Garmin Cycling Dynamics

Wie im August 2014 angekündigt hat Garmin mit Ende 2014 seine Cycling Dynamics veröffentlicht. Um in den Genuss der neuen Kenndaten zu kommen, muss man beidseitige Garmin Vector Leistungsmesspedale mit zumindest Firmware 2.70 verwenden sowie entweder einen Edge 1000 (ab v2.70), Edge 810 (ab v3.40) oder Edge 510 (ab v3.40) zum Aufzeichnen der Daten.

Folgende zusätzliche Kennzahlen stehen dann zur Verfügung

  • Power Phase (PP): Gibt an in welchem Bereich (in Grad) einer Pedalumdrehung eine positive Kraft auf die Pedale ausgeübt wird.
  • Peak Power Phase (PPP): Gibt den Bereich (in Grad) an in welchem ein einstellbarer Prozentsatz (Default: 50%) der gesamten Leistung einer Pedalumdrehung produziert wird.
  • Platform Center Offset (PCO): Gibt (in mm) an wo man auf dem Pedal Kraft ausübt.
  • Stehend vs. Sitzend: Gibt an, ob die Leistung im Stehen oder Sitzen erbracht wird. Noch nicht veröffentlicht.

Die Kennzahlen stehen als neue Datenfelder auf den oben angeführten Edge Geräten zur Auswahl und können beliebig in Anzeigeseiten eingebaut werden. Auf dem Edge 1000 gibt es eine eigene Cycling Dynamics Seite, die in den Einstellungen aktiviert werden kann und die Werte grafisch etwas netter aufbereitet:

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Cycling Dynamics Seite am Edge 1000

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Leistungsphasenspitze (PPP) wird in den Pedalen fix hinterlegt und daher auch in den Vector Sensor Einstellungen geändert. Praktischerweise kann man jetzt auch die Montagewinkel direkt über den Edge zurücksetzen und braucht dazu nicht mehr die Batterien beider Pedale entfernen und wieder einsetzen.

Ausserdem werden die Werte in den Zusammenfassungen&Protokollen auf dem Edge  angezeigt sowie auch in den hochgeladenen Aktivitäten auf Garmin Connect (Screenshots siehe unten).

Was macht man nun mit den Kennzahlen?

Zunächst einmal anschauen. Unten sind Garmin Connect Screenshots von 3 unterschiedlichen Einheiten inkl. Kommentar.

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Grundlageneinheit 2h mit 240 Watt. PCO: 9mm/-2mm. PP: 210/240. PPP: 44/48
Links setze ich deutlich weiter aussen auf als rechts (PCO). Rechts drücke ich in Summe 30 Grad länger auf das Pedal (PP), der Großteil der Kraft wird aber im gleichen Bereich und gleich lange (PPP) produziert. Wenig Veränderung während der Einheit.

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SST 60min mit 303 Watt. PCO: 8mm/-3mm. PP: 221/249. PPP: 44/48.
Sehr ähnliches Bild wie bei der Grundlageneinheit oben. Man sieht es hier am Bild nicht so gut, aber mit Fortdauer der Einheit (= Ermüdung) wandert der Druck am Pedal nach aussen und der Tritt links wird etwas runder (Power Phase beginnt früher), aber rechts ist immer noch wesentlich gleichmässiger.

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Stufenleistungstest bis zum bitteren Ende bei ca. 460W. PCO: 8mm/-1mm. PP: 212/226. PPP: 45/49.
Hier am Graph nicht zu sehen, aber die Kadenz ist während des Tests von 90 auf 105 gestiegen. Deutlich erkennbar der Versuch die maximal notwendige Kraft nicht steigen zu lassen um die langsamen, schwächeren dafür ausdauernderen Typ 1 Muskelfasern weiter nutzen zu können. Kadenz steigt, Druckphase (PP) nimmt zu. Interessant, dass über der Schwelle (ab ca. 27-28min) die Druckphase links auf das Niveau von rechts steigt. In den letzten 2 Minuten erfolgt noch einmal eine Flucht hin zu anderen, bisher verschonten Muskelgruppen. Der Druck am Pedal wandert nach aussen (O-Beine) um – vermutlich – den Vastus Lateralis mehr ins Spiel zu bringen.

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SST – 60min mit 304 Watt mit runden Kettenblättern. PCO: 11mm/-4mm, PP: 229/239, PPP: 51/48.
Vergleich Rotor-QRings (alle Einheiten oben) mit Standard Rings (diese Einheit) liefert ein überraschendes Ergebnis: PowerPhase beginnt mit runden Rings früher und dauert dadurch insgesamt länger als mit Q-Rings. PPP ist ebenfalls etwas länger und der Wert für „Gleichmässiges Treten“ ist bei runden Kettenblättern ebenfalls höher. D.h. dass (bei mir) die Leistung bei runden Kettenblättern während einer Pedalumdrehung gleichmässiger verteilt ist als bei Q-Rings. Eigentlich hätte ich genau das Gegenteil erwartet.

Gemeinsam mit den bereits vorhandenen Daten Leistung, Kadenz, L/R Verteilung, gleichmässiger Tritt und Drehmomenteffektivität stehen Vector Eigentümern nun eine Fülle an Daten zur Verfügung. Allein die Leistung und daraus abgeleitete Kennzahlen (FTP, NP, TSS, …) füllen schon ganze Bücher und Internetseiten. Zu den vor ca. 1-2 Jahren (mittlerweile von mehreren Leistungsmesserherstellern angebotenen) L/R Verteilung, gleichmässiger Tritt und Drehmomenteffektivität gibt es noch so gut wie keine brauchbaren Studien, Untersuchungen oder Tipps zur Nutzung. Nicht einmal der naheliegende Versuch die L/R Verteilung auf 50/50 auszugleichen, ist in der Praxis sinnvoll – eher das Gegenteil ist der Fall. Wozu also das Ganze?

Zunächst einmal ist es natürlich Marketing. Je mehr Features, umso eher wird ein Produkt gekauft. Je mehr unique Features, die niemand anders anbietet, umso besser. Eine valide und verständliche Taktik, die Garmin aus kaufmännischer Sicht verfolgt und verfolgen muss.

Für uns als Anwender bleibt die Hoffnung, dass sich schlaue Köpfe mit den Kennzahlen beschäftigen und die gewonnenen Erkenntnisse mit uns teilen. Neben Bikefitting (z.B. PCO einstellen, Power Phasen auf beiden Beinen angleichen) gibt es sicher auch Anwendungsbereiche für Physiologen (z.B. Bestimmung Muskelfaserzusammensetzung) oder Trainer (z.B. Frühzeitige Erkennung von Ermüdungen. Training bestimmter Muskelgruppen. Erkennung von Schwächen eines Fahrers im Vergleich zu anderen).

Bis es so weit ist, kann man nur Daten sammeln und vergleichen und versuchen sinnvolle Schlüsse zu ziehen. Ich werde das mit meinen tun, wer seine Daten oder Erfahrungen ebenfalls bereitstellen will, der kann das gerne hier als Kommentar tun.

Garmin Edge 1000

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In den letzten Jahren habe ich alle meine Trainings & Rennen mit einem Edge 500 bzw. Edge 800 aufgezeichnet. Dabei sind mir einige Features abgegangen, die ich unbedingt in einer neuen Headunit umgesetzt sehen wollte. V.a. das lästige und nicht mehr zeitgemäße Anstecken und Hochladen via USB auf den Computer und von dort in diverse Software(portale) ging mir am Wecker. Die 510er bzw. 810er Generation von Garmin habe ich ausgelassen, weil mir dort das entscheidende Feature (nämlich WLAN Upload) gefehlt hat. Sowohl der von SRM angekündigte PC8 als auch der Edge 1000 unterstützen dies. Die Kaufentscheidung viel letztlich klar für den Edge1000 aus folgenden Gründen:

  • WLAN Auto-Upload: Wenn ich vom Training nach Hause komme, dann will ich nicht erst mühsam irgendwo den Radcomputer anstecken, sondern die Daten sollen automatisch hochgeladen werden. In der Praxis funktioniert das bei mir mit dem Edge 1000 wunderbar. Noch bevor ich die Haustür mit dem Schlüssel aufgesperrt habe, ist der Edge schon mit dem WLAN verbunden und lädt die Daten hoch. Bin ich unterwegs, dann mache ich mit dem Handy einen mobilen Hotspot oder synchronisiere über Bluetooth.
  • SMS&Call Notifications: Da ich in der Früh trainiere und dabei die Verantwortung über die – meist gerade zur Schule gegangenen – Kinder habe, muss ich bei einem Anruf oder SMS zumindest nachsehen von wem es kommt damit ich in einem Notfall für die Schule bzw. die Kinder erreichbar bin. Es gibt nichts lästigeres, als wenn mitten in einem Intervall das Handy läutet, man pausiert, das Handy aus der Rückentasche holt, mit verschwitzten Händen am spiegelnden Display herumfummelt nur um dann festzustellen, dass der Anruf kein Notruf war und ruhig warten kann. Der Edge 1000 zeigt Anrufe & SMS (iOS) bzw. auch Notifikationen anderer Apps (Android) am Display an. Eine Interaktion mit den Notifikationen ist zwar nicht möglich, aber das brauche ich auch nicht. Anfangs war dieses Feature extrem schlecht implementiert und nur für iOS verfügbar, mit dem Firmwareupdate 2.4 (Ende August 2014) wurde aber ordentlich nachgebessert und das Feature auch für Android verfügbar gemacht. Habe es seither mit meinem Xperia Z1 Compact bei jeder Ausfahrt in Verwendung. Funktioniert problemlos und total unkompliziert.
  • Routing: Wenn ich in unbekanntem Gebiet unterwegs bin, dann will ich mir Routen auf das Gerät laden können und diese auf einer Karte nachfahren. Die Karte am Handy und dann dauernd das Handy rausfummeln um sich zu orientieren und keine Abzweigung zu verpassen, ist mir zu mühsam. Der PC8 von SRM wird hier vermutlich komplett passen müssen und weder Kartenansicht noch Routing bieten. Kleinere Garmin Geräte (Edge 510) bieten am Display nicht genug Platz für eine Kartendarstellung.
    In der Praxis funktioniert das Routing recht gut. Auch hier wurde in den letzten Softwarereleases nachgebessert, so dass man reroutings & Routinghinweise nun besser steuern kann. Was immer noch mangelhaft ist, ist die Art und Weise wie man eine Route auf das Gerät bekommt. Ansich sollte dies über Garmin Connect funktionieren. Dort kann man allerdings auf einfache Art und Weise keine GPX Routen importieren. Ausserdem funktioniert das nicht via Tablet oder Phone App. Bleibt noch die gute alte Variante die (von z.B. gpsies.com heruntergeladene) GPX Datei via USB Kabel in das „New Files“ Verzeichnis des Edge 1000 zu kopieren. Auch das ging bei mir im Test nur mit dem Computer (den ich auf Reisen mittlerweile nicht mehr mit nehme – Tablet und Handy reicht). Mein Android Handy konnte trotz zwingen des Edge 1000 in den Massenspeichermodus (beim Einstecken des USB Kabels die Lap Taste halten) den Edge 1000 nicht als USB-Speicher erkennen. Somit war auch dieser Weg um von unterwegs eine neue Route auf das Gerät zu laden verbaut.
    Blieb nur noch die Auto-Routing Funktion. Hier sagt man dem Gerät, dass man eine Route mit X km fahren möchte und er sucht dann aus dem Kartenmaterial eine entsprechende Route zusammen. Das hat bei mir erstaunlich gute und wirklich fahrbare Routen ergeben. Einziges Problem: Er ist extrem radwegverliebt und führt einen auf sehr kleinen Strassen durch die Gegend. Das ist für Touring-Fahrer vielleicht angenehm, aber wenn man mit dem Rennrad unterwegs ist nervig. In Portugal – wo es zwar keine Radwege gibt, aber abseits größerer Strassen sehr viel Kopfsteinpflaster – war es teils unmöglich der Route zu folgen, da auf 100m Asphalt 1000m Kopfsteinpflaster folgten. In Italien hat das Feature wesentlich besser funktioniert und mich im Raum Lignano auf für mich bisher unbekannte Nebenstrassen fern ab vom Hauptverkehr geführt.
  • Preis & Verfügbarkeit: Der Edge 1000 ist zwar nicht billig, aber wenn man etwas auf Schnäppchenjagd geht zum halben Preis eines PC8 zu haben. Ausserdem sofort verfügbar. Für mich ist er dadurch der beste derzeit am Markt verfügbare Radcomputer. Garmin hat zwar noch einiges an Arbeit vor sich, vor allem was die Firmware als auch das Online Portal Garmin Connect betrifft. Hier gab es in den letzten Monaten regelmässig Updates, was heißt dass sich auch Garmin dessen bewusst ist und aktiv an Verbesserungen arbeitet.

Weitere Anmerkungen aus der Praxis:

  • Größe: Wurde oft bemängelt, dass das Gehäuse ingesamt zu gross ist und man keinen so großen Radcomputer benötigt. Kann ich aus der Erfahrung nicht bestätigen. Die Gehäusegröße stört mich überhaupt nicht. Das große Display ist in der Nutzung sehr angenehm.
  • Akkulebensdauer: Als Richtlinie kann man von ca. 10% Akkunutzung pro Stunde ausgehen. D.h. nach 10h gehen die Lichter aus. Das ist leider nicht sonderlich viel, allerdings muss der Edge dann zumindest nicht an den Computer (die Dateien hat man ja schon alle hochgeladen) sondern man findet mit einem gewöhnlichen Handyladegerät mit Micro-USB das Auslangen. Mit dem Firmwareupdate 2.4 ist der Akkuverbrauch offenbar etwas gesunken. Habe bei aktiviertem Bluetooth mit 1s Aufnahme, GPS&Glonass und einem gepairten Powermeter ca. 6-8% Akkuverbrauch pro Stunde. Hier hat der PC8 allerdings die Nase weit vorne: SRM spricht von 30h Akkulebensdauer. D.h. ein Pro kommt damit eine ganze Trainingswoche aus. Bei meinem Zeitbudget reicht der Edge 1000 aber auch für eine ganze Woche …
  • Synchronisation: Der Edge 1000 synchronisiert sich sowohl über WLAN als auch Bluetooth (über die Smartphone App) mit Garmin Connect. D.h. alle Files landen zunächst einmal auf Garmin Connect. Um sie von dort auf eine andere Plattform zu synchronisieren, muss man diese erst mit Garmin Connect verbinden (derzeit für Strava & Trainingpeaks verfügbar) oder sich eines Synchronisierungsdienstes (z.B. tapiriik.com, copymysports.com) bedienen. Ich verwende letzteres, da es in meinen Ablauf besser hineinpasst.
  • Testberichte zum Edge 1000: Bikeboard.at, DC Rainmaker
  • Weitere Links: Forum auf Garmin.com, Übersicht Firmware Updates

Synchronisation mit Strava & WKO+ über tapiriik.com

Da ich sowohl Strava als auch WKO+ verwende um mein Training/Rennen zu dokumentieren und analysieren, habe ich mir eine Lösung zusammengestöpselt, die mir das mit minimalem Aufwand ermöglicht. Dazu habe ich taipiriik.com mit meinem Garmin Account als auch mit strava.com und dropbbox.com verbunden. Die Einstellungen von tapiriik.com sind so gewählt, dass ausschliesslich von Garmin Connect aus synchronisiert wird (one-way). Ausserdem habe ich eingeschalten, dass neue Aktivitäten frühestens nach 20 Minuten synchronisiert werden. Das gibt genug Zeit um der Aktivität davor einen Namen und eine Bezeichnung zu geben, die dann mit synchronisiert wird.

Der Ablauf am Ende eines Trainings (oder Rennens) sieht wie folgt aus:

  • Tour am Edge 1000 beenden und speichern. Upload über WLAN erfolgt automatisch. Bin ich unterwegs oder bei einem Rennen (Meist Edge 500), dann mache ich am Handy einen mobilen Hotspot oder lade die FIT Datei über OTG Datenkabel und die Software Garmin Connect Uploader auf Garmin Connect.
  • Beim Ausziehen (Helm, Schuhe, …) das Handy aus der Rückentasche nehmen, Garmin Connect starten, die – bereits hochgeladene – Aktivität bearbeiten und einen Titel vergeben (Art des Trainings/Kommentar) und speichern.
  • Fertig. Gesamtdauer 1-2min.

tapiriik synct nun innerhalb der nächsten 60 Minuten die Datei auf Strava und in einen Dropbox Ordner. Bin ich irgendwann einmal am Computer, dann ziehe ich alle Dateien aus dem Dropbox Ordner in den Gerädeuploader von WKO+ wodurch sie importiert werden. Anschliessend lösche ich sie aus der Dropbox, so dass dort immer nur neue, noch nicht importierte Dateien liegen. Leider muss man danach in WKO+ die Kommentare noch einmal eingeben, da diese nicht übernommen werden. Immerhin stehen sie im Dateinamen, was dies etwas erleichtert.