a race yesterday. That was a fucking caos. Even if we wanted to race, we couldn’t. It was impossible. If anybody tried to attack and breakaway (some had to) he immediately run into next group 500m up the road and he was convicted to either pull 50-100 riders with him or breakaway once again. There was a moment when we hited a cloth of ~500 riders mixed from all groups. Completely non valid and non legitimate race. Also unfair, because many womens and older masters (depends on how lucky they was) where simply pulled away by younger stronger riders trying to escape from their own group. From a sporting perspective I am deeply dissapointed with the way road race was organized. That was just a mess.

 

Trotzdem war das Wochenende noch einmal ein Highlight in einer ohnehin schon sehr coolen Saison. Das Wetter war rund um den Gardasee noch einmal richtig angenehm und warm, ich traf einige Leute wieder, die ich davor schon bei Hauteroute & Transalp kennen gelernt hatte und fuhr Saisonbestleistungen am Zeitfahrer als auch Strassenrad.

 

Links:
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