Höhentraining – Teil 3

Wie in Teil 2 angekündigt, habe ich mittlerweile noch etwas mehr Erfahrungen mit dem intermittierenden Höhentraining gesammelt:

Unmittelbar auf die ersten Tests folgten noch 3 Wochen mit jeweils 2x L2-60-75min sowie 1x L4-4x8min in Hypoxie sowie je eine SST-60min und eine L5&L4-2x(2+8)min Einheit. Danach noch einmal die MAP Leistungstests in Normoxie und Hypoxie sowie der 375w-all-out Test.

160409 Hypoxietests
Die Ergebnisse der dritten Testreihe entsprechen den Erwartungen: Im All-Out Test gab es noch einmal eine Verbesserung, da nun auch die L5&L4 Einheiten spezifisch diesen Wattbereich trainiert haben. Unter reinen Hypoxiebedingungen ging es dafür weniger gut, weil insgesamt weniger in Hypoxie trainiert wurde.

In den letzten Wochen habe ich nun auch das umgekehrte Modell probiert: Die Frequenz der leichten Hypoxieeinheiten erhöht, dafür weniger intensive Einheiten unter Hypoxie absolviert. Auch wenn ich jetzt noch keine Tests gemacht habe, so fühlt es sich zumindest so an als ob dies unter Normoxie zu Leistungseinbußen gegenüber dem Modell zwischen Test #2 und #3 führt. Dafür sollte es in Hypoxie besser funktionieren.

Führt insgesamt zusätzlich zu den schon in Teil 2 gelisteten Erkenntnissen noch zu folgenden Erfahrungen:

  • Will man in Normoxie Verbesserungen herausholen, dann sollte man sich auf die intensiven Einheiten an bzw. über der Schwelle konzentrieren und kann sich weitere Hypoxieeinheiten sparen. Zur Eingewöhnung an das Atmen und den erhöhten Atemwiderstand mit der Maske macht es trotzdem Sinn einen Tag vor der intensiven Einheit eine lockere L1/2 – 60min Einheit unter Hypoxie zu absolvieren.
  • Will man sich in der Höhe verbessern, dann kann man dies vermutlich auch mit lockeren L1/2 – 60min Einheiten bzw. wie die klassischen IHT Protokolle überhaupt in Ruhe erreichen und muss sich nicht durch Intervalle quälen. Dabei sollte man darauf achten, dass die Hypoxieeinheiten in Blöcken an aufeinanderfolgenden Tagen stattfinden. Ähnlich wie dies das Altolab Protokoll vorsieht.

Soweit so gut. Nun gilt es noch zu überprüfen ob das Höhentraining auch ausserhalb des „Labors“ bei Rennen oder KOMs zu realen Leistungssteigerung führt …

Links:
Höhentraining – Teil 1
Höhentraining – Teil 2
Höhentraining – Teil 4

Höhentraining – Teil 2

5 Wochen Höhentraining und die abschliessenden Leistungstests sind vorbei. Zeit um ein erstes Resümee über die Wirkung des im Teil 1 beschriebenen intermittierenden Höhentraingsversuchs zu ziehen.

Trainingstagebuch

20160219_Hypoxie_Log

Insgesamt sind es etwas mehr Hypoxie Einheiten geworden als geplant. In Summe 1000min (=16,6h) in 5 Wochen. Aufgeteilt auf intensive Einheiten (MAP, L5&L4, L4) mit je 20-30min Hypoxie sowie 60min dauernden lockeren Einheiten im Grundlagen- bzw. Aktive Regenerations Bereich (unter Normoxie. In Hypoxie war es ~L3).

Learnings aus den Trainingseinheiten:

  • In den ersten 3 Wochen habe ich jeweils die simulierte Höhe am Hypoxico hinaufdrehen müssen um die Sauerstoffsättigungswerte (SaO2) im Wunschbereich zu halten. D.h. es gab hier eine initiale Anpassung. Danach habe ich keine Veränderungen mehr bemerkt und daher in den Wochen 3-5 mit den gleichen Einstellungen am Hypoxico weitergearbeitet.
  • Die beiden Einheiten in Woche 3 mit der Bezeichnung 11A sind mit dem Höhenadapter des Hypoxico gefahren. Dabei können Höhen bis zu 5500hm simuliert werden. Entsprechend niedrig auch die Sauerstoffsättigung. Dies war allerdings etwas zu viel des guten. An beiden Tagen war ich nach den Einheiten extrem müde und wollte den restlichen Tag nur mehr schlafen. Ausserdem wurde mir während der Einheiten schwindelig. Habe daher bei den folgenden Einheiten darauf geachtet nicht unter eine SaO2 von 80 zu fallen. Bei allen anderen Einheiten gab es keine negativen Nebenwirkungen durch die Hypoxie.
  • Die Einheit vom 13.2. ist morgens, nüchtern gefahren. Der SaO2 Wert war dabei deutlich niedriger als bei einer Einheit, die nicht nüchtern gefahren wurde. Der Puls und die gefühlte Anstrengung waren deutlich erhöht. Auch das sind Auswirkungen, die mir nicht förderlich vorkamen. Werde es daher in Zukunft unterlassen Hypoxieeinheiten nüchtern zu bestreiten.
  • Bei den L5&L4 Einheiten hat es sehr lange gedauert bis ich die richtige Intensität erwischt habe. Meistens bin ich es zu hart angegangen, war nach den 2min an der VO2 schon übersäuert und quälte mich bis zum Ende extrem über die Runden oder musste überhaupt abbrechen. Auch die L4 Einheiten waren jeweils ein extremer Kampf gegen das Laktat. Mir erscheinen daher die L5&L4 Einheiten nicht gut geeignet für ein Hypoxietraining. Effizienter erscheint mir ein Fokus auf L4 Einheiten, wo man durch die Hypoxie in einem absolut gesehen niedrigen Wattbereich (hohes L3 in Normoxie) eine relative Intensität und damit zum Teil auch entsprechende Trainingsreize aus einem deutlich höherem Intensitätsbereich trainieren kann.
  • In den Wochen 3 bis 5 habe ich bewusst sehr viele Hypoxieeinheiten absolviert. Gefühlt dürfte es auch mit deutlich weniger gehen. Wo hier die untere Grenze liegt, gilt es noch herauszufinden.
  • Zusätzlich zu den Hypoxieeinheiten habe ich auch noch Einheiten in Normoxie gemacht. Dabei ist aufgefallen, dass der Puls merkbar niedriger war. Dieser Effekt war nach ca. 2 Wochen sichtbar und hält nach wie vor an. Die genaue Ursache dafür ist mir noch unklar. Ich glaube nicht, dass es auf Basis der Verbesserung der aeroben Leistungsfähigkeit oder der Blutwerte (mehr rote Blutkörperchen) ist. Eine mögliche Theorie wäre, dass es durch den erhöhten Atemwiderstand beim Hypoxietraining (Atemmaske & Generator) zu einer besseren Ausnutzung der Lungenkapazität und daher geringerer Atemfrequenz und auch Puls gekommen ist.

20160219_l4
L4 – 4x8min@~105% FTP Einheiten von Oktober 2015 bis Februar 2016. Einheiten 8-12 in Hypoxie. Kontinuierliche Steigerung der Leistungswerte seit Beginn. In Hypoxie tendenziell niedrigere Pulswerte.

20160219_sst
60min SST Einheiten von Oktober 2015 bis Februar 2016. Kontinuierliche Steigerung. Ab Einheit 8 lief parallel das Hypoxietraining. Auch hier sind die Pulswerte rückläufig, während die Leistungswerte gestiegen sind.

Leistungstests

Was hat das ganze nun gebracht? Kurz gesagt, genau das was ich mir im Optimalfall erwartet hatte (siehe Teil 1 – Erwartete Ergebnisse).

20160219_Leistungstests

Wie man leicht erkennen kann hat es vor allem unter Hypoxie (MAP Hypoxic) einen starken Zuwachs gegeben. Aber auch bei den beiden Tests in Normoxie (MAP, 375W all-out) gab es Situationen in denen die Sauerstoffsättigung nicht mehr optimal war und in denen sich die Anpassungen an die Hypoxie positiv bemerkbar machten. Es behauptet sich also wieder einmal die alte Weisheit, dass man dort besser wird wo man auch trainiert. In dem Fall habe ich zwar einen Monat lang nie in den für die Tests relevanten Wattbereichen >350W trainiert, aber sehr wohl in den kritischen Sauerstoffsättigungsbereichen. Das dem so sein würde habe ich auch erwartet, was letztlich einer der Hauptmotivatoren für den Höhentrainingstest überhaupt war, denn so ergeben sich für diese Art des Trainings mehrfache Anwendungszwecke:

  • Marathons in Hypoxie/Hochgebirge ab ~1.000hm (z.B. Transalp, Ötzi)
  • Kurze intensive Zeitfahren in Normoxie
  • Hügelige Strassenrennen in Normoxie

Die dabei zu erwartenden Leistungssteigerungen entsprechen wohl in etwa den Ergebnissen aus meinem Test. D.h. in Normoxie ~2-3% und in Hypoxie ~3-5%.

In der wissenschaftlichen Literatur wird oft darauf hingewiesen, dass es eine hohe individuelle Varianz gibt. Bedenkt man wie wenig Einheiten man letztlich in Hypoxie absolvieren muss um eine – zumindest teilweise – Anpassung zu erreichen, so ist das nicht weiter verwunderlich. Jemand der im Training regelmässig intensiv auf Berge >1500hm hinauffährt wird vermutlich schon gut angepasst sein und kaum noch Verbesserungspotential haben.

Wie geht’s weiter?

Ich werde noch ein paar Wochen drauflegen und mein Trainingsprotokoll dahingehend ändern, dass ich versuche auch absolut in den Wattbereichen >350W zu trainieren (d.h. die L5&L4 Einheit in Normoxie absolvieren) und andererseits die Hypoxieeinheiten in der Anzahl etwas zu reduzieren (2x 60min L2 in Hypoxie). Wenn das funktioniert, dann wäre es ein durchaus über einen längeren Zeitraum durchführbares Protokoll. 5 Hypoxieeinheiten/Woche sind im Winter auf der Rolle zwar erträglich, aber sobald man zum Training ins Freie wechselt nicht mehr.

Und letztlich werde ich versuchen mir auch irgendwann einen echten Berg zu suchen um zu testen, ob die Leistungssteigerungen unter Hypoxie denn auch real sind und nicht nur virtuell in meinem Keller simuliert … (unter Normoxie schaut’s schon einmal ganz gut aus)

Links:
Höhentraining – Teil 1
Höhentraining – Teil 3

Nachtrag – Technische Anmerkungen

Bei den einzelnen Einheiten habe ich jeweils 5min vor Beginn des ersten Intervalls die Maske aufgesetzt. Bei den anderen Intervallpausen jeweils sofort nach dem Ende des Intervalls die Maske abgenommen und 1min vor Beginn des nächsten Intervalls wieder aufgesetzt. Bei den Leistungstests (MAP) wurde die Maske beim Aufwärmen 10min vor Beginn des Tests aufgesetzt.

Höhentraining – Teil 1

Bei Profis ist es fixer Bestandteil des jährlichen Traingsplans. Immer wieder hört&liest man davon, dass sich am Teide auf Teneriffa die besten der Welt beinahe auf die Zehen steigen, dass dieser und jener zu Hause ein Höhenzelt verwendet oder gar – wie Bradley Wiggins – eine eigene Höhenkammer hat bauen lassen. Das macht natürlich neugierig und daher habe auch ich mich zunächst in die Thematik eingelesen und danach versucht für mich eine praktische Anwendung abzuleiten und im Selbsttest zu erproben.

Einlesen

Da es jede Menge Beiträge dazu gibt werde ich hier nicht näher darauf eingehen, sondern einfach nur auf ein paar Quellen verweisen, die die unterschiedlichen Höhentrainingsformen am besten beschreiben:

Praktische Anwendung

Für mich als „Hügellandindianer“, der weder im Training noch Urlaub regelmässig auf Höhen größer 2000hm kommt, es vorzieht im Bett neben der Frau statt einem Höhenluftgenerator zu schlafen, kommt eigentlich nur intermittierendes Höhentraining in Frage. Das ist eine Abwandlung des Live Low – Train High (LLTH) Konzepts. D.h. man lebt ganz normal in Normoxie und trainiert in einer Höhenkammer oder atmet über eine Atemmaske eine durch einen Generator sauerstoffreduzierte Luft ein. Über den Sauerstoffgehalt der Atemluft bzw. die über einen Pulsoximeter gemessene arterielle Sauerstoffsättigung (SaO2) kann man regeln in welcher „virtuellen“ Höhe man trainieren möchte. Meine Wahl viel auf einen Generator, weil sich dieser problemlos in den eigenen 4 Wänden platzieren lässt und somit kein logistischer Mehraufwand für das Hypoxietraining entsteht. Was allerdings schon entsteht sind zusätzliche Kosten. Generatoren werden um ca. 130EUR/Woche vermietet, was Höhentraining zu einem teuren Spass macht, v.a. wenn man damit – so wie ich – hauptsächlich herumprobieren möchte. Ich habe mir daher einen gebrauchten Generator gekauft, der ohne viel Wertverlust wieder weiterverkauft werden kann.

hypoxico
Generator mit Atemmaske

Trainingsprogramm

Die Auswahl der in Studien verwendeten Trainingsprotokolle ist groß und sehr unterschiedlich, genauso wie die dabei erzielten Ergebnisse bzw. Steigerungen. Patentrezept gibt es nicht. Ich habe mich letztlich dafür entschieden im Jänner und Februar (~5 Wochen) die intensiven Einheiten aus meinem Wintertrainingsplan in Hypoxie (SaO2 80%-85%) zu absolvieren, optional ergänzt mit lockeren, 60min langen L1/L2 Hypoxie Einheiten (SaO2 80%-85%). Da ich im November und Dezember die intensiven Einheiten schon mehrmals absolviert hatte, sollte ich auf diese Weise die Entwicklung gut verfolgen können.

Vor dem Start wurde an getrennten Tagen jeweils ein Stufenleistungstest in Normoxie und Hypoxie absolviert und  ein all-out Test mit 375W. Zum Abschluss sollen die Tests noch einmal absolviert und die Ergebnisse verglichen werden.

Erwartete Ergebnisse

Erwarten sollte man am besten nicht zu viel. Studien liefern keine klaren Aussagen und v.a. Ergebnisse mit starken individuellen Variationen. Was man sich jedenfalls nicht erwarten kann ist eine Erhöhung der Sauerstofftransportkapazität des Blutes (EPO > mehr rote Blutkörperchen). Darauf zielt das klassische Sleep High (z.B. im Höhenzelt) Train Low Konzept ab. Dies erfordert einen Aufenthalt von täglich über 10h in Hypoxie über einen Zeitraum von mind. 3 Wochen. Leistungszuwächse von 1-1,5% sind dadurch zu erwarten.

Intermittierendes Höhentraining wirkt ausschließlich auf die Muskulatur. Diese passt sich auf das reduzierte Sauerstoffangebot an und wird – vereinfacht gesagt – in der Verwertung von Sauerstoff effizienter. Daneben kann es auch noch andere Anpassungen geben wie z.B. eine erhöhte Laktatpufferkapazität oder ein gesteigertes Atemvolumen.

Diese Anpassungen können einem folglich nur dann zugute kommen, wenn man einen Sauerstoffengpass hat. Dies ist jedenfalls unter hypoxischen Bedingungen (Bergrennen, Transalp, Marathon in den Alpen) der Fall. Hier liegt der Unterschied in der Abnahme der Leistungsfähigkeit bei zunehmender Höhe zwischen einem angepassten und nicht angepassten Athleten bei 3-4%. Auf einem langen Berg (Großglockner) sind das bis zu 2,5min.

In Normoxie muss man sich über oder zumindest nah an der VO2Max bewegen, damit auch dort Sauerstoff zu einem limitierenden Faktor wird. Steigerungen sind hier also nur in sehr intensiven Bereichen zu erwarten (anaerob).

Erste Erfahrungen

Nach zwei Wochen mit 7 Hypoxie Einheiten habe ich folgende erste Erfahrungen gesammelt:

  • Die beiden Stufenleistungstests haben den erwarteten Unterschied für nicht angepasste Athleten von 15% zwischen Normoxie und einer Hypoxie von ca. 2300hm ergeben.
  • Dementsprechend bin ich die intensiven Einheiten mit 15% weniger Leistung gefahren als sonst. Das passt mit der gefühlten Anstrengung und Pulsfrequenz sehr gut zusammen, da hier hauptsächlich der steigenede Laktatspiegel der Begrenzer ist und dies auch unter Hypoxie so ist. Interessant ist allerdings, dass der „Muskelschmerz“ danach ein anderer ist. Offenbar führt die niedrigere absolute Leistung (z.B. 300W statt 350W) zu einer niedrigeren Belastung der Muskulatur.
  • Trotzdem zehrt das Training nicht weniger als sonst an den Kräften. Die Erholungszeiten kamen mir gleich lang vor. Die gefühlte Gesamtbelastung blieb ähnlich wie davor. Alles gleich, nur fühlt es sich anders (angenehmer) an.
  • In der 2. Woche konnte ich bei allen Einheiten zulegen. Bei den Hypoxie Einheiten musste ich die Einstellung am Generator etwas nachregeln um im Ziel SaO2 Korridor zu bleiben, als auch die Watt bei den Einheiten nach oben regeln, damit diese ähnlich anstrengend wie in der Woche davor blieben.  Bei den Einheiten in Normoxie machte sich ein gefühlt niedrigerer Laktatspiegel positiv bemerkbar. Ob dies tatsächlich erste Zeichen für eine Anpassung sind oder einem  anderen Trainingseffekt (z.B. Peak) geschuldet sind, kann ich noch nicht beurteilen.
  • Das Höhentraining hat bisher keinerlei (negative) Nebenwirkungen.

Protokoll und Diskussion zu den Trainingseinheiten gibt’s auf Strava. Das nächste Update hier vermutlich erst nach Abschluss der finalen Leistungstests.

Links:
Höhentraining – Teil 2
Höhentraining – Teil 3

Auf der Rolle 2016/1

Alle Jahre wieder … ist es irgendwann so weit, dass ich mich zum Training in den Keller bzw. auf die Rolle zurückziehe. Heuer erst recht spät, da der aussergewöhnlich warme Herbst ein Training auch morgens im Freien zugelassen hat. Nun ist es aber doch so weit und wie jedes Jahr konzentriere ich mich indoor hauptsächlich auf kurze, intensive und qualitativ hochwertige Einheiten anstatt stundenlang auf der Rolle gegen die Wand zu starren.

Setup

Ist im Vergleich zum Vorjahr nur minimal verändert. Anstatt der Vector Pedale mit 175er Kurbel, fahre ich heuer eine FSA Kurbel mit SRM Leistungsmesser und 172,5mm Kurbellänge. Ausserdem wieder Q-Rings. An der Software hat sich wenig verändert. Mein Mac Mini läuft mittlerweile mit Windows 10 und zusätzlich zu PerfPro kommt Zwift fallweise zum Einsatz.

Das – im Vorjahr ohnehin nur sehr selten zum Einsatz gekommene – Zeitfahrrad darf heuer gleich gänzlich im Winterschlaf bleiben. Am Zeitfahrer trainiere ich erst wieder im Frühjahr im Freien.

Trainingsplan – Rückblick 2015 & Ausblick 2016 

mmp2015
2015 lag der Fokus darauf die 20min Leistung zu verbessern. Das ist, wie auch in den Jahren zuvor (2013 – Fokus 5min Leistung, 2014 – Fokus 60min Leistung), gelungen und hat letztlich auch zu den sehr guten Zeitfahrergebnissen im heurigen Jahr beigetragen.

2015 war ein verrücktes und sehr lehrreiches Jahr, mit extremen Höhen (Meister im EZF und Duathlon, Vizemeister Strasse) und extremen Tiefen (Aufgabe RATA & Ötzi). Gerade die Tiefen bzw. deren Gründe (Nerven in Wirbelsäule eingeklemmt, vegetatives Nervensystem spielt verrückt) haben mich dazu bewegt das kommende Jahr unter einen gänzlich anderen Stern zu stellen. Der Fokus liegt nicht mehr auf irgendwelchen Rennen und Ergebnissen, sondern darauf, die Probleme mit der Wirbelsäule/Nacken in den Griff zu bekommen und einfach wieder lange, schmerzfrei Radfahren zu können. Dazu werde ich mir vermutlich lediglich das Durchkommen bei einem langen Rennen (24h) zum Ziel setzen und andere Wettkämpfe – wenn überhaupt – nur nach Lust&Laune bestreiten. Als Nebenziel steht noch „48er Schnitt bei einem Zeitfahren schaffen“ bereit, nachdem ich mir von 2013 (45er) bis 2015 (47er) jeweils 1km/h mehr vorgenommen und das auch immer erreicht habe.

Der doch stark veränderte Fokus wird sich auf das Trainingsprogramm allerdings nicht so stark auswirken. Die Fitness soll erhalten bleiben, ausserdem „Never change a winning team“.

Daher wird nur folgendes im Vergleich zum Vorjahr verändert:

  • Eine längere Einheit von mind. 2h, besser >3h pro Woche (um den Fortschritt in der Wirbelsäulengenesung mitzuverfolgen)
  • Kein Training am Zeitfahrrad im Winter: Regelmässige Trainings habe ich im vorigen Winter schon nicht gemacht, daher lasse ich das heuer gleich ganz weg.
  • Keine Intervallläufe im Flachen: Laufen möchte ich auch heuer im Winter wieder und zwar so viel und so oft ich Lust habe. Jede Radeinheit, bis auf die L5 und L4 Einheiten, können auch durch einen Lauf ersetzt werden. Allerdings werde ich keine schnellen Läufe deutlich unter 4min/km machen, da dies extrem an der Substanz zehrt und meinen Körper (Muskulatur) zu stark auslaugt.  Bergauf sind intensive Läufe aber erlaubt, weil sie wesentlich schonender für die Muskulatur sind und obendrein ein ausgezeichnetes Herz-Kreislauftraining.

Das ergibt dann den folgenden typischen Wochenplan:

  • Montag: L4&L5 – 2x(2min@120% + 8min@100%) + 10min Pause
  • Dienstag: Zwiften / Lange Ausfahrt / Langlaufen (min. 2h, >2000kcal, >150TSS)
  • Mittwoch: L2 – 60m@65%-70% locker.
  • Donnerstag: L4 – 4x8m@100%-110% + 5min Pause
  • Freitag: SST – 60m@90%-95%
  • Samstag: L2 – 2h@70%
  • Sonntag: L1 – 1h@55% oder lockerer Lauf oder Ruhetag

Davon sind insgesamt 2 Blöcke geplant. Ein 5 Wochen Block Ende November und Dezember und ein 5 Wochen Block von Jänner bis Mitte Februar. Falls ich es logistisch hinbringe, möchte ich im Jännerblock intermittierendes Höhentraining (IHE & IHT) einsetzen um auszutesten ob und welche Auswirkungen dies auf meine Leistungswerte hat.

Links:
Auf der Rolle 2016/2

Wenn Radfahrer laufen …

20150320 HM Graz

… dann ernten sie oft Kopfschütteln von den Kollegen. Ist Laufen wirklich so schlecht wie oft behauptet wird? Wann macht es Sinn laufen zu gehen und wann nicht? Ich hab’s ausprobiert, mir heuer ein paar laufspezifische Ziele gesetzt (z.B. einen Halbmarathon absolvieren und ein paar Duathlons – 1,2,3)  und dabei folgendes gelernt:

„Man wird dort besser, wo man trainiert“ (siehe „Neunzig Prozent“), gilt nicht nur für die Gestaltung des Trainings (der 90% Ansatz hat bei mir beim Laufen auch funktioniert), sondern auch für die Wahl der Sportart. Will man beim Radfahren besser werden, dann sollte man mit dem Rad fahren.

Dem Herz-Kreislauf System ist es aber egal wie man es belastet. Daher ist Laufen in jedem Fall besser als nichts zu tun. Hat man nicht ausreichend Zeit zum Radeln, ist das Wetter zu schlecht oder ist man irgendwo auf Reisen, wo das Rad nicht mit kann, dann ist Laufen eine praktische Alternative. Ich schiebe gerne an Erholungstagen eine lockere Laufeinheit ein. Auch hier ist gemütliches Traben besser als auf der Couch zu hocken. Mit geeigneter Streckenwahl sind auch Intervalle an oder über der Schwelle für ungeübte Läufer machbar.

Während das Laufen im Flachen recht anstrengend für Bänder und Muskeln ist und man sich erst daran gewöhnen muss, v.a. wenn man – wie die meisten Radfahrer – einen gut trainierten Motor (Herz-Kreislauf System) hat, aber ein schwaches Fahrgestell (Bänder/Muskeln), dann ist bergauf laufen eine gute Alternative. Dabei arbeitet man vorwiegend gegen die Schwerkraft, hat eine ähnliche muskuläre Belastung wie beim Radfahren und es ist ein Leichtes den Motor voll auf Touren zu bringen ohne sich dabei zu verletzen. Kann man auch im Winter machen, sich auf Skipisten (mit oder ohne Ski) hocharbeiten und dabei viele Minuten Belastung an der Schwelle sammeln. In Städten kann man Sprints oder HIT Einheiten auf Hügeln, steilen Strassen oder Stiegen versuchen.

Apropos anstrengend: Schnelles Laufen ist viel fordernder und anstrengender als schnelles Radfahren. D.h. man muss deutlich längere Erholungsphasen einplanen. Ich war im heuer Mai nach dem Halbmarathon im März und meinen zwei Duathlons im April samt dem dazugehörigen Lauftraining ziemlich streichfähig. Während kurze Spitzenbelastungen (z.B. Zeitfahren) kein Problem waren, war vor allem die Erholungszeit deutlich länger als in den Jahren davor (mit reinem Radfahrtraining). Erst einen Monat später, im Juni, war ich aus dem Loch heraussen und fühlte mich wieder normal.

Schlagwort schnell: Ähnlich wie beim Radfahren die relative VO2max und die daraus abgeleitete Schwellenleistung (FTP) (siehe „Was geht noch?“) über die Leistungsfähigkeit entscheidet, so ist dies auch beim Laufen der entscheidende Faktor. Dieser Beitrag bzw. die darin angeführte Tabelle zeigt einem recht gut das Potential auf, das man als Läufer hat. Meine Vo2max liegt bei ~70 und ich bin heuer 10k in ~34:30 gelaufen. Passt also recht gut. Mein absolutes Leistungsniveau bei Rennen ist dann ähnlich: Bin ich als Radfahrer mit meinen knapp 5W/kg Schwellenleistung ein guter Amateurfahrer, so bin ich beim Laufen auch ein guter Amateurläufer. Einige sind schneller und viele sind langsamer als ich 😉

vo2max-runningspeed

Leidet das Radfahren unter dem Laufen? Jein. Bei mir hat das Laufen zu keiner Verschlechterung der Leistungswerte am Rad geführt, aber sehr wohl zu einem Aufbau an Muskelmasse (= mehr Gewicht = schlecht wenn man mit dem Rad bergauf fährt) und zu einer Reduktion spezifischer Trainingseinheiten, weil man auf ein intensives Radtraining nicht einfach ein intensives Lauftraining drauf packen kann. Nach dem Absetzen des Lauftrainings Ende April ist das Zusatzgewicht (ca. 1-1,5kg) erhalten geblieben und hat mich durch die gesamte Saison begleitet und dann im August/September auch dazu beigetragen, dass ich meine bisherigen Wattbestleistungen überbieten konnte. Bergauf war ich zwar immer noch langsamer als früher, aber am Zeitfahrer im Flachen so schnell wie noch nie. Gefühlt haben die zusätzlichen Laufmuskeln (Äussere Oberschenkelmuskulatur) vor allem die, bei intensiver Belastung ermüdenden, Radmuskeln (Gerade Oberschenkelmuskulatur) unterstützt. Das zeigt auch die Auswertung meiner Garmin Vector Pedale, die deutlich belegt, dass ich mit steigender Ermüdung immer O-beiniger werde (und dadurch die äußere Oberschenkelmuskulatur stärker belaste).

Nach den Erfolgen des heurigen Jahres (u.a. Österr. Meister Duathlon Masters, Österr. Meister EZF Amateure), kann ich nicht behaupten, dass das verstärkte Laufen ein Fehler gewesen wäre. Ich möchte daher auch weiter regelmässig laufen gehen (und irgendwann einmal noch einen drauf setzen!). Allerdings hatte ich heuer auch ziemliche Probleme mit meinen Waden und die schmerzen bei mir vor allem beim Laufen. Diese Schmerzen möchte ich unbedingt in den Griff bekommen – falls dies überhaupt geht. Meine Knöchel sind leider durch mehrfache Bänderrisse in der Bewegung eingeschränkt – und erst dann wird beim Laufen wieder richtig Gas gegeben.