Stufenleistungstest mit Tacx Fortius

Wenn ich hauptsächlich auf der Rolle trainiere, dann mache ich zur Leistungsbestimmung einen monatlichen MAP (Maximum Aerobic Power) bzw. zu deutsch Stufenleistungstest. Das ist eine der einfachsten und schnellsten Arten um Leistungssteigerungen abzutesten und den FTP (Functional Threshold Power) zu bestimmen, von dem die Trainingszonen für wattbasiertes  Training abgeleitet werden.

Ich folge dabei dem Protokoll des britischen Radverbandes. Dabei wird bei ca. 100W begonnen und jede Minute die Leistung um 25W gesteigert (für Profis Steigerung um 20W/min, Damen um 15W/min). Man fährt so lange, bis man nicht mehr kann. Das sollte zwischen 8-15min dauern.

Ich habe mir dafür mit dem Catalyst Programm der Fortius Software ein eigenes watt- & zeitgesteuertes Workout gebastelt:

  • Zuerst 20min Warm-up in Zone 2 bzw. 3. Nach ca. 14, 16 und 18 Minuten mache ich jeweils eine ca. 30sek Beschleunigungsphase auf maximale Umdrehungszahl. Das dient dem „Aufwecken“ der Beine und soll sie besser auf die anstehende Belastung vorbereiten.
  • Danach kommen kurze Blöcke zu je 20s bzw. 30s in denen die Leistung um den kleinsten am Tacx Fortius möglichen Schritt (= 10W) erhöht wird. Damit sich eine 25W/min Steigerung ergibt muss auf 2 Minuten um 50W gesteigert werden. Das erreicht man mit folgender 2min Sequenz: 30s@100W, 20s@110W, 20s@120W, 30s@130W, 20s@140W. Dann geht’s im gleichen Rythmus weiter: 30s@150W, 20s@160W, 20s@170W, 30s@180W, 20s@190W, 30s@200W, … Mein Workout geht wesentlich weiter hinauf, als ich maximal fahren kann. Das muss auch so sein, denn wenn man nicht mehr kann, dann bricht man das Workout einfach ab.

Um sich selbst zu testen fährt man nun einfach dieses Workout ab. Danach lädt man die Daten auf den Computer, was dann ungefähr so aussieht:

Rot = Puls, Gelb = Leistung in Watt, Grün = Kadenz, 1min Max = 375W

Nun sucht man sich die Leistung der letzten Minute vor Beendigung des Tests. Im Beispiel oben sind das 375W. Die FTP liegt nun im Bereich zwischen 72%-77% dieser Leistung. Ich nehme daher folgende Formel:

FTP = 1min Max * 0,75

Im Beispiel oben wäre dies: 375 * 0,75 = 281W. Das nehme ich nun als neuen FTP und berechne daraus meine Leistungszonen. Man kann dies auch direkt aus dem Ergebnis des MAP Tests machen, wie in diesem Kalkulator.

Macht man die Tests über einen längeren Zeitraum, kann man die eigene Leistungsentwicklung gut ablesen. Wichtig ist dabei allerdings, dass man immer dem gleichen Protokoll folgt, da ansonsten die Zahlen nicht 1:1 vergleichbar sind. Ausserdem sollte man die auf der Rolle ermittelten Leistungswerte und -zonen nicht für Trainings im Freien verwenden, da sich dort aufgrund der höheren Schwungmasse & besseren Kühlung meistens andere Leistungswerte ergeben (Bei mir ist z.B. FTP im Freien um ca. 5-10% höher).

Resümee – 1 Jahr am Rennrad

Wie schnell die Zeit vergeht. Letztes Jahr im September habe ich erstmals begonnen regelmässig mit dem Rennrad zu fahren. Konkret habe ich mir vorgenommen bis Jahresende 2009 7h pro Woche Grundlagenausdauer zu trainieren – zum ersten Mal in meinem Leben ein konsequentes Ausdauertraining. Nebenbei habe ich mich mit Literatur versorgt und v.a. im Internet einiges zum Thema Ausdauertraining bzw. konkret Training für Rennradfahrer zu lesen. Dabei bin ich – als klassischer Naturwissenschaftler – relativ rasch beim Thema „Training & Racing with a Powermeter“ nach dem gleichnamigen Buch von Allen & Coggan hängen geblieben. Mit der Philosophie und dem ganzen Zahlen- und Rechenwerk dahinter, konnte ich mich wesentlich besser identifizieren als mit der klassischen Trainingslehre, die vor allem im Winter hohe Umfänge in Bereichen mit niedriger Intensität vorsieht.

Powertap Elite+ Leistungsmesser in der Hinterradnabe

Also einen Leistungsmesser (Powertap Elite+) auf’s Rad geschraubt und die meiste Zeit Vollgas gefahren („alls you can do is alls you can do“ – Andy Coggan). Dazu noch Auswertungen mit der Software WKO+ bzw. Golden Cheetah (Freeware) ergeben einen tollen Überblick, was man so geleistet hat. Unten ist mein Performance Management Chart aus diesem Jahr aufgeführt. Das Chart beinhaltet:

  • graue Balken (TSS): Jedes einzelne Training & Rennen. Die Höhe der Balken gibt an, wie anstrengend es war.
  • blaue Linie (CTL): Entspricht der durchschnittlichen Trainingsbelastung der letzten 2 Monate relativ zur eigenen Leistungsfähigkeit. CTL zwischen 110-150 bringt den maximalen Trainingseffekt. Liegt CTL darunter, dann hätte man sich mit mehr Training noch mehr steigern können.
  • lila Linie (ATL): Entspricht der durchschnittlichen Belastung in den letzten 2 Wochen. Geht die ATL weit über die CTL drüber, dann heisst das, dass man sich kurzfristig wesentlich stärker belastet hat, als man das über einen längeren Zeitraum gewohnt ist. Ergo ist man „müde“.
  • gelbe Linie (TSB): Ist die Differenz aus blauer und lila Linie. Also quasi ein Ausdruck für Müdigkeit. Vor einem Rennen sollte man versuchen eine leicht positive TSB zu haben. Jedenfalls sollte der Wert nicht zu negativ sein, da man sonst schon mit schweren Beinen an den Start geht. Auch zu positiv (>20) ist nicht gut.
  • strichlierte Linien (MP5, MP20): Sind jeweils die 10 besten Werte  für „5 Minuten Watt Durchschnitt“und „20 Minuten Watt Durchschnitt“.

Performance Management Chart 2010

Wie man sieht, habe ich bis zum geplanten Höhepunkt (2) La Marmotte am 3.7. meine Form aufgebaut. Passend dazu auch der 5min und 20min Höhepunkt (1) beim letzten Leistungstest davor. La Marmotte (2) war dann mit ca. 5500 verbrauchten Kalorien auch die höchste Einzelbelastung im ganzen Jahr. Eine fast profimässige Trainingsbelastung habe ich in der Woche in Tirol & Vorarlberg (3) zusammengebracht. Dort liegt auch die CTL Spitze von 112. Danach ging’s bergab mit dem Trainingsvolumen bis zum Tiefpunkt Anfang September (4), wo mir das Rad gestohlen wurde und ich eine Zwangspause einlegen musste.

Neben den reinen Wattzahlen gibt’s natürlich noch die klassischen Leistungsdaten:

  • 396 Stunden am Rad, davon 65% im Freien und 35% auf der Rolle
  • 106.000 Höhenmeter
  • 12.376 gefahrene Kilometer, davon 7.523 am Rennrad und 4.853 auf der Rolle
  • Beste 5 Minuten Leistung: 390W (entspricht ca. 6W/kg* bzw. „Excellent CAT1„)
  • Beste 20 Minuten und 60 Minuten Leistung: 327W und 295W (entspricht ca. FTP 308W bzw. 4,7W/kg* = „Very good CAT2„)
  • Im Schnitt ca. 1.300 Kalorien/Tag zusätzlich zum Normalverbrauch „verradelt“.

Von den Zielen, die ich mir selbst Anfang 2010 gesetzt habe, habe ich alle erreicht:

  1. Mindestens 4 Radmarathons fahren  (Juhu, meine ersten Rennen. Cool war’s!)
  2. La Marmotte finishen (Hehe, Platz 218 von 5.200 ist mehr als nur finishen!)
  3. 400h bzw. 10.000km am Rad (Locker geschafft)

Am wichtigsten neben all den Zahlen ist aber, dass es Spass gemacht hat und ich das Gefühl habe jede Menge Neues gelernt zu haben!

Ein Highlight 2010: Im Finish einer 25er Gruppe beim 200km 5-Seen-Radmarathon solo davongefahren und als 16. das Ziel erreicht


* auf Basis 67kg Körpergewicht und 3% Kettenverlust (= Differenz Powertap – SRM)

Saisonabschluss – Adieu Focus Cayo

Nachdem mit dem Zweiländer Radmarathon die Saison hinsichtlich Rennen abgeschlossen war, habe ich versucht noch ein paar Berge & Pässe mitzunehmen v.a. im Urlaub, den wir an der französischen Mittelmeerküste genossen haben.

Konkret geworden sind’s dann:

  • Mont Ventoux in einer 155km Etappe von Avignon aus, an einem 35 Grad heissen Tag. Auffahrt über Bedoin, Abfahrt über Malaucene.
  • 2x Pic d’Our im Esterel Gebirge von Agay bzw. Frejus aus.
  • 3x Tour de Madeloc von Argeles aus. Der letzte Kilometer hinauf zum Turm ist das steilste, das ich je mit dem Rennrad gefahren bin mit Abschnitten über 20% Steigung.
  • Puig Neulos entlang der spanisch-französischen Grenze von Argeles aus.
  • Col Palomere in einer 135km Runde von Argeles über Vignac und Ceret.

Insgesamt ca. 800km und 10.000 Höhenmeter im Urlaub. Leider wurde mir vor der letzten Urlaubswoche mein Rad am Campingplatz gestohlen – Der glückliche Dieb weiß wahrscheinlich gar nicht, was er da gestohlen hat: Mit dem Leistungsmesser im Hinterrad (Powertap Elite+) wird wohl nur ein Insider etwas Anfangen können.

Mondlandschaft oben am Mont Ventoux

Pic d’Our – Superschöne Auffahrt mit Blick auf die Cote d’Azur & Cannes

Am Strand von Argeles sur Mer – auf dem höchsten Berg im Bild steht der Tour de Madeloc

Das letzte Foto von meinem Focus Cayo. Ein paar Tage drauf war’s weg …

MacBook Pro backen

Als kürzlich mein Apple MacBook Pro 15″ (Baujahr 2008) beim Einschalten ungewöhnlich stumm blieb und lediglich die Harddisk anfuhr, das Display aber schwarz blieb, ahnte ich Böses. Üblicherweise ist das Logic Board des MacBooks defekt und derartige Reparaturen kosten rund € 1000.-, was einem Totalschaden des 2,5 Jahre alten Notebooks gleichkommt.

Habe das Notebook zum Händler gebracht. Garantie hatte ich keine mehr, da Apple nur 1 Jahr Garantie gibt und die, bei anderen Herstellern üblichen 3 Jahre, durch ein kostenpflichtiges Update, welches ich nicht hatte, erkauft werden müssen. Das MacBook wurde eingeschickt und 2 Tage später bekam ich einen Anruf vom Servicetechniker: „Logic Board kaputt. Kostenvoranschlag: € 970.-„. Ich lies es unrepariert wieder retourschicken und wollte es ansich ausschlachten und die Teile einzeln verkaufen bzw. anderweitig verwerten.

Dabei stiess ich auf einen Blogbeitrag, wo jemand sein Logic Board durch Erhitzen in einem Backrohr wieder flott bekam. Da ich nichts zu verlieren hatte, habe ich das auch probiert:

  1. Logic Board anhand der Anleitung von ifixit.com ausgebaut.
  2. Backrohr auf 220 Grad Umluft vorgeheizt. Logic Board aufgebockt und 7 min bei 200 Grad gebacken.
  3. 15 min abkühlen lassen und wieder eingebaut.
  4. Akku rein, eingeschalten und siehe da, es funktionierte! Das Macbook bootete sofort hoch und funktioniert seither einwandfrei.

Für all jene, die ein ähnliches Schicksal erleiden, jedenfalls einen Versuch wert!

Logic Board meines MacBook Pro auf dem Weg ins Backrohr